151
im Bu nitteln, als einen Fortschritt zu Gunsten der Humani⸗
Vom Büchertis che. ät und wissenschaftlichen Medizin. “
Ueber Naturhülfe in Krankheiten. Ein ärztliches S. 28: „Allen Extremen, aller Einseitigkeit abhold,
ßrogramm für Gebildete aller Stände von Dr. Wilhelm und durch eine ziemliche Reihe von erfahrungsreichen
Furm, prakt. Arzt, in Landshut. Landshut, Verlag Jahren mit der Tragweite der verschiedenen Heilsysteme
— ind Heilmittel vertraut, konnte sich Verfasser weder zum
Wir lernten den Verf. schon in Nr. 10 S. 82 d. vor. ullzuhäufigen Gebrauche, noch aber zu absoluter Verwer—
Jahrg. unseres Blattes in seiner Eigenschaft als Badearzt ung aller Arzneimittel verstehen.“
n Teinach (Würtemberg) kennen, der ats sog. Arzt phy⸗ In einer langsam sich entwickelnden Periode des
iologischer oder rationeller Heilweise, mit einer ausgee Jeberganges einer Lehre vom rohesten Empirismus (Pro—
prochenen Neigung zu den verschiedenen Naturheilfächern irerei, Erfahrung) bis zur Begründung auf wissenschaft—
inüber bald reines, bald Mineralwasser, bald innerliche schen Grundlungen muß dieselbe Lehre natürlich auch
Nedikamente, bald äußerliche Aetzungen oder quch Baun- hre Vertreter der Halbheit haben, die einerseits noch tief
cheidt'sche Lebenswecker, bald Prießnitz sche Wasser, hurchtränkt mit Jahrzehnde lang warm gepflegtem und
hald Semmel- und Durstkuren in Anwendung zieht. Als jehegtem Köhlerglauben, auf der andern Seite doch auch
der gleiche Vielmittelkrämer tritt Dr— W. Wurm auch icht umhin können, den neuen bahnbrechenden wahrhaft
n seinem neuen Schriftchen auf. OGadet de Vaux'sche pissenschaftlichen, weil verstandenen Grundsätzen eine ge—
heißwasserkur, Kaffe, Thee, Weine, Branntweine, Biere, pisse Verechtigung zuzugestehen. Diese Halben schillern
antingiche Fleischkur, Molken, Kleber, Electricität, ann natürlich in allen möglichen Farben, und während
Fichtennadeln, Kräutersäfte, Inhalationen sind neben den e nach vorne hin, halb gezogen von der eigenen Er—
Hon oben aufgeführten die „Naturheilmittel“ des Dr. enntniß und halb getrieben vom Geiste der Zeit, der
G. Wurm. Als ob es überhaupt Heilmittel gäbe und uun inen wie dem andern einige Rechnung zu tragen ge—
ar Raturheilmittell Dr. W. Wurm hat noch gar keine Ah- wungen werden, können sie gleichwohl noch nicht umhin,
aung von dem Wesen der Begriffe Gesundheit, Leben, Lebens- isch hie und da wieder rückwärts umzuschauen, ähnlich
roceß, Krankheit u. s. w. Es giebt so wenig Heilmittel, als die die Juden nach den duftenden Fleischtöpfen Aegyp—
s Gefundheitsmittel giebt, es giebt einzig Gesundheitsbedin- ens, nach den qualmenden Flaschen, Krügen und Büch—
zung . bez. Heilbedingungen die einen Dr wie die an- en des Apothekers.
hern fallen mit den Lebensbedingungen zusammen. PDA. W. Wurm ist ein solcher Schillerfalter und
ee aeneee nettengen n di Ertennt. gitttästeca utahech ete eeet
uiß des Vegriffes den Hippokrates niederlegte in die Ind und morgen verordnet er Türkheim'sche Traubenkur,
3 ——— ereprne Jeute ätzt er mit Höllenstein und morgen badet er lauen
die Patur heilt und nicht der Arzt mit seinen Mitteln Fichtennadeldampf, heute glüht er das Rückengrath mit
gg Heilformeln) und Natura eamat, edious curat di⸗ Noxen und Gluheisen und morgen kitzelt er linde mit
Natn heilt den argnen, der ——— und behandelt debensweckern, heute verbietet er seinem Fieberkranken den
vn —d h. er stellt einzig e e ingungen herun⸗ gierig ersehnten Tropfen frischen Wassers und morgen
er welchen die Naturheilung zu Stande kommen kann). — eepose Dleihfuchuge in ein iasee
Selbstverständlich fließen auch gar häufig unserm Dr. des Agradiges viertelstündiges Vollbad — alles bunt
Vr Ne banalen Phrasen von den ungeheuren durch einander unter dem erhabenen Titel: „Ueber Natur—
Fortschritten in der heutigen Medicin aus der Feder, wo— fe in Krankheuen!⸗
Fei er nur immer vergißt, daß in der Medicin selbst gar uhse In Rro
kein Fortschritt möglich ist, als einzig der des absoluten Rück—
ritts vom Schauplatz aller medicinischen, medikamentösen
Thätigkeit. Was Fortschritte gemacht hat in der jüngsten
Zeit, das sind ja blos die Naturwissenschaften, die aller—
ings der Medicin als Heilwissenschaften zu Hülfe kommen
iznnen, aber doch einzig nur in so weit wirklich wieder
——
Nedicin, Medicinerei und Heilmitteljägerei klar bloslegen.
Höchst naiv nimmt sich die Zusammenstellung folgen—
—D
S. 83: „Nicht die Kenntniß einiger Krankheitserschei—
aungen und vieler Arzneimittel macht den Arzt; der
allgemeine Physiologe ohne jedes Arzneimittel
sim engeren Sinne des Wortes wird stets ein bes—
serer Rathgeber sein in Krankheiten, als der
beste Arzneimittelkenner ohne allgemeine Phy—
siologie.“
S 21: „Wir betrachten jede Annäherung zur ratio—
nellen und erfolgreichen Verbannung und Bezwingung der
Krankheiten, ohne die Nothwendigkeit von Arznei—
Kleinere Mittheilungen.
Einfluß des Klima's auf die weibliche Entwicklungs⸗
geriode. Foulin verlas vor dem vorjährigen inter—
ationalen medicinischen Congreß eine Arbeit über vor—
liegenden Gegenstand, der wir Folgendes entnehmen. Sie
ttüßte sich auf 16,517, in verschiedenen Klimaten und
ei den verschiedensten Völkerschaften vorgenommenen Be⸗
obachtungen.
Die gemäßigte Zone, zwischen dem 33. und 54. Grade
nördlicher Breite. Auf diese fallen 10,080 Beobachtungen;
ie ergeben das vollendete 15. Lebensjahr als das durch—
chnittliche, mit welchem die Menstruation auftritt.
Die heiße Zone, zwischen dem 33. Breitengrade und
dem Aequator. Auf sie fallen 1724 Beobachtungen; sie
ergeben 121,, Lebensjahre als das durchschnittliche Alter,
nit welchem das Mödchen seine geschlechtliche Entwicklung
erreicht hat.