Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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die Symptome der Bleivergiftung unzweifelhaft entwickelt Erstlich darf man mit Sicherheit behaupten, daß der 
waren, betrug der Bleigehalt nicht mehr als 2,, Gran Alkohol keine der wichtigen Bestimmungen zu erfüllen im 
per Gallon (1 Gramm per 700 Liter). . Stande ist, für welche das Wasser im Organismus noth— 
Ebenso kann ein Uebermaß der salzigen Bestandtheile, wendig ist; und daß ferner der Alkohol vielen jener Be⸗ 
welche in kleinen Quantitäten unschädlich zu sein scheinen, stimmungen entgegenarbeitet, und die meisten organischen 
eine bemerkbare Erkrankung der Verdauorgane, und da- Verbindungen niederschlägt, deren Auflösung im Wasser 
durch des ganzen Organismus erzeugen. . für ihre Verwendung dem lebenden Körper durchaus erx— 
Ferner ist, wie bei Nahrungsmitteln, so auch hier dorderlich ist. — 
beim Getränk die Gegenwart eines ungemein geringen Zweitens kann der Genuß alkoholischer Getränke 
Betrags faulender Stoffe ganz genügend, um die schlimm- nichts zuführen, was zur richtigen Ernährung des Or— 
sten Folgen nach sich zu ziehen, wenn jene Stoffe regel- zanismus dient; denn wir finden nicht nur Individuen, 
mäßig in den Körper gebracht werden. Diese Folgen sondern ganze Nationen, die den höchsten Grad an Kraft 
machen sich einerseits in der Erzeugung gewisser Störun- und Lebendigkeit in Körper und Geist bewahren, ohne 
gen geltend, welche deutlich auf die direkte Wirkung des den Alkohol je als einen Bestandtheil ihrer Diät zu 
so eingeführten Giftes zurückgeleitet werden können; wäh- benutzen. 
rend sie sich anderseits in der außerordentlichen Vermeh— Drittens giebt es keinen Grund zu glauben, daß 
rung der Neigung zu jenen zymotischen Krankheiten offen- Alkohol in irgend einer Form direkt für die Ernährung 
baren, die zur Zeit vorherrschend sind.) Die täglich der Gebilde dienstbar gemacht werden könne; man kann 
konsumirte Wassermenge beträgt durchschnittlich 4 bis 5 mit Sicherheit behaupten, daß, insgemein mit den nicht— 
Pfund; und ein kleiner Ueberschuß (der die Bildung von stickstoffhaltigen Stoffen überhaupt, er für die Umwand— 
Wasser im Körper deutlich zeigt) wird täglich ausgeschieden. lung in eiweißstoffige Verbindungen untauglich ist; und 
Ein sehr reichlicher Genuß desselben bewirkt (wie Mosler es giebt keinen hinreichenden Beweis, daß selbst Fettge— 
darthut) eine bedeutende Vermehrung in der Ausscheidung bilde im Körper auf seine Kosten erzeugt werden könnten.“) 
von Harnstoff und Salzen im Urin, — was das Resultat Viertens besteht der Nährwerth des Alkohols, wenn 
eines vermehrten Verbrauchs der eiweißstoffigen Bestand- er solchen überhaupt besitzt, einzig in seiner Verwendung 
theile des Blutes und der Gewebe zu sein scheint. Nebst der Hitzentwicklung, indem er dem Athmungsprozeß Nah— 
dem Wasser sind die hauptsächlichsten in England ge- rung bietet: aber die Experimente von Duroy, Lallemant, 
bräuchlichen Flüssigkeiten: Bier, Thee und Kaffee. Der Perrin und Dr. Smith haben gezeigt, daß wenigstens 
Wein beschränkt sich noch auf die höhern Klassen; dagegen ein Theil des absorbirten Alkohols unverändert durch 
wird ein großes Quantum von Spirituosen, namentlich die Ausscheidung der Haut, Lungen und Nieren wieder 
Gin, von den Aermern getrunken. Whisky ist das Lieb- ausgeschieden wird, während das Resultat der Erfahrun— 
lingsgetränk der Arbeiterklassen Irlands und Schottlande, gen Polar-Reisender ganz entschieden ist in der Rich— 
und Rhum wird noch unter die Seeleute ausgetheilt. tung des verhältnißmäßig geringen Werthes des Alkohols 
Der Alkoholgehalt im Bier beträgt 1 bis 12 603; im als eines wärmeerzeugenden Stoffes.“*) ——— 
Wein 8 bis 15 6/ für die leichtern deutschen und fran— Fünftens ist die Wirkung des Alkohols auf den 
zösischen Weine, dagegen bis auf 25 04, bei den spani- lebenden Körper vorherrschend diejenige eines Stimulus 
schen Weinen. Nebst Alkohol enthalten alle Weine ge- (eines Reizes); er vermehrt, wie andere Reizmittel, wäh— 
wisse flüchtige Aether und mehr oder weniger Essig-, rend einer gewissen Zeit die Lebensthätigkeit des Körpers 
Weinstein- und Gerbe-Säure; Zucker-Extraktive sind ge- und besonders diejenige des Nerven- und Muskel⸗Appa— 
wöhnlich ebenfalls gegenwärtig. Der Gebrauch des Al- rates, so daß oft während einer gegebenen Zeit bei sei— 
kohols, in der Verbindung mit Wasser und organischen nem Gebrauch eine größere Arbeit verrichtet werden kann, 
alzigen Verbindungen, in den verschiedenen Formen der als ohne denselben; aber darauf folgt eine entsprechende 
„gegohrnen Getränke“, verdient besondere Beachtung we- Herabstimmung der Kraft, um so stärker und anhaltender, 
gen zahlreicher falscher Begriffe, welche in Bezug darauf als die voraufgehende Aufregung größer gewesen ist. 
herrschen. Die physiologischen Einwendungen gegen den regel— 
— mäßigen Gebrauch der alkoholischen Getränke haben fol— 
.9 — beobachtete vor einigen Jahren folgenden lehr⸗ gende Grundlag· 
reichen Fal:. — 
qn dane Straße im Quartier der höchsten Aristokratie einer 
großen Provinzialstadt, bestehend aus Häusern der obersten Klasse, 
uͤnd in Bezug auf den Zutritt reiner Luft sehr günstig gelegen, 
hrach eine Epidemie gastrischen Fiebers aus, zum größten Erstaunen 
und Schrecken der Bewohner, da in jenem Quartier noch nie eine 
Epidemie geherrscht hatte. Es wurde jedoch bald, bemerkt, daß die 
Anfälle des Fiebers (anfangs wenigstens) auf diejenigen Personen 
sich beschränkten, die das Wasser eines benachbarten Brunnens be— 
nutzten; während diejenigen, welche sich aus einer etwas entfernten 
Quelle behalfen, ganz frei blieben. Eine kurze Zeit vor dem Aus— 
bruch war ein unangenehmer Geschmack am Brunnenwasser bemerkt 
worden; und dieß wurde nachher durch das Zerbersten eines Ab— 
zuggrabens erklärt, der Theile seines Inhaltes dem Brunnen mit— 
lheilte. Da diese Ursache sogleich beseitigt wurde, hat sich seither 
nie mehr eine Reigung zur Wiederholung jener Folgen gezeigt. 
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