Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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Verantw Redakteur und Verleger: Dr, Meinert. Druck von Liepsch & Reichardt in Dresden. 
Aphorismen. 
Von Naturarzt Baptista Vanoni. 
Ich hörte einmal von einem alten Mütterchen ganz ge 
müthlich einen „sehr geschickten Doctor medicinae" 
als „Hausarzt" loben, zu dem sie allein Vertrauen habe, 
denn — sagte sie —: „Er hat meinen Mann selig, meinen 
Schwager selig, meine Kinder selig und meine zwei Brü 
der selig — behandelt!" 
Briefkasten. 
Herrn Ly. in L. (Ungarn). Dank für Ihr Lebenszeichen, das Sie 
nach so langer Pause uns zukommen ließen, und für die freundliche 
Beilage; der betr. Artikel ist willkommen, und wünschen wir sehr, daß 
Sie Ihre Wintermuse benutzen möchten, öfters einen Baustein zu un 
serem gemeinsamen Tempel zu liefern, wozu sowohl der Ihnen so, 
glücklich angeborene Beruf, als Ihre Erfahrung Sie ebensowohl berech 
tigen, als verpflichten. 
Herrn Schichtmstr. H. zu §1 Sind Ihnen die fehlenden Num 
mern 22 und 25 wohl richtig zugekommen? Ihre gefälligen Notizen 
werden nun allmälige Benutzung finden. 
Herrn Z. in Berlin. Herr Director R. war noch nicht hier und 
vernnttheu wir, daß er den Rückweg aus der Schweiz direct nach 
Hause (Tr) genommen hat. Dorthin werden wir daher Ihren Brief 
in einigen Tagen absenden. Im Uebrigen hat uns Ihre Nachricht 
über die glückliche Kur der Frau Gemahlin bei Herrn R. herzliche 
Freude bereitet. 
Herrn Dr. K zu W Beim besten Willen für diese Nummer 
nicht möglich! Für das Eingesandte unsern Dank! Die gewünschten 
3 Exemplare werden Ihnen seiner Zeit zugehen. 
Herrn Int. S. Fr zu St. Beinahe hätte uns eine Besorgniß 
beschlichen — daher kam noch zu rechter Zeit Ihre freundliche Zu 
schrift, die ja des Ermuthigenden manches bringt. Dank dafür und 
für die Beilage! Zum zeitigen Frühjahr, wenn irgend thunlich, wird 
der Besuch dort zur Ausführung kommen Die Umtaufe wird übrigens 
unterbleiben. 
Herrn Reg. B. in F. Ihren Bericht werden wir baldmöglichst 
mit aller der Genauigkeit beantworten, welche der eigenthümliche Fall 
verdient, und wird die Antwort in der öffentlichen Krankencorrespou- 
denz, also gedruckt, erscheiuen; doch bezweifeln wir, daß es noch in die 
sem Jahre thunlich ist; und da der Fall einen Verstorbenen betrifft, so 
werden Sie uns schon diese Gestundung gewähren. 
Herrn S. in A. Die Schilderung der Ihnen widerfahrenen Stö 
rung müßte trefflichen Stoff zu einem Genrebild abgeben. Suchen 
Sie die Manipulation auch im Winter im sonnigen Zimmer fortzu 
setzen^ und versäumen Sie überhaupt nicht, den ganzen Winter hindurch 
jede Woche (neben der tägl Ganzwaschung mit ca 18" R., sei sie 
Abends beim Bettgehen oder, falls Bewegung'' darauf folgen kann, auch 
früh —) einmal' a) eine kurze f. Einpackung, b) eine trockene Schwitz- 
einpackuug und o) ein langdauerndes, laues Sitzbad (ca. 18", 1 Stunde 
laug) zu nehmen. Die fragl örtlichen Applicatiouen je nach Be 
dürfniß täglich. Sie werden schon nächstes Frühjahr Ihre Ausdauer 
belohnt und sich von da an weit schneller vorwärts schreiten sehen. 
Man darf nie vergessen, daß Uebel, welche viele Jahre zu ihrer Ent 
stehung und Einbürgerung bedurft, auch nur in jahrelanger, naturge 
mäßer Gegenkämpfung wieder gründlich beseitigt werden; bisweilige Rück 
fälle und Versuche des inneren Krankheitsseindes, sich seine alten Po- 
sitionen, aus denen er zum Theil schon verdrängt ist, wieder zu erobern, 
dürfen nicht eutmuthigen, sondern müssen stets nur zu einem neuen 
kleineren oder größeren Feldzug Veranlassung werden. Ebenso wün 
schen wir Ihren naturärztlichen Thätigkeit den besten Fortgang, und 
Segen! 
Herrn Prof. H. zu K. Ihre Zuschrift wird in nächsten Tagen 
ihre Beantwortung finden. Die in Aussicht gestellten Mittheilungen 
werden uns sehr angenehm sein. 
