Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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Aufsaugungs- oder Aufnahmeorgan, sowohl für fette, wie des Hautlebens übernehmen, — dies Beides setzen wir 
für wasserdunst- und gasförmige Stoffe. als bekannt voraus. —U —— 
Die Haut ist am lebenden Organismus kein so ein— Man pflegt gewöhnlich bei der Haut die Beziehung 
it sie Kuge jegerbten Zustande Als Ausscheidungsorgan für die wichtigste anzusehen, na— 
faches Gebilde, wie sie uns im todten gegerbten Zus ug,e 
in der Form des Leders so häufig vor die Augen tritt. nentlich mit Rücksicht auf die große Anzahl ihrer Schweiß— 
* in uß— rüsen (etwa 42, Millionen); da aber mindestens eben fo 
Sie ist umgekehrt ein äußerst kunstvoll zusammengesetztes »rüser ß u tens eben 
Gefüge von allen möglichen einzelnen Apparaten, Gewe— ele Nervenschlingen darin verlaufen und die gleiche 
den und Organtheile .· — ——— 
Nan pflegt die Haut gewohnlich anatomisch R jen Bestimmungen der Haut von gleich großer Wichtig⸗ 
ndeß mit einander zusammenhängende, innig verwachsene eit sind. Mindestens sollte man, der Wichtigkeit der 
Bestandtheile zu zerlegen, in die eigentliche Oberhaut usscheidenden Thaͤtigkeit unbeschadel nicht allzu laienhaft 
Dpidermis), in die mittlere oder Lederhaut — n allen pathologischen Vorkommenheiten nur allein die 
ind in die Unter- oder Fetthaut EPanniculus adi- gestörte Hautausscheidung, zurückgetretenen Schweiß ꝛc. 
oosus). — m Munde führen! Wir mögten namentlich an das Mo— 
In der Oberhaut (auch Hornhaut genannt) la- gent der oft ungeregelten electrischen Strömungen erin— 
zert das Malpighösche Schleimnetz, in dem die ver⸗ ern, die sowohl in chronischen, wie in akuten Krank— 
chiedene Hautfärbung der einzelnen Individuen, wie die eiten eine weit höhere Berückfichtigung verdienen,als 
zanzer Völker und Racen zu Stande kommt. Auf ihr ie ferner liegende ausscheidende Thäligkeit. In den 
lagern die bald kürzern, bald längeren, bald glatten, neisten Nervenleiden unserer verkommenen Stubensitzer 
dald krausen höchst verschieden gefärbten Haare. Durch⸗ nd Genußmittel Fröhnenden, sodann in allen Fieberzu— 
lockert wird sie von den Ausführungsgängen der Schweiß⸗ änden und vor Allem in den torpiden Stadien des Ty— 
ind Talgdrüsen der unter ihr liegenden Hautschicht. Ohne hus, der Cholera und verwandter Krankheiten ist oft 
ꝛigene Nerven und Blutgefässe bildet sie sich ‚neu nur von nit der Applikation eines einzigen feuchten Kältereizes 
der unter ihr lagernden Schicht aus, reibt, stößt, nutzt sich rugenblicklich, lange bevor nur von hergeftellter Hautaus— 
tur nach Außen zu ab und ist nahezu gefühls— und le⸗ cheidung die Rede sein kann, jede Lebensgefahr beseitigt! 
