Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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die aus den vorgenannten drei Schichten bestehende äußere 
Haut, durch welche der Körper Licht und Luft und die darin 
enthaltenen Stoffe einathmet und ebenso die für den Orga 
nismus unbrauchbaren Stoffe ausdünstet oder ausstößt, immer 
in einem Zustande ist, wornach sie die ihr von der Natur zu 
gewiesenen Geschäfte am besten und ungehindert verrichten 
kann. Diese Ansicht über die Wichtigkeit der Hautcultur wird 
auch von allen Sachverständigen getheilt, und wir berufen uns 
daher nur auf einige Stellen aus Hufeland's „Kunst, das 
menschlichliche Leben zu verlängern." Daselbst heißt 
es z. B.: 
„Wir müssen unsere Haut nicht blos als einen gleich 
gültigen Mantel gegen Regen und Sonnenschein betrachten, 
sondern als eins der wichtigsten Organe unseres Körpers, 
ohne dessen unaufhörliche Thätigkeit und Gangbarkeit weder 
Gesundheit noch langes Leben bestehen kann, und dessen 
Vernachlässigung eine leider unerkannte Quelle unzähliger 
Kränklichkeiten und Lebensabkürzungen geworden ist." 
„Die Haut ist das größte Reinigungsmittel unseres 
Körpers. Unaufhörlich, jeden Augenblick, verdunstet durch 
Millionen kleine Gesäße auf eine unbemerkbare Weise eine 
Menge verdorbener, abgenutzter und verbrauchter Theile. 
Diese Absonderung ist mit unserem Leben und Blutumlauf 
unzertrennlich verbunden, und durch sie wird unserem Kör 
per bei Weitem der größte Theil alles Verdorbenen entzo 
gen. Ist sie also schlaff, verstopft oder unthätig, so wird 
Verdorbenheit und Schärfe unserer Säfte unausbleibliche 
Folge sein. Insbesondere entstehen die übelsten Haut 
krankheiten daher." 
„Die größere oder geringere Empfänglichkeit für Haut 
krankheiten hängt gar sehr von der Haut ab, und wessen 
Haut geschwächt oder erschlafft ist, der hat gewöhnlich eine 
zu feine und unnatürliche Empfindlichkeit derselben, wodurch 
es denn kommt, daß er jede kleine Veränderung der Witte 
rung, jedes Zuglüftchen auf eine höchst unangenehme Weise 
in seinem Innern bemerkt und zuletzt ein wahres Barome 
ter wird. Man nennt dies die rheumatische Consti 
tution." 
„Die Haut ist ein Hauptmittel, um das Gleichgewicht 
in den Kräften und Bewegungen unseres Körpers in Ord 
nung zu halten. Je thätiger und offener die Haut ist, 
desto sicherer ist der Mensch vor Anhäufungen und Krank 
heiten in den Lungen- dem Darmcanal und ganzen' Unter- 
leibe, desto weniger hat er Neigung zu den gastrischen (galligen 
und schleimigen) Fiebern, zur Hypochondrie, Gicht, Lungen- ■ 
sucht, Catarrhen und Hämorrhoiden. Eine Hauptursache, 
daß diese Krankheiten jetzt bei uns so eingerissen sind, liegt 
darin, daß wir unsere Haut nicht mehr durch Bäder und 
andere Mittel reinigen und stärken." 
„Die Haut ist ferner eins der wichtigsten Restaura- 
tionsmittel unseres Körpers, wodurch uns aus der Lust 
eine Menge feiner und geistiger Bestandtheile zugeführt wer 
den sollen." x 
„Auch ist nicht zu vergessen, daß die Haut das Haupt 
organ der Krisen, d. h. der Naturhülse in Krankheit ist, 
und daß ein Mensch mit einer offenen und gehörig belebten 
Haut weit sicherer sein kann, bei vorkommenden Krankhei 
ten leichter und vollkommener geheilt zu werden." 
Wir glauben durch diese Aussprüche, denen noch viele 
andere von verschiedenen Aerzten beigefügt werden könnten, 
zur Genüge dargethan zu haben, wie wichtig die Cultur, d. h. 
die naturgemäße Behandlung unserer Haut für unsere Ge 
sundheit ist, und glauben keinen Widerspruch zu finden, wenn 
wir sagen, daß die große Kunst, die Gesundheit zu erhalten 
und unter Umständen die verlorene wieder herzustellen, vor 
züglich mit darin besteht, jene Wechselwirkung von Einsaugung 
und Ausdünstung in ihrem gesetzmäßigen Zustande zu erhal 
ten und den verlorenen wieder herzustellen. 
