Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

ind Edles gesprochen worden, das den Keim zu bilden ver— 
dient von einer friedlichen Bewegung zur freiheitlichen Ent— 
wicklung der Wissenschaften. Mögen Allöopathen, wie Homdo⸗— 
hathen und Naturärzte sich. einigen und freundlich wieder— 
inden im Erkennen des einzig richtigen Weges zur Wahrheit: 
Die freie Forschung, die freie Konkurrenz! 
Beneralversammlung der Freunde naturgemäßer Heilweise 
in Winterthur am 11. Oktober 1868. 
I. 
Am 11. Oktober d. J. fanden sich aus den verschieden⸗ 
ten Theilen der Schweiz einige 50 Freunde naturgemäßer 
Heilweise zusammen, um die zerstreuten Vereine derselben, so⸗ 
die die zerstreuten einsam Dastehenden zu einem geschlossenen 
Tentralvereine zu verbinden. Die Versammlung wurde am 
Nachmittag 1 Uhr im Steinbock unter dem Vorsitze des Hrn. 
—V im Kanton Glarus, mit 
einer kurzen Ansprache eröffnet. Da die Zeit kurz zugemessen 
war für den größern Theil der Anwesenden, so ging man 
ofort zu der Hauptveranlassung der Versammlung, der Be— 
rathung der Statuten über. Nach Erledigung derselben schritt 
man zur Wahl des Vorsitzenden für den Centralverein, aus 
cher mit Stimmeneinhelligkeit Herr Fahrikbesiter Julius 
Zuppinger aus Baden, Kanton Aargau, hervorging. Die 
Wahl der vier weitern Vorstandsmitglieder, Herr J. Kuhn, 
Arzi in Seon, Kanton Aargau, Herr Th. Hahn auf der 
Waid bei St. Gallen, Herr Jenny⸗Ryffel, Fabrikbesitzer 
n Schwanden, Kantion Glarus, und Herr Lehrer Trachs⸗ 
ler in Veltheim bei Winterthur, Kanton Zürich, erstere 
drei mehr der rein naturgemäßen Heilweis e anhaͤngend, letztere 
beide mehr die Schroth'sche Heilweise vertretend, vereinigte 
tets die überwiegend große Mehrheit der Stimmenden auf 
sich. Die Verhandlungen nahmen einen durchaus ruhigen 
Gang trotz der Verschiedenheit der Ansichten im Besondern 
hei der Mehrzahl der Mitglieder; so verkehrten Homöopathen, 
als deren Hauptvertreter Herr Baron Heyer von Murgen—⸗ 
chal, Kanton Bern, genannt zu werden verdient, wie Schro⸗ 
chianer, Raussianer, Vegetarianer, durchaus friedlich und 
rreundschaftlich miteinander, einigte sie doch Alle der gemein— 
schaftliche Kampf gegen die „Zunftkrankheit“ in der Medizin 
oder gegen den herrschenden, wahnwitzähnlichen, sogenannten 
gesundheitspolizeilichen „Impfzwang“. Interessant war' es, 
in dem den Verhandlungen vorgaängigen Mittagessen den 
zrundsätzlichen Gegensatz zu bemerken, durch welchen sich der 
Tisch des Häufleins von etwa 10 Vegetarianern von denen 
der fleischessenden und weintrinkenden Homöopathen und 
Schrothianer unterschied. 
Möge der am 11. Oktober in Winterthur gelegte Keim 
zur Ausbreitung naturgemäßer Heilweise erstarken, gedeih— 
lichen Boden finden und durch die emsige Wachsamkeit, tüch— 
tige Sorgfalt und eifrige Thätigkeit der einzelnen Mitglieder 
in segensreichster Weise gefördert werden. 
Die Statuten des Centralvereins gingen in folgender 
Fassung aus der Berathung hervor: 
41 
—2— 
Statuten— 
des 
schweizerischen Centralvereins für naturgemäße Heilweise. 
Der Verein bezweckt, sämmtliche Naturheilvereine 
and die einzelnen Anhänger der Naturheilweise in der Schweiz 
zur Förderung ihrer gemeinsamen Interessen und zum Aus— 
sausch ihrer Ideen zu sammeln und für Ausbreitung des 
Naturheilverfahrens zu wirken. 
IL. Die Geschäfte des Vereins leitet ein Vorstand von 
nindestens 5 Mitgliedern, welcher alle 3 Jahre neu bestellt 
vird. Den Präsidenten bestimmt der Verein selbst, die übri— 
gen Beamtungen setzt der Vorstand unter sich feft. 
III. Je im Monat Mai findet die regelmäßige Jahres⸗ 
»ersammlung des Centralvereins statt; der Vorstand kann 
aber auch außerordentliche Versammlungen veranstalten. 
IV. Jeder Verein bildet eine Sektion des Central⸗ 
Hereins, ist jedoch in seinen speziellen Bestrebungen und Heil⸗ 
richtungen von demselben unabhängig. * 
VEmnzelstehende Maͤnner, welche der Naturheilkunde 
ugethan sind, können auch ohne Anschluß an eine Sektion 
Mitglieder des Centralvereins werden. U 
VI. Um die wünschbare Beziehung zu unterhalten, be— 
timmt jede Sektion einen Korrespondenten, der den Verkehr 
mit dem Vorstande besorgt. — I 
VII. Der Korrespondent hat mindestens zwei Monate 
bor der Jahresversammlung einen s chriftlichen Bericht über 
die letztjährige Thätigkeit seines Vereins, nebst genauem Mit— 
zliederverzeichniß, dem Centralvorstande einzusenden. Alle 
eingezogenen Berichte werden, möglichst abgekürzt, in einem 
Befammtbericht zusammengezogen, in einem Jahrheft gedruckt 
vberöffentlicht und an die Mitglieder vertheililtt. 
VIII. Zur Bethätigung der Vereine und namentlich 
zur Einiguung und Läuterung der verschiedenen Anschauungen 
tellte der Vorstand je Anfangs des Vereinsjahres Thesen 
oder Thematas auf, welche von den Sektionen im Verlaufe 
des Jahres behandelt und mit dem Jahresbericht eingesandt 
werden müssen. 
Einzelmitgliedern des Centralvereins ist die Behandlung 
der Aufgaben freigestellt. BV J 
Die sämmtlichen eingegangenen Arbeiten werden resü⸗ 
nirt, an der Jahresversammlung vorgelesen und diskutirt. 
Je nach dem Ermessen des Vorstandes können dieselben auch 
in's Jahresheft aufgenommen werden. R 
IX. Jedes Mitglied des Centralvereins entrichtet in 
die Centralkasse je spätestens Ende Juni einen Jahresbeitrag 
hon mindestens 1Franken, dagegen erhält es das Jahr— 
heft gratis. 
Kleinere Mittheilungen. 
Geschichtlicher Rund- und Amblick. Immer war es so, 
daß ein Staat, dessen Volk sich auflöset in eine luxuriöse, 
genußsüchtige Noblesse und in einen unwissenden und irreli⸗ 
Jiösen Pöbel, der nur darnach strebt, durch alle Mittel sich 
emporzuschwingen zu dem Ideale, das ihm das Raffinement 
des reichen Lafters täglich vor die Augen führt, — daß ein 
solcher Staat seine Existenz zugemessen hat nach nicht allzu 
angen Friften. Und immer war es so, daß in einem sol—
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.