Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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Nachtrag zu Rikli's partiellen Bettdampfbiidern 
in Nr. 13 des „Naturarztes". 
Da ich glaubte, daß es gleichgültig sei, ob das Dampf 
rohr höher oder tiefer in den Dampfraum eingeführt werde, 
ließ ich in der Zeichnung der Unterkörper-Dampfbäder (Figu 
ren 1, 2, 3 und 7) die Dampfröhren über der Fußwand 
der Bettstatt eingeführt zeichnen, um die Durchbohrung der 
Fußwand zu ersparen; allein bei einer nachträglich vorgenom 
menen Probe zeigte sich, daß, wenn die Dampfröhren oben 
eingeführt werden, der Dampf zu sehr in der Höhe bleibt, 
dagegen er sich, wenn dieselben direct über der Matratze (resp. 
über dem Boden des Dampfraumes) eingeführt werden, 
viel gleichmäßiger vertheilt. Bei höheren Bettstatten bleibt 
daher nichts anderes übrig , als: 
1) die Fußwand hart über der Matratze (oder Strohsack, 
auf welchem man liegt) für die Dampfröhren s) ganz 
seitwärts neben den Füßen zu durchbohren, oder 
2) die Dampfröhren um die Fußwand herumzuführen, 
ebenfalls hart über der Matratze, oder 
3) das Dampfkästchen seitwärts der Bettstatt zu stellen, 
dann aber die Oeffnungen der Dampfröhren nie di 
rect auf die Beine oder den Leib ausmünden zu lassen, 
sondern stets mit einem Abbug der Röhren, welchee 
parallel mit dem Körper mündet. 
Bei diesem Anlasse mache ich noch dringend aufmerksam, 
um Kongestionen nach Kopf und Brust zu verhüten, daß man 
selbst die Unterkörper-Dampfbäder von Anfang herein 
mit langsam sich entwickelndem Dampf geben soll, so 
daß man stets ungefähr 20—25 Minuten verwendet, um die 
Erwärmung auf den vorgeschriebenen höchsten Grad zu bringen. 
Zu diesem Zwecke darf man daher das Wasser nie stärker, 
als mittelmäßig rasch aus das glühende Eisen (Stein rc.) 
tropfen lassen. 
In der entsprechenden Langsamkeit oder Milde der Dampf 
entwickelung liegt ein ungeheurer Unterschied, ein Dampfbad 
angenehm und wohlthätig, d. i. heilsam, zu machen. Rikli. 
Die Bade-Einrichtungen in den öffentlichen 
Krankenhäusern mw den Militärspitälern. 
(Eingesandt*).) 
Oesters haben die Naturärzte in ihren Schriften**) die 
Mangelhaftigkeit der Heileinrichtungen der Krankenhäuser in 
eingehender Weise erörtert, und dies lediglich in der auf die 
Sorge für das Wohl der darin gepflegten Kranken basirten 
Absicht, eine fördernde Anregung zur Erkenntniß der vorhan 
denen Uebelstände, wie zur Vornahme der nöthigen, dem Heil 
f) Die Dampfrohre brauchen übrigens nicht weiter als ca: l x 3 
Wiener Zoll zu sein. 
*) Bei Mittheilung dieses Artikels können wir nicht umhin, 
wenigstens vorläufig zu constatiren, daß sich ein neuer, wenn auch noch 
kleiner, aber desto emsigerer Kreis von Männern für Befestigung und 
Verbreitung in und von den Grundsätzen der Naturheilkunde ge 
bildet hat. Möchten wir ihn bald öffentlich begrüßen und so das 
Band der Gemeinsamkeit um ihn schlingen dürfen. Die Red. 
