Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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1863. 
Der Natnrarzt. 
Korrespondenzblatt für Ireunde naturgemäßer Keilmethoden. 
Herausgegeben von vr. W. Meinert. 
(Dresden, Kaißer SLr. Nr. 6.) 
Der „Naturarzt" erscheint jedes Quartal mit 10 Nummern L 1 Bogen; Preis jährlich 2 Thlr. oder 4 Fl. W. W ; Abonnement pränume- 
oder ganzjährig. Er ist eine erweiterte Fortsetzung des vorjährigen „Wasserfreundes", von dem Exemplare L 2 Thlr. oder 
4 Fl. W. W. noch direct von dem Herausgeber bezogen werden können. Alle Briese und Sendungen an die Redaction werden franco erbeten 
oder auf Vnchhändlerweg an die Buchhandlung von H. I. Zeh. 
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Solche, welche (franco und unter Beilage des Betrags für die Zeit, auf welche bestellt wird) direct bei der Redaction gemacht werden, erfahren 
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Einzelne Nummern kosten 3 Ngr oder 20 Kr. W. W. 
Wie heilt man Scropheln und Tuberkulose 
am richtigsten? 
(Zugleich als Beitrag zu dem Capitel von der Schwierigkeit 
der Einbürgerung des Vegetarianismus in Deutschland.) 
Mitgetheilt von Herrn Naturarzt G. Wölb old in Stuttgart. 
(Fortsetzung.) 
Am 15. November ging meine Antwort an C. ab: „er 
solle seinen Heinrich eben in Gottes Namen wie 
der bringen, wenn er Vertrauen zu mir habe, ich 
wollte auch ferner mein Möglichstes thun, um dessen Krank 
heitszustand zu erleichtern und zu verbessern, und erlaube mir, 
ihn bezüglich seines Vorwurfes, „Heinrich entlassen zu haben", 
an den Oberhofkriegsrath in Wien zu erinnern, der bekannt 
lich jedem österreichischen Feldmarschall beim Auszuge in den 
Krieg- erst ein plein pouvoir ausgestellt und nachträglich dann 
doch noch specielle Verhaltungsmaßregeln in's Feld nachge 
schickt habe, ohne die er Nichts unternehmen durfte! 
Am 22. November kam Rückantwort, daß Herr C. mit 
Heinrich am 25. Nachts in M. eintreffen werde, was auch 
geschah. 
Die Untersuchung am andern Morgen ergab, daß in den 
nicht ganz 2 Monaten von Heinrichs Abwesenheit eine bedeu 
tende Veränderung mit demselben vorgegangen. Der Husten 
war wieder eingetreten und stärker geworden, hie und da zeig 
ten sich Schmerzen in der Brust, Athemnoth beim Gehen oder 
Treppensteigen, Abends immer fieberhafter Puls, und bereits 
eine Abmagerung, wie damals bei seiner Ankunft im Juni. 
Heinrich war nun wieder in meinen Händen, mir von 
seinem Vater selbst als ein „verlorener Posten" überge 
ben ; ich wußte aber aus eigener und fremder Erfahrung, daß 
Mancher schon durchgekommen, dem eine ganze, Schaar gelehr 
ter Aerzte den sicheren Tod in einer bestimmten Zeit prog- 
nosticirt, und so hoffte ich bestimmt, auch bei Heinrich von 
der langmüthigen Natur, von den gütigen drei Parzen, noch 
eine geraume Spanne Zeit weiter für ihn herauszuschlagen. 
Meine nunmehrige Behandlung des so jungen Todescan- 
didaten war eine öfters wechselnde und mehr nach den je 
weiligen stärker hervortretenden Symptomen sich richtende, doch 
im Ganzen eine sehr milde, da bei Winterszeit viel Wärme 
entziehung einem solchen degenerirten Körper mit vielfacher 
Behinderung der sofortigen Wiedererwärmung trotz seines Fie 
bers wir nicht angezeigt erschien. Daher nur alle 2 Tage 
eine feuchte Einwickelung mit Halbbad von 22 o R. auf ganz 
kurze Zeit im gut geheizten Zimmer. Arm- und Beinabrei 
bung mit in frisches Wasser getauchtem und wieder etwas 
ausgewundenen Handtuche, ab und zu ein Sitzbad von 18 0 
R. und 10 Minuten Dauer mit kühlerer Brustwaschung*). 
Nachts: Rumpf- und Fußumschläge; täglich 2 kleine kalte 
Lavements. Diät: süße, erwärmte Milch; Compots, weichge- 
sottene Eier, Gemüse, gutes Weißbrod, seltener Braten; Mehl 
speisen. 
Am 10 December reiste der Vater wieder ab, mir zuvor 
das Versprechen nochmals abnehmend, ihm sogleich zu tele- 
graphiren, wenn Heinrichs letzte Stunden gekommen seien. 
Am 22. richtete er bereits von D. aus einen Brief an mich, 
worin folgende Stellen vorkamen! 
„Ich würde von einer angenehmen Reise sprechen können, wenn 
nicht die trübsten Gedanken meine Begleiter gewesen wären Ich hätte 
am liebsten wieder umkehren mögen zu meinem armen Jungen, auf 
dessen Genesung ich doch beinahe alle Hoffnung aufgegeben habe, nach 
dem ich gesehen, wie er den Appetit verliert und den Athem. Als ich 
am Dienstag mit ihm einen kleinen Spaziergang machte, bat er mich, 
„recht langsam zu gehen", weil er so leicht außer Athem käme Die 
Tuberkeln der Lungen werden am Ende von einer allgemeinen Hepa 
tisation abgelöset und dann ist's bald vorbei Versäumen Sie^nicht, 
mich bald zu benachrichtigen, wenn es auf die Neige geht mit seinem 
jungen Leben, damit ich zu ihm komme. Thun Sie ja Alles, was 
seinen Zustand erträglicher macht, ohne ihn selbst mit Besorgniß über 
seinen Zustand zu erfüllen. Am Dienstag früh fror ihn längere Zeit 
nach dem Bade, weshalb die Zeit wohl abgekürzt werden müßte**). 
*) Anm. der Red. Wir würden dem Herrn Verfasser dankbar 
gewesen sein, wenn er die Gründe angegeben, die ihn zur Anwendung 
dieser kühleren Brustwaschungeu bestimmt — einer Form, durchweiche 
nach unserer Ansicht das schon an sich erregte Nerven- und Blutleben 
in den kranken Lungen noch mehr erhöht werden konnte, während es 
doch galt, einer solchen entzündungsähnlichen Beschaffenheit . in den 
Lungen vorzubeugen und damit dem diesfallsig wahrscheinlichen Zer- 
störungsprocesse (Schmelzung) der Luftzellen entgegenzuarbeiten. 
Hitzeentziehend konnte allerdings die kühlere Waschung wir 
ken (weniger schon der nächtliche Rumpfumschlag, 'der wenigstens vom 
Augenblick seiner Durchwärmung an mehr eine erregende Wirkung 
haben mußte); aber solche Hitzeentziehung ist nach unserem Dafürhalten 
hier (bei hektischem, also Zerstörungsfieber) nicht örtlich, also nicht 
in der Lnngengegend selbst, sondern nur abwärts, an tiefer gelegenen 
Körperparthieen, allenfalls auch ^ an den Rückenmuskeln, vorzunehmen. 
**) Anmerkung. Man sieht, der Oberhofkriegsrath in Wien macht 
sich schon wieder bemerklich. Das Frieren nach dem Bade resullirte 
aus dem regelwidrigen Gebühren Heinrichs, der eine ziemliche Portion
	        
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