Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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hagoras an bis auf unsere Tage (von Zeitgenossen nennen 
wir Hyrtl und Baltzer) haben die Pflanzenkost als das Mit⸗ 
el gepriesen, welches sie auch zu geistiger Arbeit besonders 
)efähige. 
Wie kann Professor Voit solcher Erfahrung gegenüber 
Wehe über das Volk rufen, das nicht lerne, die Produktion 
Fflanzlicher Nahrung mit der weit schwierigeren von thieri— 
cher zu vertauschen und ihm unfehlbar Armuth und 
xlend zu weissagen! (S. 6 des Vortr.) Wie kann er be— 
saupten, daß Kartoffeln und Brod den Körper arm machen 
in fester Substanz, an Eiweiß und Fett, und dagegen Was⸗ 
er in ihm anhäufen, so daß er untauglich werde zu An⸗ 
trengungen und nicht widerstehen könne krankmachenden Ein⸗ 
lüssen! —Ganze Bevölkerungen und Generationen sollen 
um sprechenden Beweise dafür dienen! Sieht denn der Herr 
ßrofessor nicht, daß diese Bevölkerungen und Generationen 
ninirt sind und täglich noch ruinirt werden durch Brannt⸗ 
vein, Kaffee oder Cichorien, Schmutz, elende Wohnung, 
Mangel an Luft und Licht — aber wahrlich nicht durch 
HZrod und Kartoffeln! Greife doch der Herr Professor hin⸗ 
ein in das praktische Leben und nehme das elendeste, ver— 
ommenste Kind, wie es die großen Philantropen (Pesta— 
ozzi, Zeller u. A.) hundertfältig gethan, gebe ihm Reinlich⸗ 
eit, Luft, Licht, Kartoffeln und Brod (d. h. wirkliches Brod 
nit der Kleie, kein feines, saures Kunstprodukt) oder Grütze, 
— dies verkommene Indi— 
iduum aufblühen sehen zu einem gesunden Menschen, kräf⸗ 
iger und widerstandsfähiger, als mancher von Kindsbeinen 
u mit Fleisch gefütterte Altersgenosse. i 
Was soll man ferner dazu sagen, wenn ein Gelehrter, 
der inn Besondern die Gefebe des Lebens erforschte dennoch 
ordert, daß bei Zubereitung der Speisen alles Unverdau⸗ 
he sorgsom entfernt werden solle, „um unserneO rgg 
n soenigals moglich Aubeit zu übertrageut- 
ienobe mieht die unberdaulichen Theile naturlicher Nahruug 
hren bestimmten Nutzen hätten! Was wird denn, davon, 
venn die Organe so wenig wie moͤglich arbeiten? Der Zu⸗ 
tand, der Tausende zur Verzweiflung treibt und sie endlich 
‚ahin bringt, selbst einen Schuster als Halbgott zu verehren, 
venn er nur versteht, den feiernden Organen die ersehnten 
ubstautiellen Resultate einer guten peristaltischen Bewegung 
ibzundthigen. Die „unverdauliche“ Faser im Gemüse, die 
umverdauliche“ Kleie im Brode leistet dasselbe und macht 
eden Gesundbrunnen, jeden Schustertrank und jedes Höllen⸗ 
elixir überflüsssg. 
