Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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Zur Behandlung kamen die verschiedensten Formen 
und Grade von Rheumatismus, rheumatische Lähmungen, 
Rückendarre, Muskelzittern; als Unterstützungskur wurde 
sie auch bei Entzundung der Bindehaut des Auges und 
bei allgemeiner Scrofulose angewendet. 
Innere Medikamente wurden möglichst vermieden, 
„um die Beobachtung möglichst rein zu erhalten.“ 
Bezüglich der Erfolge meldet nun Dr. F. Cordes: 
a) Die Anregung und Förderung der Resorption (Los— 
lösung und Aufsaugung) durch die heißen Sandbäder ist 
eine über alle Erwartung großge. 
b) Auf den chronisch gewordenen rheumatischen Proceß 
übt eine methodische Anwendung des heißen Seefandes 
eine ganz bestimmte, höchst bedeutende und ungeahnte 
Heilwirkung, die wesentlich anders und günstiger ist, als 
die durch feuchte Wärme erzielte.“) 
c) Wesentlich gebessert wurden Jahrelang bestehende 
Gelenksentzündungen der Füße und Kniee, sowie Gelenk— 
stteifigkeiten und Contracturen. 
) Ungeheilt blieben von den obengenannten Krank— 
heitsformen die Rückendarre, Muskelzittern und die harn— 
fauren Gelenksablagerungen der Gichtkranken; doch Lin— 
derung der Schmerzen fand auch bei diesen Statt. „Alle 
übrigen Kranken wurden vollständig und ver— 
hältnißmäßig rasch geheilt.“ (1127) J 
e) Manche harten Geschwülste, z. B. der Knochen, lös⸗— 
ten sich noch einmal so rasch, wie manche weiche, z. B. 
des Zellengewebes. 
f) Die Lösung und Aufsaugung der thrombotischen 
Venen- und Zellgewebsentzündungen war eine wunderbar 
rasche. 
Dr. Cordes empfiehlt daraufhin die heißen Sand— 
bäder dringend bei Rheumatismus aller Art, bei Scro— 
fulose, bei Rhachitis; sodann bei allen Krankheiten, in 
denen die Resorption wesentlich zu fördern ist, bei Con— 
tracturen, Lähmungen, Nervenschmerzen, tertiärer Syphilis, 
manchen Hautkrankheiten, endlich bei der Bright'schen 
Nervenentartung. 
Schließlich bemerkt Dr. Cordes noch, daß die Wir⸗ 
kung der heißen Sandbäder im Frühjahr und Herbst eine 
ebenso gute war, wie während der großen Sommerhitze. 
(Vergl. Berliner klin. Wochenschrift 1867, N. 18.) 
Wir wollen durchaus nicht die den heißen Strandsand— 
bädern nachgerühmte Wirkungen anzweifeln; im Gegen— 
theile verkennen wir nicht, daß sie sehr wohl einen für 
manche Krankheiten und für viele Kranke angemessenen 
Reiz abgeben können, eingeschlummerte Thätigkeiten wie— 
der anzuregen und in den gehörigen Fluß zu bringen; 
wie aber eine solche Heilformel in einer der ersten medi— 
rinischen Zeitschriften so nackt und physiologisch unbegrün— 
det, einfach als ein neues fast unerreicht dastehendes, wie 
mysteriös, unerklärt wunderbar wirkendes „Heilmittel“ 
x) Da haben wir's; nicht also die Veldes'schen luftigen Sonnen-, 
nicht mehr die Triestiner feuchten Dampfbäder sind, das non plus 
ütra der naturgemäßen Heilweise, sondern nur noch heißer Strand— 
Sand. Glücklicherweise haben Triest wie Veldes und Dresden Strand 
und Sand und — wenn die Sonne scheint, auch die nöthige Wärme. 
