man wohlthätiger wirkt, besonders auf schmerzhafte Theile.
Solche sollen daher immer mit einfacher Bedeckung an's Son
nenbad gebracht werden, damit sich über denselben Schweiß
bildet, wodurch meistens sogleich Linderung für mehr oder
weniger lange Zeit eintritt. Es scheint also, daß die
starke directe Sonnenhitze, durch den Congestions-
zustand in der Haut, eine Art Krampfzustand in
die Hautdrüsen bringt, und daß, um allgemein wohl
thätig zu wirken, ihre mittelbare Anwendung ebenso zweck
mäßig, als nothwendig wird; denn durch stärkere Entleerung
der Hautcapillarien erreicht man wahrhaft Ableitung.
Sind einmal die Unterkörpertheile (bis an die Brust)
mit Wärme übersättigt und man bricht ihr nicht Bahn durch
Schweißentleerung, so findet eine um so größere Rückstrahlung
der Wärme nach Kopf und Brust statt, welche ohnehin bei
den meisten Patienten von Ansang an durch große kühlende
Umschläge in Schranken gehalten werden müssen. Analog
beobachtete ich auch, daß Congestions-Kranke, bei unmittelbar
vorausgehender sanfter Schweißentleerung, das Vollbad
(welches in Beziehung auf Temperatur durch Halbbäder schon
vorbereitet ist) gut, oder wenigstens viel leichter aushalten,
als wenn sie ohne Schweiß hineingehen!
Des Naturarztes v. Helfer Leiden und Freuden.
Somatisch-hydriatische Novelle.
(Fortsetzung.)
„Halt, hier!" rief einer der Soldaten, der bei
der Stelle angekommen war, wo Jean den Kahn um
geworfen, aber etwas im Ufergestrüpp und so, daß er
sichtbar war, verfitzt hatte — „hier — ist das etwa der
Kahn vom Schlosse?" „Mein Seel'," sagte Jean, neugie
rig näher tretend und die sichtbare Spitze des Kahnes prü
fend, — „das ist der Comtesse Nachen — sollte sie heraus
gefallen und ertrunken sein? Ei, ei, das Geheul meiner Al
ten da, wenn dem so wäre!" „Nein, nein," bemerkte ein
Anderer der die Umgebung mit den Fackeln näher durchsuchen
den Garden — „da ist ein Fußtritt — da wieder einer, und
zwar von einem nackten Fuße, wie es scheint, abwärts vom
Flusse nach den Büschen und Wiesen gewendet: „Holla, auf,
die Comtesse ist nicht ertrunken, in den Feldern dort werden
wir sie schon finden, durchsucht Alles genau!" commandirte
der Anführer. „Einstweilen," fuhr er zu Jean (der sich sei
ner List freute, mit entblößten Füßen aus dem Kahne gestie
gen zu sein) gewendet fort, „einstweilen geh' ich mit zu Euch ;
wenn Ihr wirklich ein guter Volksmann, werdet Ihr einen
Labetrunk und auch was zu beißen für mich haben. Die
ganze Nacht sind wir auf den Beinen; schon dümmert's und
noch habe ich fast nichts im Leibe; denn wo die Andern
schmausen, muß unser Eins wachen und zuseh'n, daß man
klaren Blick behält über die Leute, die eigenen und die
Feinde; freue mich daher, bei Euch zum ersten Male etwas
ruhiger an mich denken zu können." „Ja, das könnt
Ihr, Bürger-Officier", meinte Jean dumm-treuherzig; „ich
hab's Herz auf'm rechten Flecke, und was Küche und Keller
an Wenigem bei mir enthält, steht Euch mit Freuden zu
Diensten.; aber auch für Eure Leute, wenn sie von der Suche
heimkommen, werd' ich nach Bestem sorgen — freilich doch
wohl auch für's Jüngferchen und 's -gefangene Täubchen,
wenn's gebracht wird, etwas? : ' Das bejahte der Officier
und erzählte jetzt Jean, daß der Graf leider entflohen sei
mit der ganzen Familie, bis auf die Tochter und deren Ge
sellschafterin, und daß die Habhaftwerdung der ersteren daher
desto wichtiger sei, um wenigstens, wenn nicht der Graf selbst
damit zu fangen, ein tüchtiges Lösegeld von ihm für die
Tochter zu erzwingen.
