Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

Dresden, 
den 26. November. 
M 37. 
1863. 
Der Raturarzt. 
ßonespondmzblatt für Ireunde naturgemäßer Keilmethoden. 
Herausgegeben von vr. W. Meinert. 
(Dresden, Kaitzer Str. Nr. 5.) 
Der , Naturarzt" erscheint jedes Quartal mit 10 Nummern L i Bogen; Preis jährlich 2 Thlr. oder 4 Fl. W. W.'; Abonnement pränume- 
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Augenentzündungen. 
Von Dr. Körner, Besitzer der Schroth'schen Heilanstalt zu 
Wolgast 
Johann Schroth war in allen Zweigen der Heilkunde, 
wo es nicht auf operative Hülfeleistungen ankam, ein großer 
Meister; denn er heilte sowohl innere als äußere Krankhei 
ten und sogar oft solche, gegen welche die ersten ärztlichen 
Autoritäten nichts ausrichten konnten und welche sie als un 
heilbar erklärt hatten, wie viele Beispiele eonstatiren; dadurch 
erregte er natürlich einerseits die Aufmerksamkeit vorurteils 
freier Aerzte, denen ihr Berus ein heiliger ist, und machte sie 
zu seinen Jüngern, andererseits aber erfüllte er wieder die in 
der Praxis den Erwerb für's Höchste und die Heilkunde für 
ein Brodstudium Haltenden mit Gift und Galle, wodurch er, 
bei ihrem Range und Einflüsse, von verschiedenen Seiten oft 
den lächerlichsten Verfolgungen und Verunglimpfungen aus 
gesetzt wurde. Aber seine Feinde erreichten dadurch gerade 
das Gegentheil von dem, was sie beabsichtigten; denn durch 
diese Scandale wurde die Aufmerksamkeit auf Schroth noch 
mehr angeregt und gesteigert und somit sein Heilverfahren 
noch schneller in Aufnahme gebracht, als wenn jene Widersacher 
geschwiegen hätten. Ja, sie brachten es sogar so weit mit 
ihren gehässigen Verfolgungen und Verläumdungen, daß, in 
Folge einer Denunciation, von der k. k. österreichischen Regie 
rung eine Untersuchungs-Commission nach Lindewiese entsendet 
wurde, um sein Heilverfahren einer strengen Kritik zu unter 
werfen; da diese indeß aus vorurtheilsfreien Männern be 
stand, welche nur die Wissenschaft im Auge hatten und in 
seiner Methode nichts fanden, was irgend der Gesundheit 
hätte schaden können, so wurde ihm durch ein Hofdecret die 
Erlaubniß zur Ausübung der ärztlichen Praxis ertheilt und 
seine Methode somit zum Heile der leidenden Menschheit und 
zum Aerger seiner Feinde sanctionirt. 
Wenn daher irgend etwas in seinem Kurverfahren ent 
halten gewesen wäre, was der Gesundheit nur scheinbar hätte 
schaden können, so wäre ihm gewiß die Praxis gänzlich unter 
sagt worden, und die Welt wäre einer Wohlthat dadurch ver 
lustig gegangen, welcher keine andere (?) von solcher Tragweite 
an die Seite gestellt werden könnte; die Feinde derselben hät 
ten in ihrem Triumphe gejauchzt und das Dämmerlicht der 
beglückenden neuen Heilkunde in Nacht begraben. Die Com 
mission fand jedoch nur solche Mittel in seinem Heilplan, wie 
sich ihrer die Natur zu Heilungen bedient, also nur rein ge 
sundheitsgemäße; Schroth lauschte der Natur ihre Wünsche, 
bei seiner scharfen Beobachtungsgabe, nicht blos ab, sondern 
befolgte diese Winke auch genau, so daß sein Heilverfahren, 
das sich also allein auf unumstößliche Naturgesetze stützt, 
das naturgemäßeste ist — ein Ruhm —, auf den die Medi- 
cinheilkunde verzichten muß, da sie meistens das Gegentheil 
zur Heilung benutzt und mit heterogenen, giftigen, der Ge 
sundheit feindlichen Einflüssen operirt, wodurch dem Selbster 
haltungstriebe (der Naturheilkraft) hindernd in den Weg ge 
treten und die Gesundheit, statt sie zu befördern, oft noch 
mehr untergraben wird. Johannes Schroth ging also sehr 
glänzend gerechtfertigt aus dieser Untersuchung der Commission 
hervor, und seine Verdienste um die Menschheit wurden da 
durch in ein so Vortheilhaftes Licht gestellt, daß Vielen nun 
mehr die Augen geöffnet wurden und er von jetzt an immer 
mehr Zulauf bekam, ja von Kranken aller Classen, besonders von 
denen, welche jahrelang vergebliche Hülse auf dem Gräfen- 
berge gesucht hatten, Winter und Sommer förmlich umlagert 
wurde. 
Unter diesen Hülfesuchenden bei Schroth war eine be 
trächtliche Zahl Augenkranker, 'welche alle nur möglichen 
Methoden schon durchgemacht hatten, aber von Schroth oft in 
kurzer Zeit radical geheilt wurden, wie ich mich selbst bei 
meinem Aufenthalte in Lindewiese im Sommer 1851 hinrei 
chend überzeugt habe. Nach seinen Heilprincipien war es auch 
für den Kenner seiner Methode nichts Auffallendes, wenn er 
noch solche Kranke herstellte, da durch dieselbe die Reinigung 
der gesummten Blut- und Säftemasse sowie eine normale Ver 
dauung angestrebt wird, wodurch nur gesunde Säfte bereitet 
werden und die kranken in dem Maße abnehmen müssen, wie 
die gesunden zunehmen, wodurch also der Organismus von 
jeglichen Krankheitsstoffen gereinigt wird, die Organe wieder 
zu ihren natürlichen Verrichtungen zurückkehren und somit die 
Krankheit, der anormale Stoffwechsel, gehoben wird; denn 
ohne Reinigung des Körpers ist keine radicale Heilung mög 
lich. Schroth heilte daher die gefährlichsten Augenkrankheilen 
in oft verhältnißmäßig kurzer Zeit und besonders erwarb er 
sich durch häufige Teilung des schwarzen und grauen (?) 
Staares, wenn das Uebel noch nicht zu veraltet war, ein 
hohes Verdienst, da bekanntlich der letztere nur durch eine ge 
fährliche Operation entfernt werden kann, die leider oft ohne 
allen Erfolg bleibt und mitunter das ganze Sehorgan zerstört-
	        
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