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heit noch mehr, als bisher, auch in solchen Fällen schnel
len Krankwerdens künftig Gebrauch machen mögen.
Unserer Seits soll übrigens demnächst ein Schema oder
Gebrauchsanweisung für die meisten physiatrischen Formen und
Applikationen, soweit, als nöthig, mit Abbildungen der nöthi
gen Gefäße re., veröffentlicht, dieses Schema auch in Sepa
ratabdrücke gebracht werden, damit die brieflichen Anweisun
gen, sowohl für chronische, als acute Patienten, resp.
ihre Angehörigen, dadurch nicht blos leichter und sicherer ver
ständlich, sondern auch noch billiger werden — obwohl in
letzterer Beziehung auch bisher schon Wohl Niemand über uns
sich zu beklagen gehabt hat.
Wenn nun somit auf diese erstere direkte Weise den
Kranken durch unsere Einrichtung brieflicher und besonderer
Belehrung offenbar genützt wird und deshalb schon aus. die
sem Grunde die von uns gebotene Gelegenheit zur Correspon-
denz ein gewiß wichtiger Theil unseres gesammten physiatri
schen Unternehmens ist, so wird dadurch aber auch indirect
für den Leidenden gesorgt. Denn indem es nach und nach
immer mehr bekannt werden wird, daß Kranke durch uns,
tvie andere Naturärzte, den hülfreichsten und billigsten Rath
auch aus und trotz der Ferne beziehen können, müssen und
werden sich mehr und mehr auch die allo- und homöopathischen
Aerzte zu arznei- und blutloserem, wie billigerem, Heilen und
Handeln bestimmen lassen.
Wenn übrigens allo- und homöopathische Aerzte von
der Unthunlichkeit brieflich-ärztlicher Behandlungen sprechen, so
ist dies wohl ihrem medicamentösen Verfahren gegenüber
theoretisch, wie faktisch richtig, da Arzneistoffe und deren Ver
ordnung in jedem Lande nur gewissen Personen — den da
selbst habilirten und promovirten Aerzten — zu verabreichen
zusteht und zur Diagnose nach der alten Heilkunde viele nur
dem Auge des Arztes, nicht auch dem des Laien, erkennbare
Symptome gehören. Aber ganz anders verhält es sich bei
der Behandlung nach naturärztlichen Grundsätzen: Auch hier
ist zwar die persönliche Anschauung außerordentlich viel kurzer
und wirksamer, als die bei brieflichen Berichten — nament
lich über chronische Uebel — dann doppelt nöthigen Ausein
andersetzungen sein können; aber weil dem Naturarzte das
Aeußere eines Körpers der Spiegel ist, durch den er sich
das richtigste Bild vom Innern desselben Körpers zu machen
vermag, so ist auch der Laie sehr wohl im Stande, die nöthigen
Beschreibungen zu liefern, umgekehrt aber auch fähig, die er
haltenen Belehrungen richtig und mit Verständniß anzuwen
den, da sie auf der Anwendung von auch dem schlichtesten
Verstände begreiflichen Naturgesetzen beruhen und eben wegen
dieser ihrer Naturgemäßheit in ihrer Nützlichkeit sehr bald
einleuchten, auch ohne große technische Fehler sich bald für -
die Praxis erlernen und ausüben lassen.
Die briefliche Belehrung eines Naturarzkes an einen Pa
tienten ist nur wie ein Stück Therapie aus einem physiatri
schen Lehrbuche, mit dem Unterschiede, daß der Correspondent-
Naturarzt die Nachlese aus der Theorie für den Patienten
übernimmt und, mit seinen Erfahrungen vermehrt, ihm sofort
und direct zugänglich macht. Jeder rechtschaffene Naturarzt
wird aber, trotz der durch ihn gebotenen stets möglichen Rath
ertheilung, seinen Patienten gegenüber auf gründliche Beleh
rung aus einem Lehrbuche dringen. Denn nur die geistige
Selbstständigwerdung des Patienten garantirt dafür, daß er
nicht blos momentan wieder körperlich gesund werde, son
dern daß er es bleibe!
Und' gerade dieser Richtung der Naturärzte wegen ist die
briefliche Unterhaltung mit ihnen über Abweichungen des Kör
perlebens so nützlich — nicht blos ungefährlich. Briefe
aber, welche nicht diese humane Tendenz erkennen lassen, be
trachte der Patient dagegen immerhin mit mißtrauischen Augen.
Uebrigens werden wir auch fernerhin nur allgemein lehr
reiche Fälle in der öffentlichen Krankencorrcspondenz und na
türlich stets nur unter Genehmigung des betr. Patienten be
sprechen, auch, wenn irgend thunlich, künftig nur abwechselnd
ein Quartal um das andere diesen Artikel „öffentliche Kranken-
correspondenz" in unserem Blatte führen.
9.
Endlich erwähnen wir vor der Hand noch des uns be
züglich unserer „Novelle" zugegangenen Wunsches von deren
Schluß und Abkürzung. Es ist uns natürlich gleich von
vornherein bekannt gewesen, daß die Novellen-ForM für Be
lehrungen, wie wir sie unseren Lesern darzureichen bemüht
sind, nicht Allen und am wenigsten denen unter ihnen
genügen kann, welche einer wissenschaftlichen Richtung ange
hören und daher Gegenstände, welchen sie ihre Aufmerksamkeit
widmen sollen, in einer der „Wissenschaft" angemessen-ernsten
Form vorgetragen zu sehen wünschen. Indessen wir müssen
auch, mit einem ja so verhältnismäßig stets kleinen Theil
des Blattes, auf unsere freundlichen Leser und Leserinnen
„nicht specifisch-wissenschaftlicher Art" Rücksicht nehmen und
glauben bei diesen durch die in die Form der Erzählung ein
gekleidete Belehrung oft mehr auszurichten, als mit eigent
lichen „Leitartikeln". Wir vermögen deshalb die Novelle
vor der Hand noch nicht zu schließen, erlauben uns vielmehr,
darauf aufmerksam zu machen, daß in den nächsten Mitthei
lungen derselben Manches enthalten sein wird, was nament
lich untere gütigen Leserinnen interessiren dürfte, weil es
das Leben des Frauenkörpers und die Grundsätze dar
bietet, nach denen die Functionen desselben in gehöriger Ord
nung zu erhalten und etwaige Störungen darin naturgemäß
zu heben sind.
Wir schließen hiermit vorläufig unsere „Rechtfertigungs
sätze", sind aber jedem Leser dankbar, wenn er sich auch künf
tig unverholen über die Haltung re. unseres Blattes gegen
uns ausspricht und uns so Gelegenheit giebt, uns ebenso
dagegen zu vertheidigen, als auch zu verbessern, wo es
Noth thut.
Zur Gesundheitspflege.
Von W. Ketzl*).
(Fortsetzung.)
Kleidung.
Die Kleidung hat einen doppelten Zweck, einmal gegen
den Einfluß der Witterung (Kälte, Nässe, Hitze und starkes
Sonnenlicht) zu schützen, dann den sittlichen, die Blöße des
Körpers aus Schamgefühl zu verhüllen. Die Kleidung muß
im Allgemeinen nach Klima, Jahreszeit, Witterung eingerichtet
*) Anm. der Red. Jrrthümlich war S. 2ir der Vorname des
Herrn Verfassers mit Hbezeichnet.