Volltext: Der Naturarzt 1870 (1870)

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Viel Aufenthalt also und möglichst unausgesetzter Aufenthalt im 
Freien sei das erste diätetische Gebot der werdenden Mutter bei Tag, 
und bei Nacht vermittle, mindestens den weitaus größten Theil des 
Jahres, das Offenhalten einzelner oder mehrerer Fensterflügel des 
Schlafzimmers einen recht fleißigen Austausch der abgestorbenen Luft⸗ 
theile der Schlafräume mit den gesunden des großen gesunden Luft⸗ 
meeres *). Nur so kann sich die Mutter für die ganze Zeit der 
Schwangerschaft und darüber hinaus eine tüchtige und ausreichende 
Grundlage für ihr eigenes und ihres werdenden Kindes Lungen⸗- und 
Blut- und Haut- und Nerven- und Ernährungsleben sichern. Man 
fürchte nicht, daß man im Verkehr mit der äußeren Luft allzugeschwind 
zu viel thue — es geschieht sicher eher 100mal zu wenig darin, ehe 
einmal zu viel gethan wird; bei Bedachtsamkeit indeß und bei be— 
wußtem Vorgehen in dieser diätetischen Angelegenheit muß auch dies 
eine Mal zu viel gegenüber den 100mal zu wenig noch vermieden 
werden können. Man vermittle durch mäßige und gleichmäßige An— 
gewöhnung, überschreite ein gewisses, natürlich je nach Eigenartigkeit 
wechselndes mittleres Maß nicht und wolle in pedantischer (zu pünkt⸗ 
licher) Genauigkeit nicht allzu harten und rauhen Wetterunbilden 
trotzen. —3 
Mit dem ersten diätetischen Gebot des fleißigen Verkehrs in und 
an der frischen Luft verbindet sich am zweckmäßigften das zweite diä⸗ 
tetische Gebot fleißiger Bewegung, d. h. fleißiger Bethätigung 
aller einzelnen Glieder und Körpertheile: die Schwangere mache sich 
einen täglichen mehrstündigen Gang und eine tägliche mehrstündige 
Arbeit im Freien zur unabweislichen Pflicht. Es versteht fich, daß 
Bewegung und Arbeit den Kräften angemessen und mit den erforder⸗ 
lichen Pausen der Ruhe, Erholung und Abwechslung unterbrochen 
werden müssen. Auch in dem für unsere Schutzbefohlenen so wichtigen 
zweiten Gebote geschieht sicher wie beim ersten 100mal öfter zu wenig 
als einmal zu viel. Und hier wie dort ist das eine Mal zu viel 
*) Wir empfehlen an dieser Stelle auf's Dringendste das Nachlesen fol⸗ 
gender zwei Schriften: 1) Gesundheitspflege in Schule, Wohnung und Stall. 
Abdruck der trefflichen Aufsätze über das Athmen in der Kölnischen Zeitung, 
1869 und 1870, verschiedene kleine Heftchen von 20 bis 30 Seiten (Köln, 
M. Du⸗-Mont-Schauberg); MLuft und Bewegung zur Gesundheitspflege ꝛc. 
Von Th. Becker. Motto: „Die Luft des geschlossenen Raumes ist es, die 
wahrscheinlich den größten Theil alles menschlichen Elends kennzeichnet, so⸗ 
weit dasselbe in Krankheiten gegeben ist.“ Frankfurt a./M. J. Chr. Herr⸗ 
mann'sche Verlagshandlung. 1867. Preis 10 Sgr.
	        
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