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Anzapfungen, Herausforderungen und niedrigsten Verdäch—
igungen? War es nicht Advokat Meinert selbst, welcher
en Beweggründen für die Aufstellung einer milderen und
infacheren Naturheilweise saure, weil unerreichbare, Trau⸗
len, felbstsüchtige Ursachen unterschob? (Naturarzt 1868,
3. 103.) So niedrige Denkungsart bekundet der Heraus—
gjeber des früheren Naturarzt mehrer Orten gegen den
zerausgeber des jetzigen, aber in diesem solche nachzu—
Feisen, wird wahrlich Niemandem gelingen. Solche
Denkungsart war bisher ferne von ihm und wird es
mmer bleiben!
Ad 4) die Herren Hahn-Grieben hätten dem Dr.
sur. Meinert den ferneren Anspruch auf den Titel und
die alten, von ihm gesammelten Abonnenten unrecht—
näßiger Weise entzogen.
Was die Herren Hahn-Grieben gethan haben, ist
Fzolgendes. Hahn schrieb, nachdem Dr. jur. Meinert
üffentlich wiederholt erklärt hatte, den Naturarzt einst—
veilen für 2 Jahre nicht mehr herausgeben zu wollen
ind er — Hahn, sich entschlossen hatte, die zahlreichen
Anhänger des Naturheilverfahrens für so lange Zeit nicht
hne ein regelmäßiges Organ zu lassen, dieser unrecht⸗
ich gesinnte Hahn schrieb in durchaus freundlich colle—
zialischen Ton an Dr. jur. Meinert die Einladung,
hm, beziehungsweise Herrn Grieben den Naturarzt mit
einen sämmtlichen bisherigen Abonnenten auf die Dauer
»on 2 Jahren abzutreten, bis dahin, wo Herr Dr. jur.
Meinert geneigt sein sollte, die Herausgabe des Blattes
elbst wieder in die Hand zu nehmen; er versprach, treu
ind gewissenhaft alsdann die ganze bisherige und die
twa neu dazu angeworbene Abonnentenschaft in die
Zände des ersten Herausgebers zurückzulegen. Hierauf
erfolgte gar keine Antwort. Hahn wie Grieben gingen
dann selbstständig und gänzlich unabhängig vom alten
„Naturarzt“ mit der Neugründung ihres neuen Blattes
hor; sie schrieben an Einzelne, kündigten offen. ihr Unter—
nehmen aus in den Zeitungen und ließen es in der un—
gezwungensten Weise darauf ankommen, ob ihr Unter—
nehmen Eingang und Unterstützung finde. Da zur Stunde
kein einziges Blatt in der deutschen Zeitschriften-Literatur
mit gleichem Namen bestand, so hielten die Herausgeber
es für klug und angemessen, weil der Richtung des Blat—
tes entsprechend, den bisherigen Titel des Blattes beizu—
ehalten. Erlaubt aber, gesetzlich rechtmäßig erlaubt aber
väre es Beiden sogar gewesen, neben dem Dr. jur. Mei—
nert'schen und noch 98 andern etwa schon bestehenden
„Naturarzt“ sich nennenden Zeitschriften auch noch die
zundertste gleichen Titels zu gründen. So lange Dr.
sux. Meinert nicht thatsächlich nachweist, daß wir ihm
den Titel „Naturarzt“, wie die von ihm gesammelten
Abonnenten „unrechtmäßig“ entzogen, bleibt diese seine
Behauptung als ein Flecken niedrigster Denk- und Ver—
eumdungsweise an ihm haften.
Ad 5) der Herausgeber dieses Blattes dünke sich schon
auf der Höhe der neuen Erkenntniß angekommen.
