Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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Anbetracht der auswärtigen Mitglieder aus allen Gegen- Gliedes zu umgehen — durch mit Eis gefüllte Kautschuk— 
den Deutschlands sich den Namen „deutscher Verein ꝛc.“ ↄeutel. 
deilege. Beide Anträge fanden die Zustimmung der Ver— Wegen alles Weitern verweisen wir auf die Schrift 
ammlung. An die brieflichen Mittheilungen und ver- uind die derselben beigefügten höchst instruktiven Abbildun— 
chiedene specielle Fragen knuͤpfte sich eine ungezwungene gen selbst. Einen Auszug über die vom Verfasser auch 
discussion. Der Vortragende, Ed. Baltzer, brachte auch aach Möglichkeit gehandhabten Seebäder für seine Gelenk— 
ie neueste Schrift Virchow's zur Sprache, die theils für, ranken werden wir gelegentlich wörtlich wiedergeben. 
theils gegen den Vegetarianismus sich erklärt, im Ganzen Dr. H Bohn. Bedeutung und Werth der Schutz— 
ber die Wichtigkeit der Sache und die Bedeutung der dockenimpfung. (Heft 34 der Sammlung gemeinver— 
in diese sich knüpfenden Literatur vollkommen anerkennt, kändlicher wissenschaftl. Vorträge). C. G. Lüderitz'sche 
ind theilte mit, daß seine Gegenschrift in 8 Briefen an zuchhandlung (A. Charisius). 1867. Preis 71/ Sgr. 
Virchow fertig sei und sich unter der Presse befinde. Herr Dr. Bohn ist ein Jünger der neueren sog. 
Wir fügen noch hinzu, daß seit dem 1. Juni d. J. rationellen oder physiologischen Schule; er weiß uns den 
m Selbstverlage des Herausgebers Ed. Baltzer, in Com- Blüthezustand der Heilwissenschaft nicht schön genug zu 
nission bei Ferd. Förstemann hier, ein „Vereinsblatt nalen, und die Schutzpockenimpfung ist ihm eine der herr— 
ür Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer)“ ichsten vollgezeitigten Früchte derselben. Immerhin giebt 
n zwanglosen Heften erscheint. Die 1. Nummer desselben rx zu (S. 18), daß auch die Ansicht ihre Vertreter hat, 
ziebt nach einem einleitenden Gedicht und nach einem velche die Schutzimpfung „für eine großartige Ver— 
horwort ven ersten Vereinsbericht, der über Entstehung rrung des menschlichen Geistes und der civilisir— 
und Gründung des Vereins handelt, das Statut desselben en Gesellschaft hält.“ Verf. will dann zwar an der 
mittheilt, über die Zusammenkünfte sich ausspricht, inter— Zand der Geschichte der Pockenkrankheit wieder zu dem 
ssante Correspondenzen giebt, verschiedene Materien des „chluß kommen, daß die Schutzimpfung ein Segen für 
Kegetarianismus behandelt, ein Mitgliederverzeichniß bei- die Menschheit fei, und daß bei ihrer allgemeinen Ein— 
ügt und mit literarischen und anderen den Vegetarianis- und Durchführung „die Blattern bald in die Reihe der 
mus betreffenden Anzeigen schließt. Das Abonnement nur noch hiftorischen Seuchen treten würden“ (S. 31). 
