Volltext: Der Naturarzt 1870 (1870)

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Diese Analysen sprechen demnach sehr günstig für den Nährwerth 
der der Kleie anhaftenden Substanzen. Nach dem bisher Erörterten er— 
übrigt nur mehr die Frage, welches Brod von den beiden besprochenen 
Fruchtgattungen den Vorzug verdiene. J 
Hierüber haben bereits Erfahrung und Wissenschaft die Entschei— 
dung gefällt und dem Weizenbrode den Vorzug gegeben. 
Die Erfahrung, gestützt und aufgebaut durch die tägliche Praxis 
und die daraus gemachten Wahrnehmungen, wurde von der Wissenschaft 
auch vollkommen bestätigt, indem diese auf Grund der Analhse der 
Nährsubstanzen beider Fruchtgattungen im Weizen einen hervorragen— 
deren Antheil an Stickstoffgehalt, also nach der bis jetzt noch zum größ—⸗ 
ten Theile herrschenden Theorie, ein reicheres Material für die Blut— 
bildung, gefunden hat.. 
Zunm Schlusse dieses Kapitels sei noch einiger Erfahrungen und 
Wahrnehmungen bezüglich der Nahrhaftigkeit des Schrotbrodes gedacht. 
Hierüber berichtet von der Decken in seinen Gräfenberger Mitthei— 
lungen folgenden Fall: „Als im Jahre 1852 nach Errichtung der 
Typhus⸗Waisen⸗Anstalten in Oberschlesien von dem Präsidenten der 
Provinz die Aufforderung an die bei den Anstalten fungirenden Aerzte 
erging, sich gutachtlich darüber zu äußern, welches Brod sie als das 
zweckmäßigste für Kinder betrachten und ob der im Brodmehl vorhandene 
geringe Prozentgehalt an Kleie in Abgang gebracht werden solle, haben 
sämmtliche Aerzte ihr Urtheil dahin abgegeben, daß nur ein kleienreines 
Brod zulässig sei, während mein Gutachten dem der übrigen Aerzte di— 
rekt entgegen stand. Die wissenschaftliche Begründung meiner Änsicht 
hat höheren Orts Anerkennung gefunden und es wurde in allen Anstalten 
das Schrotbrod definitiv eingeführt. Sehr bald hat auch die Erfahrung 
hierüber entschieden, daß all die Bedenken der übrigen Aerzte unbegründet 
waren und daß bei keinem der vielen Kinder ungünstige Erscheinungen 
zur Beobachtung kamen, im Gegentheile war man bemüssigt, anzuerken— 
nen, daß das gute Gedeihen der theilweise kränklich und sehr schwächlich 
übernommenen Kinder ganz besonders mit auf Rechnung des Schrot— 
brodes zu bringen ssi. — 
Dieses ist von dem. damaligen Direktor dieser Anstalten, dem Re— 
gierungsrathe Polemsky, ausdrücklich anerkanut worden. 
Wie sehr das Schrot- oder Grahambrod auch dem zarten Magen 
des kindlichen Organismus entspricht, beweisen weiters die Erfahrungen 
von der Decken's und Th. Hahn's auf der Waid bei St. Gallen. 
Beide haben das Schrotbrod bei Kindern in einem Alter von 1/⸗
	        
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