Allerdings, nichts weniger als dieses. Nur eben
Männer, die auf der Höhe der neuen Erkenntniß ange—
ommen sind, erachten wir für befähigt, ein Urtheil zu
ällen über die Tagesfragen der Wissenschaft; und wer
ich also herausnimmt, solche Urtheile fällen zu wollen,
nuß sich auch auf der Höhe der neuen Erkenntniß ange—
ommen wähnen. Die neue Erkenntniß ist natürlich noch
nicht die beste, die letzte, die einzige, die ewig wahre,
veil morgen noch eine neuere, als die heutige neue, und
iübermorgen noch eine neuere sein wird. Aber auf der
Zöhe der neuesten und derzeit besten Erkenntniß muß der
MNann, der ein Blatt herausgeben und Geister anregen
und leiten will, sich immer angekommen wähnen, sonst
st er seiner Stellung unwerth.
Ad 6) der Herausgeber weigere sich als Baumeister
und Leiter des Baues der neuen Heilkunde, neue von
den zerstreuten Theilnehmern und Bauinteressenten ge—
lieferte Steine anzunehmen und an den passenden Orten
zu verwenden, — umgekehrt verwerfe er sie stolz und
ünkelhaft, als die Geschmacksrichtung des Baumeisters
aicht repräsentirend.
Wieder so eine Beschuldigung, an der kein wahres
Wort. Welchen neuen Baustein hat der Herausgeber
derworfen? Die irisch-türkisch-römisch-griechisch-ägyptischen
Jeißen Luftbäder sind nicht neu, sondern so alt, als die
ekannte Menschengeschichte, 2, 3, 4 Tausend Jahre alt.
Und ob sie gut sind, ist noch höchst streitig; das Urtheil
des Medicinalrathes Richter über dieselben haben wir
n RNo. 5 d. Bl. angeführt; andere wissenschaftlich be—
gründete Verdammungsurtheile über sie sollen später fol—
gen. Eben so wenig neu find die Dampfbäder und auch
hre Wirksamkeit und Anwendbarkeit wieder eben so streitig.
lußer vielen anderen älteren Beobachtungen und schlim—
nen Erfahrungen nach Anwendung der Dampfbäder ver—
gegenwärtigt uns ein junger anwesender Kranker als das
Ipfer einer heillosen vorjährigen Dampfbadkur unter Be—
rathung eines der ersten Wortführer sogen. physiatrischer
heißer Dampf- und Luftheilweise so recht die Gefährlich—
eit derselben, so daß wir wahrlich nicht lüstern sind,
olch verbrannten, brüchigen Mörtel statt sicherer, fester
gausteine in unserem Heilschatz zu verwenden. Nicht Stolz
ind nicht Dünkel also, sondern vieljährige Erfahrung,
eiche Erkenntniß und unablässiges Studium leiten uns
ꝛinzig in der Wahl unserer Heilmittel. Mode-Einflüsse
ind Geschmacksrichtungen Mittelsüchtiger und Abwechs—
ungsbedürftiger Großstädter aber, sie lassen uns freilich
inbeirrt. Es waren auch so wenig Dresden als Triest
ie Orte, wo vor 40 Jahren die Grund- und Ecksteine
zum Neubau der Heilkunde gefunden und gelegt wurden,
ondern gleich Nazareth ein ganz ungekauntes, vorher nie
genanntes Dörfchen in hochabgelegener Gebirgsgegend.
Ad 7) der Naturarzt leide an einer gewissen Mono—
tonie (Eintönigkeit); er vertrete nicht die verschiedenen
Formen und Arten, in denen sich die einfachsten Natur—
inflhüsse auf uns, Wasser, Luft und Nahrung für die
Benutzung darbieten, da sie doch verschiedenen Kranken
wohl thun.
Zun dritten Male wieder so ein advokatisches Schlag—
wort: Monotonie, ohne Begründung, ohne Beweisfüh—
rung. Der Naturarzt vertritt umgekehrt durchaus alle
berschiedenen einfachen Formen und Arten, in denen
ich die einfachsten Natureinflüsse uns darbieten. Hr. Ad—
okat Meinert legt in seiner Beschuldigung auch selber
den Ton ausdrücklich auf die Einfachheit der Naturein—
Tüsse — er nennt sie im Superlativ: „einfachste“. Er