für jede Nummer dieses Vereinsblattes kostet, wenn die- Er ist jedenfalls von der Richtigkeit seiner Beweisführung 
elbe durch den Buchhandel bezogen, 8 Sgr., wenn bei öüberzeugt und jede Ueberzeugung ist achtenswerth; wir 
dem Herausgeber direct bestellt, 2 Sgr., 20 Exemplare indeß müssen bekennen, gerade durch seine höchst mangel— 
Thlr. hafte Beweisführung in der gegentheiligen Ueberzeugung 
hesftärkt worden sein. Seine Anschauungen wurzeln eben 
aicht in einem wissenschaftlich sceptischen, natürlich unbe— 
zangenen Standpunkte. Die Hauptfrage sollte immer die 
ein: 1) Welches ist der natürliche Verlauf der natür— 
lichen Menschenblattern? 2) Welches ist der natürliche Ver— 
auf der Schutzimpfblattern? (Bekanntlich starb Jenner's 
erstgeimpfter Sohn in Folge der Impfung und Jenner 
ieß seinen zweiten Sohn nicht mehr impfen — dies 
interlassen stets die Schutzredner der Schutzimpfung an— 
uführen!) 3) Ist es der Mühe werth, weiterem künstli— 
hem Schutze nachzusinnen, wenn man den natürlichen 
Flattern zu natürlichem Verlaufe verhilst? — Alle weitern 
zragen, ob mit der Schutzimpfung noch Nebenkrankheiten, 
—„yphilis, Scrofulose, Tuberkulose ꝛc. überimpft werden 
önnen, ob sie überhaupt schütze, ob die natürlichen Blat— 
ern überhaupt jetzt milder geartet sind u. s. w., sind dann 
eine Nebensache oder fallen, als überflüssig weiterer Er⸗ 
rterung, weg. Nun lauten aber die Antworten auf jene 
3 Fragen folgendermaßen: ad. 1) der Verlauf der na— 
ürlichen Blattern ist bei durchaus gesundem, d. h. 
zei naturgemäßem, instinktiv geleitetem Verhalten durch⸗ 
zus und unbedingt gefahrlos. Die Schuld, daß früher 
ie Pockenkranken seuchenhaft zu Tausenden und zu Hun— 
derttausenden dahinstarben, lag nicht in den Pocken selber, 
ondern in dem von einer durchaus verrückten medicini— 
schen Wissenschaft geleiteten, bevormundeten und befür— 
vorteten diätetischen und therapeutischen Verhalten! ad. 
) der Verlauf der Schutzblattern kann so gefahr- und 
odtbringend sein, wie der der natürlichen; vergl. den 
»bigen eingeklammerten Satz. ad. 3) Verlaufen die 
aalürlichen Blattern naturgemäß behandelt durchaus und 
Vom Bücherkische. 
Prof. Dr. F. Esmarch. Ueber chronische Gelenk— 
entzündungen. 2. verm., mit 19 Holzschnitten versehene 
Auflage. Kiel. Schwers'sche Buchholg. 1867. S. 5. 
Ein Schriftchen, nicht umfangreich, aber höchst wichtig 
und ein werthvoller Beitrag zur „Conservativen Chirurgie.“ 
der Verf., obschon nicht durchaus auf dem Standpunkt 
ein naturgemäßer Heilweise stehend, entwickelt doch vor— 
herrschend überall gesunde Naturanschauung. Seine For— 
derungen, die er bei der Heilung —V 
Gelenk-Entzündungen und Vereiterungen stellt, sind vor 
Allem: gutgelüftete Krankenzimmer, gesunde Nahrung, 
anbedingte Ruhe des Gliedes und örtliche Wärmeentzie— 
hung. Wer wollte diese Forderungen nicht mit unter— 
hreiben? Wörtlich sagt er (S. 15); „Wie schwer ist es 
aicht, auch nur das kleinste Beingeschwür zur Heilung zu 
hringen, so lange das kranke Bein zum Gehen und Stehen 
gebraucht werden muß; und wie rasch sehen wir die 
schlimmsten Geschwüre fich mit guten Granulationen (gün— 
tiger Bildung neuen, die Wundöffnung ausfüllenden Ge— 
vebes) bedecken und vernarben, sobald der Kranke sich 
ruhig im Bette hält und nur mit einfachen Wasserum— 
chlägen die wunde Fläche bedeckt und rein hält.“ 
Die Ruhe des Gliedes will der Verf. durch Gyps— 
oder Kleisterverband hergestellt wissen, die nöthige Wärme⸗— 
entziehung (bei schmerzhaften Entzündungsgraden) entweder 
durch Wasserumschläge oder — um die Benässung der 
Bettwäsche oder die allzustarke Auskühlung des kranken
	        
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