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in's Lager gebracht werden. Kein Soldat unter 24 Jahren darf in's
Feld oder in die tropischen Länder geschickt werden. Wie aller An—
fang schwer ist, so ist auch schon bei Beginn eines Krieges das erste
Ausrücken der Truppen in's Feld mit vielen Beschwerden verbunden,
da die Soldaten sich an diese veränderte Lebensart noch nicht gewöhut
haben. Der beste, muthigste und tapferste Soldat kann sich ebei dem
Ausmarsche einer Gewissensträurigkeit, Bangigkeit und Sehnsucht nach
den Seinen nicht entschlagen. Das Weggehen von Haus und Hof,
das Verlassen der lieben Angehörigen, die Thränen von Frau und
Kindern, der Abschied vom theuern Vaterlande, die Ungewißheit des
bevorstehenden Schicksals, alles dies sind Momente, die das Gemüth
des Soldaten verstimmen und selbst nach und nach, wenn ihre Ein—
wirkung nicht durch zweckmäßige Maßregeln beseitigt wird, ihn krank
und elend machen können. Wie die Heerführer durch begeisternde An—
reden eine Armee ermuthigen können, wie sie den Ausmarsch durch
klingendes Spiel und Feldgesänge erleichtern, so kann auch der Feld—
arzt seine ihm zur Pflege anvertraute Heeresabtheilung durch eine
passende Diät von den Einflüssen niederdrückender Gemüthsaffekte be—
freien und zu einer fröhlichen Stimmung der Soldaten Manches bei—
tragen.
Ein guter Marsch gilt eine gewonnene Schlacht. Dieser Grund—
satz ist auch nach einer andern als der gewöhnlichen Seite von Be—
deutung. Sind die Soldaten dgher in Friedenszeiten nicht an längere
größere Märsche gewöhnt worden, so muß man, wenn es die Um—
ftände irgendwie gestatten, mit kleinen Tagemärschen beginnen, denn
hierdurch wird der Soldat am leichtesten gewöhnt, große und forcirte
Märsche ohne Nachtheil für seine Gesundheit machen zu können. Fer—
ner wird es für den Marsch von großer Bedeutung sein, zu welcher
Jahreszeit und durch welche Gegenden derselbe geschieht. Welch' be—
deutender Unterschied, ob ein Heer auf seinem Marsche durch mildes
Frühlingswetter begünstigt wird, oder andernfalls, ob es mit den ex—
tremen Einflüssen eines glühenden Hochsommers oder eines grimmigen
Winters von vorneherein zu kämpfen hat! Welch' ein Unterschied gleich—
falls, ob in einem benachbarten Lande von mehr dem Heimatlande
homogenem Klima, oder in einem fernen Landstriche, weit im Süden
oder Norden, wo selbst die Tageszeit des Marsches schon großer Rück—
sicht bedarf! Ist es schon schwierig für ein einzelnes Individuum, sich
in einem fernen Lande zu akklimatisiren, um wie viel höher steigt
diese Schwierigkeit bei einem ganzen großen Heere? Die Akklimati—
sation einer Armee ist daher zuweilen mit einem Siege derselben