Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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tödtlichen Erschütterungen, Schlag genannt, entstehen; auch giebt es ja be 
kanntlich zur Bekämpfung des Schlagflusses nur ein Mittel: die natur 
gemäße Lebensweise, wie sie in Folgendem noch besprochen wird. 
(Fortsetzung folgt.) 
Gin ZuckerfabriKant wider Willen. 
Krankheitsgesch'ichte 
nebst Bemerkungen über die Zuckerharnrnhr — 
Diabetes mellitus. 
Vom Herausgeber. 
Mitte September vor. Jahres besuchte mich ein hiesiger Beamter, dessen 
Frau ich mehrere Monate früher in Behandlung gehabt hatte und sagte mir 
zu meiner Verwunderung: „Nun bekommen Sie mich als Patienten." Ein 
Blick auf sein Gesicht und seine ganze Figur zeigte mir allerdings, daß eine 
körperliche Veränderung mit ihm vorgegangen, daß ä In Dänemark etwas faul 
bei ihm sein müsse, denn der sonst kräftig gebaute, Mitte der 40 ger Jahre 
stehende, große, niüßig korpulente Mann kam mir ziemlich abgemagert vor, die 
Backen etwas hängend, das Weiße im Auge hatte gelbliche Färbung, die Zunge 
fand ich gelblich belegt, den Leib etwas aufgetrieben und empfindlich bei Be 
rührung, auf Befragen Stuhlgang so leidlich in Ordnung. Eine Hauptklage 
hatte der Herr nun eigentlich nicht, denn er wußte außer allgemeiner Unbe 
haglichkeit, Verstimmung, etwas Müdigkeit, unregelmäßigem Appetit mir weiter 
Nichts anzugeben, so daß ich seinen Krankheitszustand momentan blos für einen 
Magenkatarrh erkennen konnte, ihm deshalb die geeigneten diätetischen 
Verordnungen gab und ihn ersuchte, bald wiederzukommen, wenn es nicht besser 
mit ihni würde oder ihm sonst etwas Auffallendes begegnen sollte. 
Nach 10 Tagen war Pat. schon wieder bei mir und berichtete, daß es 
mit seinem Befinden noch beim Alten stehe, nur habe er mir heute noch mit 
zutheilen, was er beim früheren Besuche übersehen, mir zu sagen, nämlich: daß 
er sehr viel u r i n i r e n müsse, namentlich bei Nacht, was ihn im Schlafe 
störe, ferner daß er immer großen D u r st habe und derselbe doch 
kaum zu stillen sei, und daß ihm sein Urin ganz eigenthümlich vorkomme, blaß 
an Farbe und klebrig, wie er ihn noch nie bemerkt, auch falle seiner Frau der 
säuerliche Athem auf, ferner leide er an öfterem Ausstößen nach 
Tische, sein Appetit sei abnorm stark, eigentlich mehr eine Art Gefräßigkeit und 
trotzdem er ihn tüchtig befriedige, werden ihm alle seine Kleider viel zu weit, 
er fühle auch öfter eine Art von Spannung über der Brust. 
Nun spitzte ich die Ohren, wie ich von nächtlicher Schlafstörung wegen 
Harnruhr hörte und fragte den Herrn, ob ihm bekannt sei, daß es eine 
Krankheit gebe, die man Zuckerruhr nenne, und deren Hauptsymptome 
ich bei ihm zu finden glaube; es bedürfe also blos noch der chemischen 
Harnuntersuchung, um die Diagnose richtig zu machen. Ich bitte 
darum, gleich andern Tages in der Frühe eine Portion frischgelassencn Urin in 
einem Gläschen aufzufangen und zum Apotheker, in seiner Nähe zu bringen, 
der mir in Bezug auf correcle Harnuntersuchung bekannt sei und denselben zu 
ersuchen, diesen Urin auf Zucker und Eiweiß genau zu untersuchen, auch 
das specifische Gewi ch t desselben festzustellen.
	        
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