henslos, jedoch mit der unterliegenden. Schicht innig an— ünd umgekehrt sieht man oft unter medicmisher vehant 
‚ängend verwachsen. — ung, trotz reichlichster Hautausscheidung und Schweißab— 
Die Lederhaut, auch Gefäßhaut genannt, ist onderung, rein aus Mangel— geregelter Nervenströmungen 
der hauptsächlich lebensthätige Theil der Haut. In ihr hen Tod erfolgen. Wie leicht aber wäre hier der Man— 
iind Nerven und Blutgefässe sehr reich vertreten; auf gel geregelter Nervenströmungen herzustellen gewesen, mit 
hrer äußern, der Oberhaut zugekehrten Fläche lagern die iner, t wenigen flüchtigen kalten oder lauen Wasser— 
Gefühlswärzchen, reich von Nerven umspielt; ferner lagern pplikationend *)ylle inzelnen Bestimmungen und 
ihr die nach außen durch die Oberhaut ausmündenden Thätigkeiten der Haut sind also stets insgesammt in's 
Schweiß- und Talgdrüsen; auch haben die Haare Auge zu fassen, wenn man daran geht, sie zu kräftigen, 
nit ihrer Haarwurzel oder Haarzwiebel (Haarbalg oder ie und mit ihr den Gesammtorganismus zu gesunden, 
daarsäckchen) in ihr ihren Ernährungsboden. Betrachtet 1bzuhärten. 
man die Haut mancher Thiere, nachdem sie gegerbt ist, Wodurch unterscheidet sich eine gesunde, d. i. abge— 
nikroskopisch, so scheint sie, namentlich die des Büffels zärtete Haut von einer kranken, leidenden, geschwächten? 
aus nichts als aus innigst in einander verfilztem feinstem Jene hat Leben, hat Thätigkeit, hat Turgor (Schwellung), 
Haargeflecht zu bestehenn. — diese ist matt, geschwächt, unthätig. Jene hat eine gleich— 
Die Unter- oder Fetthaut, mit der Lederhaut näßige und darum vom Träger nicht gefühlte Wärme; 
mnig verwachsen und sich nach unten wieder an die un- diese hat eine ungleichmäßige Temperatur, bald als Kälte, 
zer ihr lagernden Gebilde, namentlich die die Muskeln dald als Hitze wahrgenommen, bald beides gleichzeitig an 
ind Knochen einhüllenden Fascien innigst anheftend, hat oerschiedenen Orten. Jene hat eine frische, Leben und 
hren Namen Fetthaut von der in ihr und ihren Maschen— hesundheit verheißende, an Kindern und Jungfrauen un— 
räumen zahlreich vertretenen Fettzellen. Sie ist es gemein entzückende, an Jedermann aber lieblich erfreuende 
vor allen Hautgebilden, die den Organismus theils me- lleichmäßig helle, nur an eckigen Gelenken etwas erhöhte, 
hanisch gegen äußern Druck, Stoß ꝛc. theils physikalisch iuf Wangen schwellend röthliche Färbung; diese ist bald 
gegen äußere Kälte oder Wärme schützt. Lebendig thäti- zJrau in grau, bald gelb in gelb, bald weiß in weiß, 
zen, physiologischen Schutz hingegen gewährt am meisten mmer aber matt und leblos angemalt, und man weiß 
die Lederhaut. Die Blutgefäße und Nerven der letzteren uicht, wie der classische Raus se sich gleich poetisch, wie 
treten aus dem innern Organismus natürlich durch die vahr ausdrückt, ob das Glied, auf welchem sie sich aus— 
Fetthaut in sie hinein. Daß die Blutgefäße wegen ihrer dreitet, „recta aus einem Leichenhaus genommen ist, oder 
apillarischen Construction, wie überall, so auch in der 
dederhaut sowohl die neubildende und ausscheidende, wie 
die rückbildende und aufsaugende Thätigkeit vermitteln, — 
daß ferner die feinen Nervenendigungen in der Lederhaut 
sowohl die vom Hirn ausgehenden (centrifugalen), wie 
die zum Hirn hingehenden (centripetalen) Thätigkeiten 
*) Erfurth, A. F. Besitzer der Wasserheilanstalt Feldberg, hat 
n einer kleinen Schrift; Theorie des Wasserheilverfahrens oder elec— 
rische Strömung als Ursache der belebenden Wirkung des kalten 
Wassers (Hamburg, Hoffmann u. Campe, 1851. 150Sgr.) das 
‚ierauf bezügliche physikalische Gesetz sehr hübsch besprochenü.“ 
Der Herausgeber.
	        
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