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Nachtrag zu Rikli's partiellen Bettdampfbiidern
in Nr. 13 des „Naturarztes".
Da ich glaubte, daß es gleichgültig sei, ob das Dampf
rohr höher oder tiefer in den Dampfraum eingeführt werde,
ließ ich in der Zeichnung der Unterkörper-Dampfbäder (Figu
ren 1, 2, 3 und 7) die Dampfröhren über der Fußwand
der Bettstatt eingeführt zeichnen, um die Durchbohrung der
Fußwand zu ersparen; allein bei einer nachträglich vorgenom
menen Probe zeigte sich, daß, wenn die Dampfröhren oben
eingeführt werden, der Dampf zu sehr in der Höhe bleibt,
dagegen er sich, wenn dieselben direct über der Matratze (resp.
über dem Boden des Dampfraumes) eingeführt werden,
viel gleichmäßiger vertheilt. Bei höheren Bettstatten bleibt
daher nichts anderes übrig , als:
1) die Fußwand hart über der Matratze (oder Strohsack,
auf welchem man liegt) für die Dampfröhren s) ganz
seitwärts neben den Füßen zu durchbohren, oder
2) die Dampfröhren um die Fußwand herumzuführen,
ebenfalls hart über der Matratze, oder
3) das Dampfkästchen seitwärts der Bettstatt zu stellen,
dann aber die Oeffnungen der Dampfröhren nie di
rect auf die Beine oder den Leib ausmünden zu lassen,
sondern stets mit einem Abbug der Röhren, welchee
parallel mit dem Körper mündet.
Bei diesem Anlasse mache ich noch dringend aufmerksam,
um Kongestionen nach Kopf und Brust zu verhüten, daß man
selbst die Unterkörper-Dampfbäder von Anfang herein
mit langsam sich entwickelndem Dampf geben soll, so
daß man stets ungefähr 20—25 Minuten verwendet, um die
Erwärmung auf den vorgeschriebenen höchsten Grad zu bringen.
Zu diesem Zwecke darf man daher das Wasser nie stärker,
als mittelmäßig rasch aus das glühende Eisen (Stein rc.)
tropfen lassen.
In der entsprechenden Langsamkeit oder Milde der Dampf
entwickelung liegt ein ungeheurer Unterschied, ein Dampfbad
angenehm und wohlthätig, d. i. heilsam, zu machen. Rikli.
Die Bade-Einrichtungen in den öffentlichen
Krankenhäusern mw den Militärspitälern.
(Eingesandt*).)
Oesters haben die Naturärzte in ihren Schriften**) die
Mangelhaftigkeit der Heileinrichtungen der Krankenhäuser in
eingehender Weise erörtert, und dies lediglich in der auf die
Sorge für das Wohl der darin gepflegten Kranken basirten
Absicht, eine fördernde Anregung zur Erkenntniß der vorhan
denen Uebelstände, wie zur Vornahme der nöthigen, dem Heil
f) Die Dampfrohre brauchen übrigens nicht weiter als ca: l x 3
Wiener Zoll zu sein.
*) Bei Mittheilung dieses Artikels können wir nicht umhin,
wenigstens vorläufig zu constatiren, daß sich ein neuer, wenn auch noch
kleiner, aber desto emsigerer Kreis von Männern für Befestigung und
Verbreitung in und von den Grundsätzen der Naturheilkunde ge
bildet hat. Möchten wir ihn bald öffentlich begrüßen und so das
Band der Gemeinsamkeit um ihn schlingen dürfen. Die Red.
