Volltext: Der Naturarzt 1870 (1870)

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in's Lager gebracht werden. Kein Soldat unter 24 Jahren darf in's 
Feld oder in die tropischen Länder geschickt werden. Wie aller An— 
fang schwer ist, so ist auch schon bei Beginn eines Krieges das erste 
Ausrücken der Truppen in's Feld mit vielen Beschwerden verbunden, 
da die Soldaten sich an diese veränderte Lebensart noch nicht gewöhut 
haben. Der beste, muthigste und tapferste Soldat kann sich ebei dem 
Ausmarsche einer Gewissensträurigkeit, Bangigkeit und Sehnsucht nach 
den Seinen nicht entschlagen. Das Weggehen von Haus und Hof, 
das Verlassen der lieben Angehörigen, die Thränen von Frau und 
Kindern, der Abschied vom theuern Vaterlande, die Ungewißheit des 
bevorstehenden Schicksals, alles dies sind Momente, die das Gemüth 
des Soldaten verstimmen und selbst nach und nach, wenn ihre Ein— 
wirkung nicht durch zweckmäßige Maßregeln beseitigt wird, ihn krank 
und elend machen können. Wie die Heerführer durch begeisternde An— 
reden eine Armee ermuthigen können, wie sie den Ausmarsch durch 
klingendes Spiel und Feldgesänge erleichtern, so kann auch der Feld— 
arzt seine ihm zur Pflege anvertraute Heeresabtheilung durch eine 
passende Diät von den Einflüssen niederdrückender Gemüthsaffekte be— 
freien und zu einer fröhlichen Stimmung der Soldaten Manches bei— 
tragen. 
Ein guter Marsch gilt eine gewonnene Schlacht. Dieser Grund— 
satz ist auch nach einer andern als der gewöhnlichen Seite von Be— 
deutung. Sind die Soldaten dgher in Friedenszeiten nicht an längere 
größere Märsche gewöhnt worden, so muß man, wenn es die Um— 
ftände irgendwie gestatten, mit kleinen Tagemärschen beginnen, denn 
hierdurch wird der Soldat am leichtesten gewöhnt, große und forcirte 
Märsche ohne Nachtheil für seine Gesundheit machen zu können. Fer— 
ner wird es für den Marsch von großer Bedeutung sein, zu welcher 
Jahreszeit und durch welche Gegenden derselbe geschieht. Welch' be— 
deutender Unterschied, ob ein Heer auf seinem Marsche durch mildes 
Frühlingswetter begünstigt wird, oder andernfalls, ob es mit den ex— 
tremen Einflüssen eines glühenden Hochsommers oder eines grimmigen 
Winters von vorneherein zu kämpfen hat! Welch' ein Unterschied gleich— 
falls, ob in einem benachbarten Lande von mehr dem Heimatlande 
homogenem Klima, oder in einem fernen Landstriche, weit im Süden 
oder Norden, wo selbst die Tageszeit des Marsches schon großer Rück— 
sicht bedarf! Ist es schon schwierig für ein einzelnes Individuum, sich 
in einem fernen Lande zu akklimatisiren, um wie viel höher steigt 
diese Schwierigkeit bei einem ganzen großen Heere? Die Akklimati— 
sation einer Armee ist daher zuweilen mit einem Siege derselben
	        
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