So befreundete sich Jean mit dem Officier..auf's Mög
lichste, und als er, zu Hause angekommen, der inzwischen
auch wieder eingetroffenen und mit verweinten Augen an der
Thüre stehenden Babette befahl, tüchtig aufzutragen, was
Küche, Keller und Garten an Wein, Nahrungsmitteln und
Obst aller Art vorräthig enthielte, da wurde es dem Natio-
nalgardeofficier traulich zu Muthe, und wenn er auch, wie
er sagte, der Form wegen, noch selbst Haus, Boden, Keller
und Stall untersuchte, so hielt er sich'doch mehr und mehr
überzeugt, daß er bei einem „Gesinnungsgenossen" sich be
finde, und dieser Glaube rettete das Häuschen und seine
Dachbewohnerin vor dem Untergange, dem auch die Meierei
und alle übrigen, dem Grafen gehörigen Gebäude bald genug
verfielen.
Je heller nun das Tageslicht erschien, desto mehr stell
ten sich von den ausgeschickten Soldaten mit der Meldung
von der Vergeblichkeit des bisherigen Suchens nach der Com
tesse ein. Es trieb sie aber auch wahrscheinlich nach dem
schützenden Dache ein Gewitter, welches mit aller Schrecklich
keit, wie sie dem südlichen Himmelsstriche dabei eigen ist, her
anzog und welches den Officier selbst veranlaßte, den befoh
lenen Brand der Meierei bis nach seinem Vorübergange zu
verschieben. Demoiselle Fleurh war untröstlich bei jeder neu
eintreffenden Kunde von der Erfolglosigkeit des Forschens nach
Amelie, und auch Babette, welche auf strengsten Befehl ihres
Gatten kein Wort von dem jetzigen Aufenthalte derselben zu
Fleury sagen durste, sah mit Entsetzen dem bei Gewittern
daselbst gewöhnlichen Orcan und fürchterlichen Regen entge
gen; Jean aber, so lieb ihm diese der „Abwesenden" geltende
Aengstlichkeit der Frauen war, da die Aufmerksamkeit der
Soldaten dadurch von dem Hause selbst mehr und mehr ab
gelenkt wurde, kniff gelegentlich seine Frau in den Arm und
meinte flüsternd: „Doch zehnmal besser noch eingeweicht wer
den bis auf die Haut, als gebraten werden, wie eine Taube."
Es war schon ziemlich völlig licht geworden, als der
Regen prasselnd aus das Häuschen niederzufallen begann;
glücklicher Weise aber geschah es ohne den gefürchteten Sturm,
und überhaupt ging das Wetter schneller vorüber, als ge
wöhnlich. Aber es war doch der Regen hinreichend stark ge
nug gewesen, um allerdings Amelie „bis aus die Haut" zu
durchnässen: Die junge Dame hatte sich indeß trotz aller bis
her im Leben bewiesenen Unselbstständigkeit in das anrückende
Unwetter besser, als man hätte erwarten sollen, zu schicken
gewußt. Zunächst hatte sie, in Berücksichtigung der Wahr
scheinlichkeit, daß ihr Herabsteigen vom Dache auch nach dem
Regen noch längere Zeit sich verzögern könne, und ebenso in
der, daß ihr nach dem Regen und mit der unfehlbaren Durch-
nässung ihres sämmtlichen Kleider- und Deckenvorrathes, wenn
sie denselben während seiner Dauer schon ihn aussetze, jede
dann doppelt nöthige trockene Hülle fehlen würde, den heroi
schen Entschluß gefaßt, das Wetter im bloßen Nachtkleide zu
erwarten und die ihr von Jean mitgegebenen beiden Decken,
welche sie fest zusammenrollte und sich darauf setzte, mit ihrem