Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

Sandsteinfelsstück hervortritt, meist sogen. Schöpf-Quellen, 
d. h. man muß das Wasser aus ihnen unmittelbar aus dem 
am Entstehungsorte sich bildenden kleinen natürlichen Bassin 
mittelst des Bechers ausschöpfen und kann also nicht das 
fließende Wasser aus einem Ausguß auffangen. Für den 
Werth des Wassers ist dieser Umstand, da es überall unmit 
telbar aus Sandstein quillt, und die Schöpfung unmittelbar 
an diesem Orte des ersten Zutagetretens des Wasiers erfolgt, 
an und für sich von keineswegs benachtheiligendem Einfluß, 
kann es aber dann werden, wenn Gewittergüsse oder lange 
anhaltende Landregen den Quellenorten Tagewäsier zuführen 
und sie so, wie dann leicht geschieht, verunreinigen. Es wäre 
daher wünschenswerth, daß die Quellen im Allgemeinen durch 
bessere Fasiungen und kleine Ueberdachungen gegen solche 
Einflüsse des Tagwassers vollkommen geschützt würden. 
Das freundliche Haus zunächst links ist eine Privatbesitz 
ung und also nicht zur Anstalt gehörig. 
Die Promenaden sind großen Theils gut und ihre Aus 
dehnung weit bedeutender, als die bei Königsbrunn, wo, wie 
wir später- sehen werden, in dieser Hinsicht viel zu wünschen 
übrig bleibt. — Wir unterlassen hier die Benennung dieser 
Promenaden und der Punkte, nach denen sie führen, um so 
mehr, als die Namen nicht ganz sestzustehen scheinen; die 
Mannigfaltigkeit derselben ist aber ziemlich bedeutend und wirk 
lich Erstaunen erregend die Verschiedenartigkeit, in der sich 
die Natur, als geologische Bildnerin, bei den merkwürdigen 
hiesigen Felsgruppirungen gefallen hat. 
(Fortsetzung folgt.) 
Des Naturarztes v. Helser Leiden und Freuden. 
Somaüsch-hydriatische Novelle. 
(Fortsetzung.) 
Pastor Löser. Ja, ja — wenn Sie meinen, — in 
deß — bedenken Sie, meine Herren, daß ich da nicht füglich 
blos auf die hübsche Weise mich stützen kann: 
„Das Wasser liebt er gar nicht sehr, 
Dieweil darin ersäufet sind 
Viel sündhaft Vieh und Menschenkind." 
Alle. Ha, ha, ha! (lachen.) 
Pastor. Wenn man jetzt Eindruck machen will und 
besonders in solch' einer Frage des eigentlich nur oder we 
nigstens vorerst häuslichen Interesses, da muß man mit schon 
gut-triftigen Gründen, mit den Ueberzeugungen der verschie 
densten Stände auf Grund ihrer Erfahrungen auftreten und 
imponiren können; — daher — heraus damit, meine Herren 
— Jeder mit seinen Gründen, aus denen er diese sogenannte 
Naturheilkunde und das Auftreten eines sogen. Naturarztes 
hier an unserem Orte und in der Umgegend nicht leiden, 
nicht für nützlich, nicht für wünschenswerth erachten mag. 
C. Augustin. Nun, da wird der Herr Medicinalrath, 
dessen Urtheil im Grunde wohl allein hierbei maßgebend er 
scheint, schon die Güte haben, Ihnen die nöthige Unterlage 
zu gewähren. 
Medicinalrath. Werde^recht gern, zum allgemeinen 
Nutzen, meine Meinung auch aussprechen —; aber der Herr 
Pastor hat Recht, es gewährt für das löbliche Werk der öf 
fentlichen Beleuchtung fraglicher Sache weit größeren Nutzen, 
wenn Sie Alle hier am Tische rund und frei Ihre Gründe 
gegen das Beginnen dieses Dr. Helfer zum Besten geben. 
Unter dieser Voraussetzung werde ich, wenn Sie wünschen, 
den Anfang machen 
Alle. Sehr schön — bravo - wir folgen! 
