Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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Druck von Liepsch & Reich« rdt in Dresden. 
Verantw. Redakteur und Verleger: vr. Mein ert. 
Zu 1. Gegen alle Kopfcongestionen sind besser Ablei 
tungsformen nach hydriatischer Art, als Schroth'sche Einschläge, 
anzuwenden; versuchen Sie bei dem kl. ^jährigen Kinde vorerst 
nur Waschungen von ca. 16 0 Wasser, mit den bloßen Hän 
den vorgenommen, und gefolgt von Trocken-Frottirungen. Hel 
fen diese nicht schon allein (sie müßten aber täglich 3 Mal 
geschehen), so schreiten Sie zu den kurzen, feuchten Ein 
packungen. Sie nehmen hierzu ein der Größe des Kindes 
angemessenes feines Leinen (Windel), legen es genäßt und 
scharf wieder ausgerungen auf eine ebenfalls entsprechend 
große wollene Decke und packen darein das Kind bis auf das 
Köpfchen, welches frei bleibt, ziemlich straff ein, die Aermchen 
glatt an den Leib angelegt. Die wollene Decke wird dann, 
ebenfalls ganz dicht anschließend, um das Kind gehüllt, so daß 
durchaus keine Luft zu dem feuchten Tuche zudringen kann, 
und schließlich werden Betten auf das Kind gedeckt und rings 
um gut eingestopft. Auf das Köpfchen legen Sie gleich bei 
Beginn der Einpackung eine schwache, feuchte Compresse, mit 
einem trockenen Tuche leicht überdeckt. — In dieser Verpac 
kung, welche den Zweck hat, die ganze Körperhaut, mit Aus 
nahme der Kopfhaut, kräftig anzuregen und die Blutcircula- 
tion daselbst zu befördern, den Kopf abe^ von Blutandrang 
frei zu machen, bleibt das Kind, wenn es nicht einschläft, nur 
so lange, als es ruhig liegt, also etwa | bis | Stunde. 
(Im Fall es eingeschlafen wäre, stört man den Schlaf nicht). 
Dann (resp. nach dem Aufwachen) wäscht man es mit Wasser 
von ca. 18 o R. ab und legt es darnach entweder nur leicht 
zugedeckt nochmals ins Bett, oder besser ist es, man bringt 
es, in der nöthigen Kleidung und Umhüllung, in's Freie. — 
Diese kurze, feuchte Einpackung kann anfänglich 2 Mal des 
Tages vorgenommen werden, ein Mal früh, das andere Mal 
Nachmittags 5 Uhr. Außerdem erhält das Kind täglich 2—3 
kleine kalte Klystiere (eine gewöhnliche Spritze halb voll) 
und wird nur mit ganz kühlem Essen und Trinken genährt, 
falls es schon entwöhnt ist; diesfalls erhält es auch öfters 
kleine Portionen kaltes Wasser zu trinken. 
Zu 2. Oeftere (d. h. einige Zeit lang fortgesetzte, täg 
lich einmalige) gleiche solche kurze feuchte Einschläge, wie zu 
1 erwähnt, werden, in Verbindung mit feuchten Fußeinpak- 
kungen während der Nacht, und täglichen Waschungen des 
Körpers mit ca. 16 o Wasser, zunächst wohl die wünschens- 
werthe Versetzung der Ausscheidung vomOhr und Kopf überhaupt 
hinweg auf eine tiefere Körperparthie herbeizuführen im Stande 
sein. Will die Frau aber das Flechtenleiden ganz los sein, 
so wird sie gerade mit großem Nutzen eine Schrothische 
Kur durchmachen, nur daß sie gut thun wird, den derartigen 
Einpackungen kühle Abwaschungen folgen zu lassen (aus Grün 
den, welche Sie S. 16 unseres Blattes näher angegeben 
finden). Die nächtlichen Einschläge müßten dabei allerdings 
den ganzen Leib von den Achselhöhlen an abwärts, aus 
schließlich des Kopfes, der eine starke Hülle erhält, aber ein 
schließlich der Füße umfassen, wie es Ihr Handbuch genauer 
angiebt, und die strenge Diät wäre natürlich nicht zu ver 
gessen. 
Zu 3. Zur Linderung des betr. Uebels werden Sitz 
bäder oon 16 — 18 0, täglich Vormittags oder Nachmittags 
einmal | Stunde lang angewendet, viel beitragen, ebenso 
nächtliche, feuchte, etwas verpackte Binden, welche, zwischen 
den Beinen hindurch, hinten und vorn an einem Leibgürtel 
befestigt werden. Auch tägliche mehrmalige kleine, kühle 
Klystiere werden das Uebel wesentlich erträglicher machen. 
