Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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3500 Procent besser, als das gebräuchliche medicinische 
erfahren. Es sagte ferner 1867 S. 188, daß der all— 
gemeineren Einführung des irisch-türkisch-römischen Ba— 
es, weil luxuriös und umständlich, die allgemeine Ein— 
ührung der einfacheren Abwasch- oder Halbbadwannen 
‚oraufzugehen habe. Es legte endlich 1867 S. 198 Ver— 
vahrung ein gegen die Einführung des Dampfbades als 
ägliches diätetisches Abhärtungsmittel für Gesunde. Und 
1868 mahnt es S. 27 einzig vor allem „gewaltsamen 
Finschreiten mit allzureizenden kalten oder warmen Pro— 
eduren“ ab. Das Gleiche aber thut gewiß jeder um— 
ichtige und mit Hrn. Erfurth und Dr. jur. Meinert 
zu der Erkenntniß gekommene Arzt, daß alle stärkeren 
dälte- oder Wärmereize das Nerven- und Hautleben nicht 
exhöhen und stärken, sondern beeinträchtigen und schwächen 
ind endlich aufreiben, erlahmen und „langsam aber sicher 
zu Grunde richten werden“ (s. oben S. 120). 
Ad 9) der Naturarzt fordere von allen Individuali— 
äten gleichmäßig und ohne Rücksicht darauf, ob sie dem 
Kreis der physiatrischen Erfahrungen schon vorher näher 
getreten waren oder nicht, ob sie Darm-, oder ob sie 
Magenleidend sind u. s. w. die unbedingteste Zukehrung 
zu alleiniger Pflanzennahrung und handle darum barock, 
einseitig und unmenschlich und stoße Viele, welche bei abl— 
näligen Zumuthungen und Belehrungen bekehrt worden 
vären, von sich zurück. 
Der letzte und nicht der mildeste Vorwurf des Advo— 
aten Meinert, unwahr jedoch und aus der Luft ge— 
zriffen, wie alle übrigen. „Alleinige Pflanzennahrung“ 
hließt natürlich Fleisch, Milch, Butter und Eier, als dem 
Thierreich entnommen, aus. Ausdrücklich aber sagt der 
Naturarzt 1867, S. 84, daß der Curtisch der Waid 
inter verschiedenen Umständen, je nach Bedürf— 
nissen und Ansprüchen, Fleisch-, Milch- und Mehl— 
speisen in der mannigfaltigsten Abwechslung und 
* der verschiedenartigsten Zubereitungsweise 
ietet. 
Und weiter heißt's am gleichen Orte, daß, um Nie— 
manden zurückzustoßen und auch die noch „Schwachen im 
Glauben und Wissen“ und „dem Kreis der physiatrischen 
Erfahrungen vorher noch nicht näher Getretenen“ all— 
nählig zu gewinnen, Nachsicht gegen die dem Naturarzt 
ind seinem Herausgeber sich Anvertrauenden zu üben und 
erst den „durch Gewohnheit stark Gewordenen“ einfachere 
Zpeise und größere Enthaltsamkeit zuzumuthen sei.“ Der 
Naturarzt 1868 endlich empfiehlt übereinstimmend mit 
den ersten Mediciner-Aerzten der Jetztzeit beim chronischen 
Magengeschwür nicht alleinige Pflanzennahrung, sondern 
imgekehrt ausschließlich thierische Nahrung (N. 3, 
ADD 
alleinige Pflanzennahrung, sondern eine thierisch⸗pflanz⸗ 
ich gemischte. 