Medicinalrath. So muß ich Ihnen sagen, meine 
Herren, daß es natürlich vorerst und hauptsächlich ein sach 
licher Grund ist, der die Medicinwissenschaft gegen das Trei 
ben und Behaupten der sich so nennenden „Naiurärzte" ein 
nehmen muß: ich meine die Prätention dieser Herren, daß 
ihre Heilweise eine besondere, neben oder gar über der 
Medicinheilkunde stehende sei, und dann die Anmaßung, mit 
welcher sie sich „Naturärzte" und ihr Treiben „Natur 
heilkunde" nennen Es giebt nur eine Heilwissenschaft, 
und die besonderen Heilsysteme sind nur Zweige, oder, 
wie man sie oft besser nennen könnte: Auswüchse oder 
Schmarotzergewächse auf dem alt ehrwürdigen Baume 
der Medicinwissenschaft, denen gegenüber man leider viel zu 
großmüthig das Vonselbstwiederabsterben erwartet, während 
dabei der reinigende Schnitt des Gesetzes - Messers meist sehr 
vorzuziehen wäre. Homöopathie, Wasserheilkunde und Schroth- 
sche Kur, Gymnastik und magnetische Kur find solche Aus 
wüchse oder wenigstens nur Zweige, welche die allgemeine 
Medicin mit umfaßt und welche nur unter deren Leitung hie 
und da als eine nützliche Beihülfe, als ein adjuvans, erschei 
nen können, aber niemals als trennbar von dem Wesen der 
Medicinwissenschaft gedacht werden dürfen. Das ist es aber, 
worin sich eine leidige Richtung der Zeit jetzt kundgiebt, daß 
nicht blos Menschen auftreten, welche sagen: „Ich habe ein 
neues Heilsystem kommt zu mir, wenn Ihr Euch geholfen 
sehen wollt", sondern daß ein Theil des Publikums auch zu 
ihnen läuft, ohne zu prüfen, ob jene auch die Berechtigung 
dazu haben, überhaupt so zu schreien, d. h. ohne zu prüfen, 
ob es erstlich Aerzte, geprüfte und bestallte Aerzte sind, 
welche die Entdeckung gemacht haben wollen, und zweitens, 
ob die angebliche Entdeckung auch auf dem Unterbau der al 
leinig wahren Medicinwissenschaft bafirt sei. Glauben Sie 
denn, daß wir, das ärztliche Publikum, nicht auch forschen? 
oder glauben Sie, daß in einem Fache, zu dessen Ausübung 
eine Masse besonderer Wissenschaften gehören, ein Anderer, als 
ein Kenner dieser Wissenschaften, also ein Selbstarzt, eine we 
sentliche, die medicinische Wissenschaft wirklich bereichernde 
Entdeckung machen könne? Gewiß nicht! Solche angebliche 
Entdeckungen müssen erst vor dem Urtheile der Vertreter je 
ner gesummten Wissenschaften der Medicin als gebrauchbar 
anerkannt worden sein; dann erst können sie erwarten, ein 
gereiht zu werden in den ärztlichen Wissens- und Geschäfts- 
Kreis Die erwähnten Heilweisen: Homöopathie, Hydrothe 
rapie und diätetische oder Schrothsche Kur haben aber, erstere, 
die Homöopathie, gar nicht und die beiden letzteren bis jetzt 
nur sehr theilweise als gebrauchbar sich herausgestellt, wäh 
rend wir die Gymnastik und den Elektro-Magnetismus — 
weniger gern schon den thierischen Magnetismus — allerdings 
als öfters uns dienlich anerkennen und ihre Anwendung unter 
und nach unserer Anordnung gestatten. Meistens haben aber 
auch Gymnastik und Magnetismus gleich von Anfang herein 
eine freundschaftlichere Stellung zu uns eingenommen, als die 
drei zuerst erwähnten entarteten Kinder der alma mater. Die 
traurige Episode unseres Kampfes gegen die Homöopathen ist 
Ihnen bekannt; wir sind darin nicht unterlegen, aber wir 
sind, ebenso wie einst die große katholische Mutterkirche gegen 
über der protestantischen, und zwar durch ganz gleiche Um 
stände wie diese, gezwungen worden, das Bestehen neben uns
	        
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