Aber soll es, falls überhaupt dazu noch Körperkraft genug 
vorhanden ist, ganz aus dem Körper entfernt werden, so bleibt 
auch hier nichts, als eine tief eingreifende Ausscheidungskur 
übrig, für die Sie ziemlich das zum Anhalt nehmen können, 
was in Nr. 5 dieses Bl. bezüglich der Heilung chronischer 
Krankheiten überhaupt und der secundären Syphilis speciell 
angedeutet worden ist. Mit der Kurweise nach le Roi wird 
nur ein Schein erreicht, wie bei allen Kuren mit Chemika 
lien, und Soolbäder sind zu Auflösungs- und Ausscheidungs 
kuren gar nicht zu gebrauchen. 
Zu 5. Gegen fragliches Halsleiden werden wahrschein 
lich sehr lange (d. h. monatelang) fortgesetzte, Tag und Nacht 
getragene feuchte, gut verpackte Halsumschläge, verbunden mit 
häufigem kleinen Wassergenuß helfen. Bei jeder Wechselung 
eines Umschlages nach 2 — 3 Stunden (wenn nämlich der 
Umschlag anfängt trocken zu werden) wird der Hals mit 
frischem Wasser gewaschen und zum Wechseln ein anderes 
Tuch genommen, damit man das eine immer lüften kann, wäh 
rend das andere aufliegt. Dabei ist Acht zu haben, daß die 
Füße warm bleiben und alle erhitzende Speisen und Getränke 
vermieden werden; auch auf die Regelmäßigkeit der übri 
gen Ausscheidungen ist zu sehen, namentlich für offenen Leib 
(durch kalte Klystiere) und für kräftige Hautthätigkeit durch 
tägliche kühle Waschungen von Kopf bis zu Fuß zu sorgen. 
Zu 6. Wenn Sie unter Gliederkrankheit chr. Rheuma 
tismus verstehen, so kann der Frau, da sie noch in mittleren 
Jahren und das Leiden nicht alt, wahrscheinlich durch Schwitz 
kur'am leichtesten geholfen werden; kann sie das (2—3 stün- 
dige) Eingepacktliegen in trockener, wollener Decke vertra 
gen, so wird sie bei dieser Anwendungsform, mit darauffol 
gender Abwaschung mittelst Wasser von 16 o, am schnellsten 
davongekommen In der feuchten (aber ebenfalls 3, ja 4 Stun 
den langen) Einpackung wird dasselbe, nur meist mit etwas 
Zeitverlust, erreicht; dafür paßt sich diese Form vielen Indi 
viduen leichter an. 
XL. Bei noch specielleren Krankenberichten, als die in 
Ihren Anfragen unterliegenden waren, hätten wir natürlich 
auch Specielleres verordnen können. Sie müssen daher vor 
jetzt mit Vorstehendem vorlieb nehmen. 
Briefkasten. 
An die geehrten Leser. Dem mehrfach von Ihnen ausge 
sprochenen Wunsche, daß der Druck unseres Blattes weniger in Petit 
schrift, sondern mehr in einer Letterngröße geschehen möge, welche auch 
schwachen Augen das Lesen des „Naturarztes" möglich mache und an 
nehmlich erhalte, soll, soviel irgend thunlich, genügt werden. 
Herrn Rv. in §t. Ptbg. Vorläufig auf diesem Wege unsern 
besten Dank für dit Büchersendung und Ihr freundliches Entgegen 
kommen, mit der Versicherung, daß uns Ihre Zusendungen und Mit 
theilungen über die Knrresultate in Ihrer Sphäre stets sehr willkom 
men sein werden; recht bald werden wir brieflich Weiteres von uns 
hören lassen. 
Herrn Dr. N. zu St. Dank für die gütigen Zusendungen. Unser 
Blatt soll sich nun ebenfalls bald rüstig Ihrem so wichtigen und ach- 
tungswerthen Kampfe gegen jene Pest der Menschheit — den Impf 
zwang — anschließen. 
' Herrn I. S. W. in Ch. Ehe wir Ihnen einen Ralh ertheilen 
können, müssen Sie uns eine genauere Beschreibung Ihrer Person hin 
sichtlich Alter, Ernährungszustand, früherer und jetziger Verhältnisse 
in der Lebensweise rc. zukommen lassen.
	        
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