RPach diesem Allem hat entweder Dr. jur. Meinert 
den Hahn-Griebem'schen Naturarzt gar nicht gelesen 
und er erlaubt sich in vorwitzigster Weise ein Urtheil 
über eine Sache, die er gar nicht kennen gelernt und ge— 
prüft hat; oder aber, er ist bei zeitweiligem geistigem Un— 
bermögen gar nicht fähig, Gelesenes richtig aufzufassen, 
zu begreifen und denkgerechte Schlußfolgerungen daraus 
zu ziehen; oder aber endlich: Dr. jur. Meinert hat den 
Naturarzt gelesen, begriffen und verstanden, aber gleich— 
vohl, nur um ihm Eins an's Zeug zu flicken und um 
ange verhaltenem „Grolle“ gegen ihn und seine Heraus— 
zeber einmal gehörig Luft zu machen, zu solch gehässigen 
Verläumdungen Zuflucht genommen! Einer von diesen 
dreien Beweggründen ist möglich, vielleicht treffen alle zu— 
sammen! Traurig, im höchsten Grade trauri„gg 
Wir scheiden nunmehr von Herrn Dr. jur. Meinert, 
der uns nie mehr Gelegenheit geben möge, unsre Feder 
gegen ihn zu kehren. Daß wir Person und Sache von 
ꝛinander zu trennen wissen, wo es sich handelt, der letz— 
eren das Wort zu reden und sie selbst gegen herrschende 
Macht und Gewalt in Schutz zu nehmen, haben wir mit 
unserm Berichte über Dr. jnr. Meinert's Verurtheilung 
N. 9, S. 70) bewiesen. Um so mehr fühlten aber nun— 
mehr wir uns auch berechtigt und selbst verpflichtet, rein 
bersönlichen und in jeder Beziehung ungerechtfertigten An— 
zriffen desselben gegen den Naturarzt und seine Heraus— 
geber ein für alle Mal entschieden gegenüber zu treten; 
die Physiatrischen Blätter kommen eben gerade in Leser— 
kreise, wo der Naturarzt in Folge gewisser Umtriebe bis— 
her keinen Eingang finden konnte und also ohne diese 
Entgegnung ungehört abgeurtheilt und cin contumaciam? 
verurtheilt worden wäre. 
Italienisch-peruanisch-sächsisch-lübische heiße 
Strand Sandbäder. 
Ein neues Heilmittel für Mittelsuchtkranke Naturärzte.*) 
Die Methode, die trockene Wärme heißen Sandes zur 
Heilung bestimmter Krankheitsgruppen anzuwenden, ist be— 
'anntlich weder eine neue, noch eine selten benutzte. In 
Italien giebt man Gelähmte und Rheumatiker häufig ans 
uͤfer der See in den Sand. In Piuru, einer Stadt an 
der Grenze von Peru und Ecuador, wurden laut Bericht 
über die Weltumsegelung der brittischen Fregatte „Herald“ 
chon im Jahre 1845 Gichtkranke durch 9 Tage in den 
heißen Küstensand eingegraben. Auch an den Nord- und 
Ostseeküsten sind einzelne Heilungen durch Eingraben 
Kranker in den heißen Ufersand bekannt geworden. Me— 
thodisch und kurgemäß wurden jedoch heiße Sandbäder 
hisher wohl zuerst in Sachsen, in Köstritz und Dresden 
»erwendet. Durch den Erfolg des letzteren aufgemuntert 
iah sich Dr. F. Cordes im Frühjahr 1866 in Trave— 
münde hart am Ostseestrande zur Errichtung eines neuen, 
äußerst comfortablen Cursalons für heiße Sandbäder ver— 
anlaßt. Diese Sandbäder dauern, bei einer Temperatur 
im Mittel 1-Stunde. 
Es wurden die Kranken in Wannen in den heißen 
Sand gänzlich (bis an den Kopf) eingegraben und ver— 
ielen meistens, nach mehr oder minder langer Dauer in 
Schweiß; hinterher wurde eine Regen- oder Sturzdouche 
hon Brunnen- oder Strom- (brakiges **) Trave-) wasser 
je nach Bedürfniß des einzelnen Falles verabreicht. 
x*) Vergl. N. A. 1868, N. 4, S. 31, Note unterm Text. 
**) Durch die Fluth oder Windströmung wird an den Muͤndungen 
der Flüsse das Wasser derselben zum Theil mit dem Salzwasser des 
Meeres gemischt — brakig. 
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