**) S u. A. auch: „I. Erb, die Militärärzte und die Militär-
Spitäler, wie sie nach dem Standpunkte der neuesten Heilprincipien
sein sollten. Wien 1854."
zwecke mehr entsprechenden Umgestaltungen zu bieten. Obwohl
es noch sehr viele Krankenhäuser giebt, in welchen der Kranke
der Wohlthat der „reinen" Wasserbäder und der in zahlreichen
Fällen so sehr ersprießlichen Dampfbäder entbehren muß, so
muß andererseits der in vielen derlei Anstalten, wenngleich
in mehr oder weniger unvollkommener Form, sich geltend ma
chende Fortschritt anerkannt werden, wo durch Aufnahme von
Dampf- und Wannenbädern gleichsam der Anfang zur Aner
kennung des Bedürfnisses der Jetztzeit, wie der hohen Berech
tigung des Wassers als Heilmittel gemacht erscheint, — eine
Einrichtung, die nicht allein dem Spitals-Kranken, sondern,
wo zum Gebrauche des Publikums im Orte selbst diese Bade
formen nicht, oder, wie vielseits, nur in sehr beschränktem
Maßstabe bestehen, auch manchem Hauskranken begünstigungs
weise zu Gute kommt. Diese endlich nun doch erlebten Con
cessionen an das Wasser sind von hydriatrischen Schriftstellern
öfter als unausbleiblich prophezeit worden.
Mit Nichtachtung und wegwerfend mögen viele Medicin
ärzte solche heilsame Anregungen und Mahnungen als ein
sinnloses und albernes Geschwätz erklärt und belächelt haben,
und doch — mag es nun ein Resultat des Fortschrittes der
medicinischen Wissenschaft, mag's der Drang der im großen
Publikum immer mehr Wurzel fassenden Ueberzeugung von
der unbedingten Nothwendigkeit und Unentbehrlichkeit der
Bade-Einrichtungen sein, genug, bereits in vielen Civil- und
Militärspitälern findet man Dampf- und Wannenbäder.
Mancher dieser Einrichtungen ist aber schon in der ur
sprünglichen Anlage die Möglichkeit des Nutzens genommen,
und bestehen die wesentlichsten und Hauptfehler darin, daß
neben dem zum Dampfbade führenden Aus- und Ankleide-
Locale auch gleichzeitig jene Kammer ihren Platz findet, in
welcher die mit der Krätze und der Syphilis behafteten Un
glücklichen ihre dem unvermeidlichen künftigen Ruin entgegen
führenden Merkur-, Jod- und Schwefelkuren vornehmen.
Diese luftverpestete Kammer enthält aber auch die Wannen
bäder, sowohl für diese, als auch für jede andere Art Kran
ker, auch für badelustige Gesunde.
Diese nun und die Dampfbadenden, welche zum Aus-
und Ankleiden, manche auch zum Nachdunsten im Bette, mehr
oder weniger Zeit in diesen Räumen verweilen müssen, ath
men die in der dicken Atmosphäre des gewöhnlich sehr spär
lich gelüfteten Locales schwebenden Aushauchungen dieser un
sauberen Schmierkurmittel, und empfangen dadurch unbewußt
und in totaler Unschuld den Keim zu einer Menge künftiger,
mitunter je nach der vorhandenen Disposition auch sehr ge
fährlicher Erkrankungen, deren Ursache dem Betreffenden dann
gewöhnlich als eine Folge irgend anderer in jüngster Zeit
bestandener Einflüsse erscheint, ohne im Geringsten die einstige
Benützung des verpesteten Dampfbades in Verdacht zu ziehen.
Ein fernerer Uebelstand des Dampfbades in solchen In
stituten liegt darin, daß die Dampfenden jeder Art während
des Dämpfens die von den Gesalbten zurückgebliebenen, in Folge
der bestehenden freien Communication aus der Schmierkammer
auch in's Dampfbad strömenden und da im Dampfe schwim
menden Stoffe von Krätze, Syphilis, Jod, Merkur, Schwe
fel rc. — ohne es zu ahnen — in sich aufnehmen und sich
dadurch vergiften; daß ferner für alle Dampfenden ohne Un
terschied nur kaltes Wasser zur Abkühlung vorhanden ist,
Douche, Regenbad, Vollbad, alles nur kalt aus demselben
Reservoir gespeist. Zwar besteht die Vorrichtung zum Tem-
periren des Wassers, wird aber nie benutzt.