Erachten wir es nun als gemäß, daß eine in naturge 
mäßem (normalen) Zustande befindliche äußere Haut ein Grund 
pfeiler der Gesundheit und des Lebens ist, und fragen weiter, 
wodurch wir unserer Haut diese wünschenswerte Beschaffen 
heit zu geben oder zu erhalten vermögen, so haben wir eigent 
lich die Antwort darauf bereits gegeben. Wir sagen nämlich; 
Diese Beschaffenheit behält und erhält die Haut zu einem 
wichtigen Theil durch fleißiges Waschen mit frischem 
Wasser und durch Baden, wobei jedoch niemals ver 
säumt werden darf, unmittelbar nach dem Waschen oder Ba 
den den Körper tüchtig (mit flachen Händen) zu reiben und 
behufs der gleichmäßigen Erwärmung zu bewegen. (Wir 
erinnern hier an den in unserem vorigen Artikel unter Punkt 
6 — s. S. 225 des „Naturarztes" — angeführten Satz und 
an die dort genannten Unterstützungsmittel zum baldigen und 
kräftigen Eintritt der Reaction). Hufeland sagt: „Man wasche 
sich täglich mit frischem Wasser den ganzen Körper und 
reibe zugleich die Haut stark", und bezüglich des Badens spricht 
er: „Wollte Gott, daß 'die Badehüuser an allen Orten 
in Gang gesetzt würden, damit auch der unbegüterte Theil 
des Volkes diese Wohlthat genießen könnte, so wie er sie in 
den vorigen Jahrhunderten überall genoß und dadurch gesund 
und stark wurde." — Zur Bestätigung dafür, daß die vor 
erwähnten Abhärtungsmittel, nämlich fleißiges Waschen und 
Baden, in der That einen so wohlthätigen Einfluß auf die 
Gesundheit ausüben, führen wir noch Folgendes an. 
Professor Oertel erzählt, wie er sich angewöhnt, alle 
Tage seinen Kopf mit kaltem Wasser zu waschen, und setzt 
dann hinzu, daß er seit der Zeit von Ausschlägen der Haut 
jeglicher Art, von Kopf und Zahnschmerzen befreit geblieben, 
von sonstigen körperlichen Beschwerden nichts wisse, vollkom 
men gesund sei und in einem fast 60jährigen Alter nichts 
von greisen Haaren oder einer Glatze wisse. Der Hofrath 
Dr. Pulst (Breslau) spricht sich über diesen Gegenstand in 
Kaspers Wochenschrift für die gesammte Medicin (v. I. 1836) 
also aus: „Zwecks der Erhaltung der Gesundheit kann ich 
den Nutzen des kalten Wassers nicht genug rühmen, und hier 
übertrifft es jedes andere, die Haut- und Nerventhätigkeit an 
sprechende Verfahren um so sicherer, als Alter und Geschlecht, 
mit einziger Ausnahme des Greisenalters und der Schwan 
geren (?), es für sich auf keine Weise contraindiciren. Es 
giebt insbesondere unter uns eine Anzahl Individuen, denen 
das leichteste Lüftchen schon Catarrh und Rheumatismus, Kin 
dern die Bräune und Husten, Erwachsenen Zahnschmerzen und 
Ohrenstechen zuzieht. Für alle diese ist das einmalige oder 
öftere, täglich wiederholte Waschen des ganzen Körpers mit 
frisch geschöpftem, kalten Wasser ein unschätzbares Abhärtungs 
mittel, besser als alle Flanelle der Welt. Allein ohne Scho 
nung muß es geschehen,.wie die Jahreszeit es giebt, desto ra 
scher und kürzer, je kälter das Wasser; und so habe ich meine 
eigenen Kinder und viele andere von dieser krankhaften Em 
pfindlichkeit der Haut befreit." Dr. Leo Bergmann berich 
tet von sich: „Meine sehr dauerhafte Gesundheit verdanke ich 
der Gewohnheit, mich jeden Morgen, nachdem ich kurze Zeit 
das Bett verlassen, mit kaltem, frischen Wasser über den gan
	        
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