Volltext: Der Naturarzt 1871 (1871)

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und niedrig halten, den Verlauf des Falles müßigen kann: ebenso 
und noch mehr vermag das kalte Wasser allein, frühze itig 
angewendet, dieselben Wirkungen zu erzielen; ja es gelingt 
mittelst desselben den Fall zu verhindern, sich in einen schweren umzu 
wandeln und die beim Typhus gewöhnlich auftretenden Complicationen 
ferne zu halten, die Reeonvaleseenz in eine leichtere und schnellere 
umzuwandeln — also immerhin eine gewisse Abkützung der Ge- 
sammtdauer des Verlaufes zu erzielen. (Also fort, immer fort mit 
dem heillosen Medizinkram und hübsch beim Wasier geblieben! W.) 
4. Wenn auch der Hauptnutzen der äußeren Anwendung des kalten 
Wassers bei dessen frühzeitiger Anwendung am deutlichsten zu Tage 
tritt, so leistet es doch auch noch im späteren Verlaufe des Einzel 
falles wesentliche Dienste. 
Daher ist die Kaltwasser-Behandlung im Stande, den Prozentsatz 
der Sterblichkeit im Typhus um eine beträchtliche Anzahl von Prozenten 
zu ermäßigen. Man setze deshalb zwar nicht allzu excentrische Hoffnungen 
aus die äußere Anwendung des kalten Wassers im Typhus, die zu einer 
Verachtung und jeglichen Vernachlässigung gerühmter, anderer Heil 
methoden führen, aber man verabsäume die Anwendung der kühlenden 
Methode in keinem Falle, da ihre Leistungen mit den bisher ge- 
rühmtesten Methoden konkurriren, ja sie in ihren Erfolgen über 
treffen! (Also doch dieses Zugeständniß! wozu dann noch andere Me 
thoden probiren und nicht a la Brand bei der einen unübertreff 
lichen Wasserbehandlung beharren? W.) 
6. Die Hauptindication für die äußere Anwendung des kalten 
Wassers giebt der Stand eines sicher gehenden normirten Thermome 
ters, das in der Privatpraxis am besten in der Achselhöhle des 
Kranken angelegt wird. Sobald die Temperatur des Kranken hier d auernd 
auf 390 0. steht, oder diese Temperatur überschritten ist, kühle man 
mit dem kalten Wasser den Kranken ab und greife zu diesen Abkühlun 
gen so oft, als bei von Neuem angestellten Messungen, die bei Tag 
und Nacht, in schweren, mit Schlaflosigkeit, großer Unruhe, Delirien 
oder Coma vergesellschafteten Fällen alle 2 Stunden zu wiederholen 
sind, die Temperatur von 39° C. (31° R.) sich als erreicht oder über 
schritten darstellt. (Hiezu bemerke ich, daß nach meinen vielfältigen Er 
fahrungen die Achselhöhle nicht der bequemste Ort und nament 
lich bei mageren Personen ganz unzweckmäßig ist, ich ziehe immer die 
Mundhöhle entschieden vor, welche gut geschloffen werden kann, und 
nur wo dies nicht möglich ist, wegen etwaigen bewußtlosen Zustandes 
des Kranken, da wende ich mich zur Achselhöhle; den After oder 
die Scheide, wie Manche vorschlagen, halte ich in der Privatpraxis 
für ganz unpassend.
	        
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