Dresden,
den 5. Februar.
Der Raturarzt.
& 4.
1863.
Korrespondenzblatt für Ireunde naturgemäßer Keilmethoden.
Der „Naturarzt" erscheint wöchent
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Drei naturärztlich geheilte Fälle von Chorea
St- Mi, (Veitstanz)
mitgeth. v. G. Wolbold,zeith.Ass.-ArztinTeinach(Würtemberg).
(Fortsetzung s. S. 4 dies. Jahrg)
Zweiter Fall vom großen Veitstänze.
„Zunächst mit dem tiefsten Danke gegen Gott, der gethan hat
„über Bitten und Verstehen, bezeuge ich hiermit Herrn Gustav W o l-
„bold aus Stuttgart, daß meine Gicht-und Hämorrhoidalleiden, welche
„drohten, mich in kurzer Zeit unfähig zu machen, meinem Amte weiter
„vorzustehen, sowie die von starkem Wachsthume hervorgerufenen hef-
„tigen Nervenzufälle meines jetzt 13jährigen Sohnes
„Emil, welche seit bald 2 Jahren jede, auch die geringste, geistige
„wie leibliche, einigermaßen anhaltende, Beschäftigung unmöglich mach-
„ten, durch dessen Höchsts rationelle, nach der Individualität des Kran-
„ken sich richtende Anwendung des Wassers, sogar noch in den ver
gessenen Wintermonaten November und December, in solcher Weise
„gehoben worden sind, daß wir Bereite seit Beginn des Jahres ohne
„allen Nachtheil dem thätigsten Leben zurückgegeben sind."
So lautet das Zeugniß eines evangelischen Geistlichen,
zu dem ich Anfangs November 1855, durch wasserfreundliche
Verwandte veranlaßt, berufen wurde. Derselbe befand sich
damals in einer der verrufensten Gegenden Bayerns, in dem
sog. Donaumoos, einer unter König Max I. gestifteten Colo-
nie, wohin sich Lumpengesindel aus aller Herren Länder hin
gezogen hatte. Ich merkte diesen Charakter der Bewohner
dieser Gegend gleich daran, daß mein Kutscher von Neuburg
ab meinen Koffer zu mir in den Wagen stellte, indem ihn
hinten zu lassen gefährlich sei. Es war Samstag Abends,
als ich auf dem einsamen Pfarrhofe eintraf, weil nicht mehr
erwartet — ganz unerwartet. Der Patron des Hauses be
fand sich im Bette, während Frau und 2 Knaben von 13
und 5 Jahren mit einer hochbetagten Großmutter um den
frugalen Abendtisch versammelt waren, an welchem ich sofort
mit Theil-nahm. Durch Speise und Trank erquickt und durch
die Stubenwärme wieder behaglich ausgethaut, begann ich die
Leidensgeschichte auszufragen. Sie war folgende: Was
den Herrn Pfarrer anbelangt, so bezogen sich die Klagen auf
fortwährendes Unwohlsein und Schmerzen, Druck, Völle, bald
hier, bald da, hauptsächlich aber hocke es bei ihm in den bei
den Zahnkiefern, dito Gelenken und im Halse, sowie auch im
Kreuze — Alles dieses zusammen unter dem Colleetivnamen
„Gicht- und Hämorrhoidalproceß. Seit einem halben
Jahre konnte der erst 42jährige Mann in seiner Kirche nicht
functioniren und nur nothdürftig seine sonstigen Geschäfte im
Zimmer abfertigen, und jetzt war der Winter vor der Thüre
und ein Umzug auf eine andere Pfarrei stand bevor. Du
lieber Gott! was anfangen? Wo Hülfe, wo Rettung? Auf
dem Arzneiwege wurde es bis jetzt immer schlechter!
Den 13 jährigen Sohn, einen für sein Alter hoch auf
geschossenen Jungen, betreffend, so sollen vor 2 Jahren, ohne
jegliche besondere Veranlassung zuerst die Symptome der Cho
rea sich gezeigt und seit der Zeit immer mehr sich verstärkt
haben, sodaß bereits längere Zeit kein Tag vergangen, wo er
nicht mehrmals seine Paroxysmen bekommen und zwar zu den
verschiedensten Zeiten; ein Typus, d. t. eine bestimmt einge
haltene Zeitfolge, in welcher die Anfälle wiederkehren, war