Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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noch 4—5 Gäste aus München eingefunden und die Unterhaltung wurde nun 
eine zwar ebenfalls sehr belebte, aber durchaus friedliche. Der erste Gang 
bestand aus Erbsenbrei und Kartoffeln und war recht schmackhaft, dagegen war 
der zweite Gang, Omelettes aux eonfitures, gänzlich ungenießbar, 3fach 
übersalzen und mit 20 Jahre alten Preiselbeeren von unqualifizir- 
barem Geschmack und eben solcher Farbe gefüllt; sie blieben natürlich 
meistens ungegessen! Desto eifriger griff man zu dem recht schmackhaften 
Münchener Grahambrod, und den zahlreich aufgestellten Obstschalen mit 
Pfirsichen, Birnen, Pflaumen, Aepfeln und Trauben. In reinem Wasser und 
solchem mit Himbeerwasser gemischt, auch nach Wahl in Syphons wurde der 
Durst gelöscht. Einige Toaste brachten einige Abwechslung in die Tischunter 
haltung; ebenso die Verlesung einer größeren Anzahl Begrüßungsdepeschcn 
auswärtiger Vegetarianer, unter denen namentlich eine solche des Herrn 
S ecurius aus Berlin mit einer Aufforderung zur Errichtung einer „vege- 
t a r i a n i s ch e n H e i l a n st a l t" in Süddeutschland zu erwähnen ist. 
Selbstverständlich war diese Aufforderung mit der Zeichnung von einer größeren 
Summe (15000 Mark) begleitet, um sofort festen Boden für die Errichtung 
einer solchen Anstalt zu bieten. 
Die Mittagstafel wurde bald nach 4 Uhr aufgehoben, sodann noch 
geschwind der Vorstand für 1876 gewählt (durch Bestätigung des b is h e r i g e n) 
und nun von den verschiedenen Mitgliedern in einzelnen Gruppen verschiedene 
Gänge in den Straßen der Stadt gemacht, um sich ein Wenig zu erholen und 
neue Sammlung zu den Vorträgen, die der Abend noch bringen sollte, zu 
gewinnen. Mich selbst rief meine Pflicht zu meinen Kranken wieder zu Hause 
und ich fuhr mit dem Abendzuge 8.5', von einer Zahl Mitglieder bis auf den 
Bahnhof geleitet, wieder der Waid zu. Wie mir indeß andern Tages von 
Frl. Meta Wcllmer mitgetheilt wurde, soll der Vortragsabend sehr gut 
ausgefallen, von 150 —180 Münchnern gewählter Gesellschaft besucht und 
namentlich der Vortrag des Herrn Baltzer wiederholt applaudirt worden 
sein. Hoffentlich wird uns das Vercinsblatt denselben im Abdruck bringen und 
uns so nachträglich in den Stand setzen, die Vorzüge desselben ebenfalls genießen 
zu können. 
Soweit mein Bericht. Es sei mir gestattet, nun noch einige Vorschläge 
hier anzuknüpfen zur Besser ge st altung der Verhältnisse des „Ver 
eins der Vegetarianer." 
Wir leben in einer sehr reell gesinnten Zeit. Die heutige Menschheit 
ergreift das Leben mehr von seiner sinnlichen, faßlichen, praktischen Seite. Sie 
will genießen, sie will überall Vortheile für das praktische, genüßliche 
Leben. Für Ideale hat sie nur so nebenbei und ausnahmsweise Zeit. Wollen 
wir ihr den Vegetarianismus empfehlen, so würde es gänzlich gefehlt sein, 
wenn wir an ihm zunächst die ideale Seite desselben hervorkehren wollten. 
Für dieselbe hat die Masse keinen Sinn. Wir müssen die mehr mate 
riellen Vortheile des Vegetarianismus zunächst hervorheben, sie nach allen 
Richtungen beleuchten, die ökonomischen namentlich und die genüßlichen und 
vor Allem die gesundheitlichen. Heut zu Tage ist ja Alles mehr oder 
weniger leidend und krank und doch möchte Alles gesund sein und lange 
leben, um das Leben recht genießen zu können. Empfehlen wir also zunächst 
die gesundheitlichen Vortheile des Vegetarianismus. Und empfehlen 
wir sie ohne ihn selbst zu nennen — denn schon sein Name flößt heut zu 
Tage Manchem und Vielen Schrecken ein, empfehlen wir ihn zunächst nur 
in seiner Grundlage, empfehlen wir ihn indirect, indem wir das Gra-
	        
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