H<rrn G. zu W. Die morgendliche milde (18—20") Wa 
schung des ganzen Körpers empfiehlt sich allerdings stets vor allen an 
deren Tageszeiten, weil der Körper über Nacht mehr gedunstet hat 
und die Haut dadurch etwas erschlafft ist. Wer sie empfiehlt sich auch 
nur, wenn Bewegung darauf folgen kann, am besten im Freien 
oder doch in Form von Zimmergymnastik Ist dies nicht möglich, so 
werde die Waschung bei Bettgehen oder auch sonst am Tage, wo es 
mit der Motion daraus paßt, vorgenommen; früh beim Aufstehen muß 
aber dann wenigstens trockene Frottation des Körpers eintreten. Sollte 
sich nach den Waschungen ein Gefühl von Frösteln, Erregtheit 
(Reizbarkeit, Verstimmung) trotz Bewegung rc. geltend machen, so neh 
men Sie überhaupt diese Ganzwaschungen nicht alle Tage, sondern nur 
3, 2 oder selbst nur i Mal per Woche vor; diesfalls können sie aber 
etwas kühler (15") sein. — Für das Tragen von Respiratoren 
sind wir nicht; sie sind eine Eselsbrücke für die, welche durch den 
Mund zu athmen pflegen, während der Mensch durch die Nase 
athmen soll; thut er dies gehörig, so bedarf er nun und nimmermehr 
einer so bedauerlichen Unterstützung seiner Verwöhnung. 
Herrn C- Gr. in I. Einstweilen Folgendes: Ihre fortwäh 
rende Lebensweise wird sich zuerst darnach richten müssen, ob Sie 
Blutandrang nach dem Kopfe spüren oder nicht. Ist es der Fall, so 
sind einige Ableitungssormen per Woche, nach S. 82 und 83 sub l, 
2 und 3 des „Naturarztes", auch den Winter hindurch nöthig. Die 
mehr oder weniger nahrhafte Diät richtet sich ebenfalls nach diesem 
Blutzustande, und auf Reisen dürfte sich bloßes Zuckerwaffer oder al 
lenfalls Sodawasser zum unvermeidlichen Wein empfehlen. 
Herrn W. A in Berlin. Auch zu Ihnen vorläufig dies: Zu 
nächst der Ausdruck unserer vollsten Befriedigung über Ihr wackeres 
naturärztliches Wirken; wir täuschten uns also gleich nach Ihrem ersten 
Briefe nicht in dieser Hoffnung. Anlangend das ältere Mädchen, so 
würden wir Ihnen für einige Wochen bei demselben anrathen: a) eine 
tägl. kurzd. Ganz ein Packung nach S. 82 sub l, weil in solcher 
das Nervenleben eine Regulirung erfährt, wie fast durch nichts Ande 
res zu erzielen; b) gegen den Kopfschmerz ein tägl. abendl. Sitz 
bad nach S. 83 sub 2 und viele Bewegung im Freien, schnell und 
bei nach und nach dünnerer Kleidung ausgeführt; Turnunterricht würde 
sich sehr empfehlen. Die Diät sei fort und fort die mäßigste, reizlo 
seste, vorzugsweise vegetabil. — Die Waschungen von ca. 18" wer 
den natürlich auch nach dem Aufhören her tägl Einschläge, täglich ein 
mal, fortgesetzt (früh, wenn Bewegung darauf möglich, sonst' hier nur 
trockenes Frottiren und Abends erst die Waschung beim Bettgehen). 
Bei Rückkehr irgend eines krankhaften Symptomes treten sofort wieder 
mehrtägig die kurzd. feuchten Ganzeinpackungen und die Sitzbäder ein. 
Auch eine Kur von kleinen, kalten Klystieren kann von Zeit zu Zeit 
auf einige Wochen nur mit großem Nutzen stattfinden. 
Noch mehr als bei dem 12 jährigen, ist bei dem jüngeren Mäd 
chen kühles Schlafen unbedingtes.Erforderniß; wenigstens eine Stepp- 
decke, welche ja nicht theuer, muß erst auf dem Leibe liegen, ehe ein 
Federbett kommt. Sie werden sich aber großes Verdienst erwerben, 
wenn Sie es dahin bringen, daß die Familie von den gewiß vorhan 
denen Unterbetten einige verkauft und für den Erlös wollene Dek- 
ken und Steppdecken für die Angehörigen anschafft. Nächtb Schroth- 
sche Einschläge 2 Mal per Woche und nicht länger als bis zum Heiß 
werden fortgesetzt (mit darauffolgender Waschung oder im Nothfall auch 
nur trockener Abreibung) abwechselnd nnt 3 Mal in der Woche stattf. 
kurzd. morgendl. Ganzpackungen und resp Waschungen werden der 
Kleinen sehr heilsam sein; Zimmergymuastik, wenn nicht Bewegung im 
Freien, Diät noch strenger vegetabilisch und reizlos bei ihr, als bei der 
12 jährigen Schwester. Wegen der Klystierformen rc. wollen Sie außer 
S. 83 sub 3 auch S. 128 des „Naturarztes" gefälligst wiederholt le 
sen. Ein wahrer Naturarzt ist uns dort leider noch nicht bekannt 
geworden; wir werben Ihnen aber nächstens desfallfige briefl. nähere 
Mittheilung machen. 
Annonce. 
Für eine größere Fabrikstadt in der Nähe Frankfurts 
a. M. wird ein promovirter Arzt gesucht, welcher sich aber 
mit den Grundsätzen der Naturheilkunde vollkommen vertraut 
gemacht haben , müßte und sie ausschließlich zu üben den auf 
richtigen Willen hätte. Angesehene und wohlhabende Fami 
lien der jedem geistigen Fortschritt geneigten fragl. Stadt ga- 
rantiren diesfalls nicht blos ein genügendes materielles Aus 
kommen, sondern mich die angenehmsten socialen Verhältnisse. 
Näheres durch die Redaction dieses Blattes.
	        
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