Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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gegen die Bauchwand drängenden Eingeweide ausgeübt, stellt, so entsteht Verstimmung des Allgemein— 
wodurch deren Thätigkeit und die Fortbewegung ihres zefühls, dessen normale Beschaffenheit doch alles 
Inhaltes gefördert werden muß.“ So beruht das latei- Glück des Menschen in letzter Linie bedingt. Des— 
nische Sprüchwort: Post coenam stabis, seu passus mille halb ist es auch kein bloßer Witz, wenn Narciß zum 
meabis! — *) auf einer wohl zu beherzigenden That- Entsetzen der anwesenden vornehmen Damen und Herren 
sache. Durch eine gehörige Verrichtung der Unterleibs- ausruft: „Das Glück des Menschen ist seine gesunde Ver— 
organe wird der Anhäufung eines mehr venösen Blutes dauung.“*) Launen und Grillen, Aerger und Gereizt— 
vorgebeugt, dessen Ueberschuß immer einen nachtheiligen heit entspringen aus den Disharmonien des Allgemeinge— 
Einfluß auf die Verzweigungen des für die ganze Lebens- fühls. Der Nagel zum Sarge, in welchem häus— 
ökonomie außerordentlich wichtigen sympathischen Nerven liche Zufriedenheit, Wohlbehagen (und gei— 
hat. Die bei schlechter Verdauung so häufigen Störungen stige Gesundheit) begraben liegen, sind nur 
im Bereiche des absteigenden Grimmdarmes theilen sich zu oft die Folgen kleiner vernachlässigter und 
in zweiter Linie auch den Organen mit, mit denen sie mißachteter, rein körperlicher Uebelstände. Also 
anatomisch im Zusammenhang stehen. Dieser anatomische vor diesen schützt ein geregelter nüchterner Lebenswandel, 
Zusammenhang wird aber gerade durch den sympathischen dessen Fundament und Ausgangspunkt die Küche bildet 
Nerven ermöglicht. Dieser geht an die Geschlechtsorgane (oder vielmehr die Nicht-Küche, vergl. Hahn, Prakt. 
und an den absteigenden Grimmdarm. Er gelangt vom Handbuch, 2. Aufl. J. Abth. S. 127 und folgende). Gute, 
unteren Gekrösegeflecht, der eben den absteigenden Grimm- den individuellen Körperverhältnissen angepaßte Nahrung 
darm beherrscht, an die Gebärmutter und die Samenbläs- hält Leib und Seele zusammen. 
chen einerseits und an die Harnblase und Harnleiter an— 664b1 w; 
dererseits. Daher pflanzen sich die Krankheiten des einen Aerl Ndiederz Wedse en renene 
dieser Organe leicht e andere über. Dazu kommt, Fher ift die Oekonomie unferes Organismus einer Fabrik 
daß auch die untere Gekrösarterie Aeste abgiebt an den vergleichen, wo aber nicht Dampf, sondern Menschen— 
absteigenden rndern einerseits und aun die uneren hände die Arbeit verrichten. Dampf arbeitet, sofern Ma— 
Hämorrhoidalgefässe andererseits Die Letzteren aber com⸗ lerial genug da ist, Tag und Nacht. Menschenhände aber 
municiren mit den Blutgefässen der Blase, der Samenbläs— erschöpfen, dedürfen der Ruhe und ihre Träger Feilweilige 
chhen und der Gebärmutter. Frheiterung, „dann fließt die Arbeit munter fort.“ Zur 
Es müssen auch die sogenannten animalischen (der Erhohlung gehört namentlich der Schlaf zur richtigen 
Willkür unterworfenen) Muskeln (z. B. an Armen und Stunde und von richtiger Dauer. Wer die Nacht zum 
Beinen) gestählt werden; gymnastische Spiele, vernünfti- Tag verkehrt (und wiederum den Tag zur Nacht) ver— 
ges Turnen unterstützen diese Entwicklung des gesamm- fündigt sich an seinem Körper und bald auch an feinem 
swy Muskelsystems an W b Aber vor Al- Geiste. 
em ist hier daran festzuhalten, daß Ausdauer, System Beim Beginne des Irreseins giebt sich nur ein ge— 
und Methode (also Regelmäßigkeit) in solchen als Cur — —— kund 9 n o 
dienenden Maßregeln beobachtet werden muß. Der Er— ——5 ——5 8* 
n ιι * grauen oder Rindensubstanz), worin sich eine beschleunigte 
folg bleiht dann gerne aus, wenn Unterbrechungen statt. Firculation im Gehirn zu verbinden scheint. Barans 
finden. Gutta cavat lapidem — selbst der flüssige Wase folgt für die Behandlung, daß nan alle Auf 
ertropfen höhlt mit der Zeit den härtesten Stein aus. *) regungen und alle kunstlichen Reizmittel strenge 
53) Gesunde Kost. Ueberladungen des Magens vermeiden muß. Anstrengende geistige Arbeit würde 
führen zu Hypochondrie und Hämorrhoidalbeschwerden, den daher den Krankheitsproceß ebenso beschleunigen, wie die 
Vorläufern wirklicher Geisteskrankheit. Es ist nicht fortgesetzten Acte einzelner Leidenschaften, oder eine über— 
schwer, durch anfänglich auferlegte Entbeh- kriebene Abspannung und Erschöpfung des Körpers. Sie 
rungen es so weit zu bringen, daß man auch alle bedingen neue (Hirnreizungen und) Congestionen. In 
nicht leckere Speisen mit Hunger verzehrt; aber schonender Weise muß deshalb der zur Krankheit dispo— 
freilich anfängliche Ueberwindung und Entsagung nirte über die Thätigkeit aller Functionen verfügen. Doch 
gehört dazu. Es ist der Weg zu einem wissenschaftlich- kommt natürlich (beim Fortschreiten der Disposition zur 
vernünftigen Stoffwechsel. „Ueberfülle Dich nicht mit vollen Ausbildung des Nebels) eine Zeit, wo die freie 
allerlei lieblicher Speise, denn viel Essen macht krank.“ Verfügung überhaupt ihr Ende erreicht und damit auch 
Beschaffenheit und Menge der Nahrungsmittel die vom Individuum selbst oder dessen Umgebung ausge— 
können viel Unheil anrichten. Haben sich hende prophylactische oder vorbeugende Behandlung. 
recht chronische Verdauungsbeschwerden einge— EGSchluß folgt. 
. Nach dem Essen sollst du stehn, oder Tausend Schritte gehn, 1 .* 
ein Sprüchwort, das man gegenüber der unsinnigen Bockschen Lehre *) Man vergleiche hierzu die Abhandlungen über Verdauung 
noch erläuternd ergänzen könnte: „Doch bei Leibe ja nicht ruhn, oder und Ernährung im vorigen Jahrgang dieser Blätter Nr. 14, 15, 
gar ein Schläfchen thun!“ Denn wer das Bedürfniß fühlte, nach 16 und 18. Der Heraus geber. 
dem Essen zu ruhn, gäbe damit das Zeugniß, daß er Verkehrtes, 
Schädliches oder zu viel gegessen hätte. Der Herausgeber. 
**) Warum statt gymnastischer Spiele und Turnens nicht Gar— 
ten- und Feldarbeit empfohlen wird, weil zehnfach ersprießlicher nach 
allen Seiten, ist uns unerklärlich. Wir kommen im Nachwort hie— 
rauf zurück. Der Herausgeber— 
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