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Gefahren die geringste Rolle spielt. Selbst in Friedenszeiten ist der
Gesundheitszustand der Truppen ein ungleich schlechterer, die Sterb—
lichkeit um ein Beträchtliches größer, als bei der Zivilbevölkerung
derselben Altersklassen, größer sogar als bei den Fabrikarbeitern und
Proletariern, die doch mit Noth, Hunger und Kälte zu kämpfen haben.
Während z. B. in Deutschland, Frankreich und England die jährliche
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über 10 bis 14 auf 1000 beträgt, sinkt dieselbe bei den stehenden
Heeren derselben Länder nicht leicht unter 18 bis 20 auf 1000. Bei
manchen Heeren Europas ist aber die Sterblichkeit sogar 3 bis 4 Mal
zrößer als bei den andern Klassen der Bevölkerung.
Im Krieg gestalten sich begreiflicher Weise Gesundheits- und
Sterblichkeitsverhältnisse noch unendlich schlimmer; und doch werden
die ungeheuern Verluste an Menschenleben nicht bloß und nicht so—
wohl durch Schlachten, Belagerungen u. s. w. veranlaßt, als viel—
mehr durch die Strapatzen und Gemüthsbewegungen,im Felddienst,
Bivouak u. s. w., durch schlechte Baracken, Lager, durch die ganze
Art der Pflege und Beköstigung, durch die ungeordnete Lebensweise,
wie endlich durch unzureichende, wo nicht schlechte Beschaffenheit der
Spitäler, Feldlazarethe und der ganzen Krankenpflege darin. Wir be—
greifen so die Entstehung jener Nervenfieber, jener Epidemien von
Kriegstyphus, von Ruhr, Cholera, Scorbut, wie sie bis auf den
heutigen Tag neben jedem Feldzuge einhergehen und den Armeen un—
endlich größere Verluste beibringen als alle Schlachten zusammen.
Auf 1000 Mann kommen gewöhnlich etwa 100 Blessirte. 20 bis
30 0/0 stehen beständig auf der Krankenliste, 30 bis 40 0/0 werden
meist im Felde kampfunfähig und 20 bis 30 0/0, oft sogar 50 von
Hundert sterben jährlich. Die brittischen Truppen z. B. verloren im
Winter 1854/55 in der Krimm 35 0/0 besonders in Folge schlechter
Pflege, 1855 sogar nur 10 0/0 an Verwundungen, fast 40 0/0 aber an
Krankheiten; bei der französischen Armee starben in der Krimm und
am Bosporus nur vom Januar bis März 1856 35 bis 40,000
Mann. Selbst in Friedenszeiten gilt es für sehr günstig, wenn jähr—
lich nur 3 bis 40/0 der Mannschaft erkranken, wie z. B. in England
und während die britische Armee im Februar 1855 in der Krimm
aur 6 Mann vor dem Feinde verlor, sollen 1407 im Lager und 660
in den Spitälern gestorben sein. Die preußische Armee hat nach ge—
aauen statistischen Erhebungen aber schon im Frieden jährlich über
100,000 Kranke.
Die schweizerischen Militärschulen von den Jahren 1866, 1868