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und rosig geworden, unsere kaum noch schlaffen Muskeln sind stramm
geworden, die Pulse klopfen lebhafter, unser Gedankenflug ist ein hö—
herer, für Alles Gute und Schöne wieder empfänglich. Und Alles
das bewirkt das einfache, klare, krystallhelle, kühle Wasser ... Ein
anderes Beispiel von der Wunderwirkung des Wassers. Wir befin—
den uns im Ballsale. Soeben schreitet ein holde, junge Dame an
uns vorüber. Sie ist von untadelhafter, makelloser Schönheit. Das
Bischen Schnüren wollen wir ihr nicht zum Vorwurfe machen. Sie
ist reizend vom Wirbel bis zur Zehe. Jeder Zoll ihres vollendet
schönen Körpers pulsirt Vergnügen und Glück. Doch, o Schreck! sie
erblaßt, sie sinkt um, Pulse, Athem stocken, alles Wogen, alles Leben
ist erloschen. Das Mieder wird durchschnitten, doch die schneeigen
Wellen sie bleiben unbeweglich. Da entreißen wir dem nächsten Die—
ner ein Glas Wasser und schleudern kräftig ein paar Tropfen gegen
die marmorbleichen reinen Züge. Sie athmet auf, die Pulse begin—
nen wieder zu klopfen, Leben, Glück und Gesundheit sie kehren wie—
der. Der mächtige Lebensretter, er wird in einen Winkel geschoben
und nur darüber geklagt, daß es nicht ohne Fleck in der rosaseidenen
Robe abgegangen.
Begeben wir uns, um den mächtigen Heilwerth des kalten Was—
sers kennen zu lernen, nach der Krankenstube. Wir finden ein fieber—
glühendes Kind, das im Delirium bewußtlos dahinliegt. Jeder laute
Ausdruck seiner Fieberphantasie, jedes Seufzen, jedes Aechzen schneidet
der am Bette sitzenden Mutter durchs Herz. Die Augen des Kindes
glänzen fieberhaft, seine Haut ist brennend heiß und trocken, seine
Lippen sind verdorrt, seine Zunge krustig vertrocknet. Der äußere,
der innere Körper lechzt nach Befeuchtung, nach Kühlung. Aber die
sorgsame Mutter hat noch weit mehr als der behandelnde Arzt das
Gespenst „Verkühlung“ im Hirne sitzen. Sie häuft Betten und. Decken
auf das arme Kind und behindert damit noch mehr die einzige na—
türliche Quelle der Kühlung: die Wärmeabgabe von der Haut aus.
Die Wärme häuft sich immer mehr im Körper und an der Körper—
oberfläche an, das Kind wird immer unruhiger, wälzt sich hin und
her, um an den frischen Linnen doch einigermaßen seine Glieder zu
kühlen und strampft mit den Füßchen instinktmäßig die Decken weg.
Doch Mama in ihrer grausamen Zärtlichkeit holt gewärmte Bettlacken
und die erstickenden Decken werden festgebunden. Das Kind will die
inneren Gluthen löschen, es gibt dies zu erkennen, indem es an den
trockenen Lippen saugt. Man sieht dies und reicht in erbarmungs—
loser Liebe dem verschmachtenden Liebling ein eklich laulicht Gebräu,