Der Herausgeber. 
hinausposaunt wird, verdient eine strenge Rüge — es ist 
ein maͤrktschreierisches, unvernünftig mittelsüchtiges Ge— 
dahren, dessen sich sowohl Herr Dr. Cordes wie die Re— 
daktion der Berliner klin. Wochenschrift schämen sollten. 
Für den Vegelarianer-TCisch. 
Der Vegetarianer und namentlich die zum Vegetaria— 
nismus neu bekehrte sorgliche Gattin und Hausfrau wähnt 
ich oft in Verlegenheit, mit welcher zweckmäßigen Beigabe 
zum Grahambrod sie den Frühstücks- oder Abendtisch ihrer 
Familie ausstatten soll. Die thierische und Fleischdiät 
sot so mancherlei Abwechslung in kalten Fleischspeisen, 
Zäse und Buiter, so daß ihre nunmehrige Rathlosigkeit 
einen oft recht fühlbaren Mangel an Ersatzmitteln ein— 
reten und den Vegetarianertisch recht dürftig erscheinen 
äßt. Freilich üppige, luxuriöse Mahlzeiten begehrt der 
zechte Vegetarianer nicht gerade, aber daß doch wenigstens 
das Nothwendigste, das Obst ihm stets geboten werde, dies 
uu verlangen, hat er das größeste Recht. Nun sind aber 
nanche Gegenden Deutschlands noch recht obstarm, oder 
es wird dem Obstbau noch nicht allgemein die Pflege ge— 
vidmet, daß überall und zu jeder Jahreszeit, namentlich 
zwischen Ostern und St. Johannis, bis die Kirschen, Erd— 
ind andere Beeren wieder reifen, der Tisch mit schmack⸗ 
haften, würzigen und reinlich und gut gehaltenen Aepfeln 
zeziert werden könnte. Gekochtes Obst aber von getrock— 
jeten Pflaumen, Aepfeln, Birnen, Kirschen liebt nicht 
Jedermann, und eingekochte Früchte in genügender Menge 
zu schaffen, um sich ein ganzes Vierteljahr damit hinzu— 
risten, ist nicht Jedermann ermöglicht. 
Da ist guter Rath wirklich oft recht theuer. Und 
doch giebt es einen Rath und dazu einen außerordentlich 
hilligen. Am Rhein und im westlichen Mitteldeutschland, 
n Süddeutschland und in der Schweiz in obstreicheren 
Gegenden bereitet man aus dem ausgepreßten Safte guter 
Birnen- und Apfelsorten durch Einkochen bis zur steiferen 
Syrupsdicke einen Honig, — der von Aepfeln wird ge— 
wöhnlich Apfelkraut genannt, — der an Schmackhaftigkeit 
durchaus Nichts zu wünschen übrig läßt und an dem, 
wenn er nur nicht allzu dick dem Grahambrode aufge— 
trichen wird, auch das allerschärfste Naturgewissen, der 
inverdorbenste Instinkt Nichts auszusetzen haben wird. 
die natürliche Säure der Aepfel pflegt bei diesem Apfel— 
raut durch miteingekochten Runkelrübensaft versüßt zu 
ein. Solches Apfelkraut wird in Mitteldeutschland schon 
illgemein von der ärmeren Klasse als Ersatz für Butter 
»erwendet und die Industrie hat sich der Herstellung des— 
elben bereits im Großen bemächtigt. Der Schreiber d. 
edient sich desselben, sowie des Birnenhonigs schon län— 
gjere Zeit zu seinem Grahambrode und er kann versichern, 
zdaß er kaum ein köstlicheres Früh- oder Abendmahl zu 
ezeichnen wüßte, als sein Grahambrod mit etwas wenigem 
Apfelkraut oder Birnenhonig und dazu ein Glas frische 
Kuhmilch. 
Das dem Schreiber d. bekannte Haus „ter Meer 
und Weymar in Klein-Heubach am Main“ (einige Stun— 
den von Aschaffenburg) stellt außer Birnenhonig und Apfel⸗ 
raut auch noch Traubengelee her (letzteres ein Gemisch 
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