Auch an die Frauen wendet sich der Herr Professor 
uind wirft ihnen vor, daß bis jetzt nur Wenige er— 
kannt haben, welche wichtige. und folgenreiche Aufgaben 
hnen geftellt seien, vornehmlich, daß sie durch eine vernünf⸗ 
cige Ernährung unsern Kindern einen Körper erziehen, wel⸗ 
her einen reinen und starken Geist in sich einzuschließen 
vermag. Ja Gottlob! Herr Professor, noch haben wenige 
Mütter Ihre Lehren erkannt, aber Millionen gehen den ein— 
Ih natdruchen Weg und schicken täglich ihre Kinder mit 
einem Stück Brod und einem Apfel hinaus in die schöne 
Bottesnatur und sehen sie dabei wachsen und gedeihen, gee— 
sund und frisch an Leib und Seele. R— 
Am gefaͤhrlichsten wird ein Mann von der Bedeutung 
des Professor Voit, wenn er sich an die Regierungen wen⸗ 
det und es ihnen zur heiligen pfücht macht, Alles zu thun, 
vas in ihrer Macht steht, um die verderblichen Lehren einer 
rrenden Wissenschaft im Volke zu verbreiten. — Der einzige 
hrund, den er für seine praktischen Lehren anführt: daß es 
iothwendig sei, Fleis chnahrung an Stelle der vegetabilischen 
u setzen und Gehirn und Nerven durch sogenannte Genuß— 
nitlelk Kaffe, Taback, Spirituosen ꝛc. zu reizen, ist der: 
aß die Zivilisation an den Einzelnen jetzt gesteigerte An— 
sorderungen mache, denen nur mit dieser Hülfe Folge ge— 
eistet werden könne. Dagegen sagt uns die Erfahrung täg⸗ 
ich durch den beredten Mund der Tausenden von Siechen, 
jebrochenen, verstimmten, nervösen, kranken, ruinirten Men⸗ 
chen um uns her, wohin die Hetzpeitsche der. gesteigerten 
Anforderungen führt. Zum rascheren Erschöpfen der Kräfte, 
ber wahrlich nicht dahin, daß wir mehr leben und schaffen, 
e unsere infacheren Vorfahren. i 
Die soziale Seite der Frage ist ein so weit reichendes 
Zapitel, daß wir hier darauf nicht näher eingehen können; 
och stimmen wir natürlich gern mit Herrn Professor Voit 
zarin überein, daß der Arbeiter die Moglichkeit haben müsse, 
ich nicht nur zu ernähren, s ondern die Bedürfnisse des unter— 
ichteten Mannes sich zu verschaffen. Aber der kürzeste Weg 
ahin ist einzig der der natürlichen Lebensweise. — Die 
esten Nahrungsmittel „Brod, Obst, Kartoffeln, Gemüse 
mnd Milch sind die billigsten — und sie befähigen Jeder— 
nn sig seldst emporonarbeiten — Fleisch, Kaffee, Schnaps 
ind theuer und bringen frühen körperlichen und geistigen 
stuin. Große Männer untker den Arbeitern, z. B. Benjamin 
Franklin, als er ein armer Buchdrucker war, haben es durch 
jr Beispiel stets bewies en, welcher Weg der richtige zum 
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n nd fragen wir schließlich, wo denn die wahrhaften 
Zerden herkommen? so antwortet die Erfahrung aller Zeiten, 
ß noch kein Bahnbrecher der Menschheit, kein. Geistesheld, 
n eee an Kefomalor, dein geofer Erfinder. Sich- 
er, Kuustler oder Denker in den Sälen des Reichthums 
‚ehoren oder nach den Lehren der Herren Voit und Liebig 
zufgezogen sei! Alle großen, bes timmenden Geister, die die 
Neuschheit erleuchtet haben, sind entweder aus Dunkel und 
Armuth entsprungen oder „wenn sie in bessern Verhältnissen, 
'elbst auf dem Throne geboren, so sind sie doch hart gehal⸗ 
ten und auf das Allereinfachste ernährt und erzogen. Wo 
also liegt die Wahrheit? A. v. S. 
Ans dem vereinsleben lin der Schweiz). 
4. 
Kongreß in Aarbug 
am 13. und 14. September dieses Jahres. 
Die erste Zusammenkunft der Freunde einer freien Ent— 
wicklung der Wissenschaften darf mit Recht als eine im Ganzen 
gelungene bezeichnet werden. Von den erwarteten fremden 
ästen waren, mit Ausnahme Dr. Nittinger's, Alle erschie⸗ 
nen. Da die ganze Verhandlung in vier bis fünf Wochen 
n möglichst gedrängter Kuürze im Drucke erscheinen soll, so 
hegnügen wir uns heute mit wenigen kurzen Andeutungen 
aher die haupts ächlichsten Referate, deren Reihenfolge aus 
aschievenen Rudfichten nicht genau dem Programm folgen
	        
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