Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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Jrnpfzwangverein" hat sich inzwischen constituirt, und sein aus fünf 
Mitgliedern bestehender Vorstand hat mit Datum 1. Juni ein Circulair 
erlassen, worin gesagt wird: 
daß dieser Verein sich die Aufgabe stellt, mit allen ihm zu Gebote stehenden und gesetz 
lich zulässigen Mitteln auf Beseitigung des die allgemeine Jmpfpflicht im deutschen 
Reiche aussprechenden Jmpfgesetzes vom 8. April 1874 hinzuwirken. Dieses Bestreben 
rechtfertige sich auch vollkommen durch die Thatsache, daß bereits zahlreiche Fälle 
constatirt seien, in welchen den Geimpften aus der Impfung schwere Schädigungen 
ihrer Gesundheit erwuchsen, Schädigungen, gegen deren Wiederholung 
auch dasneueJmpfzwangsgesetz nicht genügendeSicherheit biete! 
Um diesen Zweck des Gesetzsturzes nun wirksam zu verfolgen, beabsichtigt der 
Dresdner Verein: 
1) U n t e r l a g e n zu sammeln, welche die Entbehrlichkeit der allgemeinen 
Jmpfpflicht begreiflich machen und zwar: 
a) solche, welche darthun, daß die durch das Jmpfgesetz geschaffene allgemeine Jmpf 
pflicht nicht einen so umfangreichen Schutz gegen die Pocken gewähr 
leistet, wie man ihn als Gegenleistung für die Härte der Maßregel verlangen 
könnte; 
b) solche, welche nachweisen, daß es im Vergleich zur Impfung minder schwer in 
die persönliche Freiheit eingreifende sanitäre Maßregeln giebt, denen eine 
ebenbürtige oder mächtigere Schutzkraft gegen die Verheerungen der Pocken beizu 
messen ist. 
2) Alle nachweisbaren Fälle von Gesundheitsschädigungen durch die 
Impfung, besonders aber die, welche vom Tage der Gültigkeit des Jmpfgesetzes an in 
den verschiedenen Theilen des Reiches laut werden, zur Kenntniß seiner Mitglieder zu 
bringen; und 
3) Eine genaue, in jedem einzelnen Falle von mindestens zwei Aerzten vorzunehmende 
und längere Zeit sowohl vor wie nach der Impfung in regelmäßigen Zwischen 
räumen stattfindende unentgeldliche Gesundheitscontrole der Kinder seiner 
Mitglieder zu veranstalten, welche nicht nur den sichern Nachweis etwaiger Ueber- 
tragungen von Ausschlagskrankheiten und insbesondere der Syphilis durch die Im 
pfung, sondern auch die Entdeckung solcher nach der Impfung auftretenden Erkrankungen 
garantirt, welche andernfalls wegen Mangels eklatanter, dem Laienauge entgehender 
Symptome, unerkannt bleiben würden. 
Dem Circulair ist dann noch das 5 Paragraphen enthaltende „Statut", 
sowie die aus 8 Abschnitten bestehende „Gesundheitscontrole" beigefügt. — 
NE" Was ich für meine Person in den: ganzen Schriftstücke vermisse, 
ist die offene Erklärung, daß die Mitglieder, resp. die Gründer des 
Vereines, die Ueberzeugung hegen: 
„daß die Impfung — ob mit primärer Kuhlymphe, oder sekundärer, 
d. i. humanisirter — gar keinen Schutz vor Pockenerkrankung ge 
währt, sondern blos Nachtheile für die Impflinge mit sich bringt, 
sie nach Dr. Nittiuger — virnsirt, die Pocken auch bei den Menschen 
„stationair" macht wie bei den Schafen, was die bislang erschienenen 
statistischen Berichte nnzweiselhaft darlegen und die jüngsten Pocken- 
cpidemien schlagen- beweisen!" 
Sagt doch der Verein in seinem Circulair selbst geradeheraus, daß zahl 
reiche Fälle constatirt seien, in welchen den Geimpften aus der Impfung 
schwere Schädigungen ihrer Gesundheit erwuchsen und wird uns nun 
durch sein Schweigen doch nicht glauben machen wollen, daß andererseits die 
Impfung — das ist Einführung eines thierischen Giftes in's menschliche Blut 
— auch irgend welchen Nutzen schaffen kann! Oder giebt cs nach seiner 
Ansicht ein ungiftiges Gift, einen süßen Essig, einen sauren Zucker, einen 
weiß färbenden Kienruß, eine schwarz schreibende Kreide, eine weiß 
malende Kohle, einen gescheidten Dummkopf?
	        
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