Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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die sich mir anvertrauenden Kranken ohne Ausnahme 
mit einer arzneilosen, rein Hygieinischen oder Diätkur zu 
hehandeln. Denn — wohl gemerkt! — ein Drittes giebt 
ꝛs nach meiner Meinung nicht: Entweder man ist „Medi— 
riner“ und versucht jedes von ärztlichen Autoritäten anem— 
pfohlene und in den Apotheken vorräthig gehaltene Mittel; 
oder man verwirft die Anwendung solcher „Gifte“ vollstän— 
dig und beschränkt sich allein auf ein zweckentsprechendes 
diätetisches Verhaltenn. 
Wenn nun gegenwärtig eine neue ärztliche Partei, welche 
m Publikum und zwar gerade unter dem eigentlichen Volke 
achtungswerthe und warme Sympathien besitzt, dreist und 
ehrlich auftritt mit der Erklärung: „Wir wollen der Natur— 
heilkraft ihr Verdienst nicht selbstsüchtig neidischer Weise ver— 
cleinern und streitig machen, sondern sie demüthig lobpreisend 
unterstützen und anerkennen, so bin ich selbstverständlich in 
der vordersten Reihe des Kampfes und würde dies sogar 
auch sein, wenn dieser Krieg so unpopulär wäre, wie er in 
der That im Gegentheil populär ist .... 
Um aber bei dem gegenwärtigen Stande des Streites 
Etwas auszurichten, also den Sieg zur Entscheidung zu 
bringen, kommt Alles darauf an, eine möglichst große An— 
zahl günstig verlaufener, also gründlich geheilter Krankheits— 
älle aufführen zu können, um durch die Macht der That— 
sachen auch die Ungläubigen und Widerwilligen zu über— 
zeugen. 
In dieser Beziehung fehlt es, sowie überhaupt an ent— 
sprechendem statistischem Material, so leider auch mir per— 
sönlich noch an genügender Erfahrung, nicht aber an Be— 
richten von Seiten mir als durchaus zuverlässig be— 
kannter Gewährsmänner. 
Unter diesen nenne ich Ihnen hier besonders zwei: Hrn. 
Dr. jur. W. Meinert, Arzt der Naturheilanstalt zu 
Dresden, und Hrn. Th. Hahn, Arzt der Heilanstalt „Aus 
der Waid“ bei St. Gallen in der Schweiz. Beiden Män— 
niern steht eine langjährige Erfahrung auf dem Felde natur— 
zgemäßer Heilweise zu Gebote, dem Letzteren eine solche von 
bereits mehr denn 20jähriger Praxis. 8* 
Ich gestehe Ihnen nun, daß der beste Rath, den ich 
Ihnen nach strengster Prüfung meines Wissens und Ge— 
wissens geben kann, so bald als irgend thunlich, eine solche 
Anftalt auf einige Wochen zu beziehen, und füge zugleich 
die Versicherung' hinzu, daß ich an Ihrer Stelle eine der 
beiden genannten, die ich als vernünftig und sachverständig 
geleitet kenne, wählen würde. 
Die daselbst in Anwendung kommende Behandlung be— 
schränkt sich, wie gesagt, auf Anregung der Hautthätigkeit 
durch Bäder und Wasseranwendung in allen Formen und 
auf zweckmäßige Regelung des eigentlichen Stoffwechsels 
(durch einfache, reizlose Nährweise), der körperlichen Ruhe 
und Bewegung und der gemüthlichen Stimmung. 
Sie sehen, geschadet kann unter keinen Umständen 
durch ein solches Verfahren werden, sondern es muß unter 
allen Umständen einigermaßen nützlich sein; wie und in wel⸗ 
chem Grade es nützlich ist, das zu erfahren, scheint mir 
ehr wohl eines Versuches werth zu sein. Ich für mein 
Theil bin sogar fest überzeugt, daß Sie bei Ihrer kräftigen, 
—0 
werden müßten. — 
Nun aber, lieber G., das aber. Ich kann nämilich 
nicht läugnen, daß Sie mich in peinliche Verlegenheit setzen 
vürden, wenn Sie sich geneigt erklärten, eine entsprechende 
Kur nach meiner Anordnung bei sich zu Hause vorneh— 
men zu wollen. Die vollständige Kur in allen Einzelheiten, 
in ihrer ganzen Vollständigkeit (nach Umständen Dünsten in 
vollenen Decken mit nachfolgenden lauen Abwaschungen oder 
Zalbbädern, regelmäßige Sitzbäder in eigens construirten 
Sitzbadwannen, feuchte, erregende, örtliche Umschläge mit 
nachfolgenden Waschungen und Reibungen, völlige Enthal⸗ 
tung von allen reizenden Speisen und von allen aufregenden 
geiftigen Getränken, wie Wein, Bier, Kaffee u. s. w. gänz— 
liche Vermeidung von Aerger, gemüthlicher und geschlechtlicher 
Aufreizung u. s. w.) ist auch beim besten Willen — an wel— 
chem ich bei Ihnen wahrlich nicht zweifle — unter den 
Verhältnissen, in welchen Sie sich befinden, unausführbar. 
Unter diesen Umständen wäre es mir das Erwünschteste, 
wenn Sie es baldigst möglich machen könnten, nach Dresden 
zu kommen, wo ichSie dem Herrn Meinert persönlich 
empfehlen und auch ab und zu besuchen könnte. — Die 
Kosten betreffend, glaube ich, daß Sie mit 50 bis 100 Thlr. 
höchstens die ganze Kur abmachen könnten und daß, wenn 
dann, innerhalb einiger Wochen, noch ein Krankheitsrest 
— Sie bestimmt die Ueberzeugung 
des günstigen Erfolges und damit zugleich die nöthige Lust 
und Kenniniß zum Fortgebrauch der etwa dann noch zu 
empfehlenden Kurmittel gewonnen haben dürften. — Ich 
hoffe mit Zuversicht, daß die Befolgung dieses dringend er— 
— 
wird. . 8 n 
Leben Sie wohl und geben Sie bald weitere Nachricht 
über Ihr Befinden — — 
gIhrem ꝛc.. 
Boruttau. 
Villigste landwirthschaftliche Zeitung. 
Im Verlage von J. Schneider in Mannheim erscheint und 
nehmen alle Buchhandlungen und Postanstalten Bestellungen 
entgegen. 
8erichte — 
Ackerbau, Weinbau, Garkenbau, Viehzucht und landwirths⸗ chaftl. 
Gevwerbbe.. — 
Nebst landwirthschaftlichem Literaturblatt. 
HGHerausgegeben vvnnnn 
*).Mit dieser Ausschließlichkeit hat der werthe Briefsteller jeden— Dr. H. K. Schneider K P. Heramer. 
esewechden —35 — Herren Collegen zu 8 Ahew 838wölfter Jahrgang . — 
inzig die Unbekanntschaft mit den weitern einschläglichen Persön— 46 I 44 . RM.. 
lichkenen verhinderte ihn, weitere zu nennen. Monatl. 1 Nummer 4.. Preis jährlich 20 Sgr. —1 fl. 12 kr. rhein. 
Der Herausgeber. Probenummern sind in jeder Buchhandlung zu haben. 
Verlag von Theobald Grieben in Berlin. — Druck von A. Büche in Elgg, Kant. Zürich. 
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