**) S u. A. auch: „I. Erb, die Militärärzte und die Militär- 
Spitäler, wie sie nach dem Standpunkte der neuesten Heilprincipien 
sein sollten. Wien 1854." 
zwecke mehr entsprechenden Umgestaltungen zu bieten. Obwohl 
es noch sehr viele Krankenhäuser giebt, in welchen der Kranke 
der Wohlthat der „reinen" Wasserbäder und der in zahlreichen 
Fällen so sehr ersprießlichen Dampfbäder entbehren muß, so 
muß andererseits der in vielen derlei Anstalten, wenngleich 
in mehr oder weniger unvollkommener Form, sich geltend ma 
chende Fortschritt anerkannt werden, wo durch Aufnahme von 
Dampf- und Wannenbädern gleichsam der Anfang zur Aner 
kennung des Bedürfnisses der Jetztzeit, wie der hohen Berech 
tigung des Wassers als Heilmittel gemacht erscheint, — eine 
Einrichtung, die nicht allein dem Spitals-Kranken, sondern, 
wo zum Gebrauche des Publikums im Orte selbst diese Bade 
formen nicht, oder, wie vielseits, nur in sehr beschränktem 
Maßstabe bestehen, auch manchem Hauskranken begünstigungs 
weise zu Gute kommt. Diese endlich nun doch erlebten Con 
cessionen an das Wasser sind von hydriatrischen Schriftstellern 
öfter als unausbleiblich prophezeit worden. 
Mit Nichtachtung und wegwerfend mögen viele Medicin 
ärzte solche heilsame Anregungen und Mahnungen als ein 
sinnloses und albernes Geschwätz erklärt und belächelt haben, 
und doch — mag es nun ein Resultat des Fortschrittes der 
medicinischen Wissenschaft, mag's der Drang der im großen 
Publikum immer mehr Wurzel fassenden Ueberzeugung von 
der unbedingten Nothwendigkeit und Unentbehrlichkeit der 
Bade-Einrichtungen sein, genug, bereits in vielen Civil- und 
Militärspitälern findet man Dampf- und Wannenbäder. 
Mancher dieser Einrichtungen ist aber schon in der ur 
sprünglichen Anlage die Möglichkeit des Nutzens genommen, 
und bestehen die wesentlichsten und Hauptfehler darin, daß 
neben dem zum Dampfbade führenden Aus- und Ankleide- 
Locale auch gleichzeitig jene Kammer ihren Platz findet, in 
welcher die mit der Krätze und der Syphilis behafteten Un 
glücklichen ihre dem unvermeidlichen künftigen Ruin entgegen 
führenden Merkur-, Jod- und Schwefelkuren vornehmen. 
Diese luftverpestete Kammer enthält aber auch die Wannen 
bäder, sowohl für diese, als auch für jede andere Art Kran 
ker, auch für badelustige Gesunde. 
Diese nun und die Dampfbadenden, welche zum Aus- 
und Ankleiden, manche auch zum Nachdunsten im Bette, mehr 
oder weniger Zeit in diesen Räumen verweilen müssen, ath 
men die in der dicken Atmosphäre des gewöhnlich sehr spär 
lich gelüfteten Locales schwebenden Aushauchungen dieser un 
sauberen Schmierkurmittel, und empfangen dadurch unbewußt 
und in totaler Unschuld den Keim zu einer Menge künftiger, 
mitunter je nach der vorhandenen Disposition auch sehr ge 
fährlicher Erkrankungen, deren Ursache dem Betreffenden dann 
gewöhnlich als eine Folge irgend anderer in jüngster Zeit 
bestandener Einflüsse erscheint, ohne im Geringsten die einstige 
Benützung des verpesteten Dampfbades in Verdacht zu ziehen. 
Ein fernerer Uebelstand des Dampfbades in solchen In 
stituten liegt darin, daß die Dampfenden jeder Art während 
des Dämpfens die von den Gesalbten zurückgebliebenen, in Folge 
der bestehenden freien Communication aus der Schmierkammer 
auch in's Dampfbad strömenden und da im Dampfe schwim 
menden Stoffe von Krätze, Syphilis, Jod, Merkur, Schwe 
fel rc. — ohne es zu ahnen — in sich aufnehmen und sich 
dadurch vergiften; daß ferner für alle Dampfenden ohne Un 
terschied nur kaltes Wasser zur Abkühlung vorhanden ist, 
Douche, Regenbad, Vollbad, alles nur kalt aus demselben 
Reservoir gespeist. Zwar besteht die Vorrichtung zum Tem- 
periren des Wassers, wird aber nie benutzt.
	        
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