Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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Druck von Liepsch & Reichardt in Dresden. 
Verantw. Redakteur und Verleger: vr. Meinert. 
Vertrauen zum ärztlichen Berufe und zu den ge 
nannten Methoden^?) zrr erwecken und sie in den Stand 
zu setzen, die ärztliche Thätigkeit gerecht beurtheilen und selbst 
in gewisser Beziehung kontroliren zu können. Eine Propa 
ganda, nach dieser Richtung hin, wird der Wissenschaft und 
Menschheit mehr nützen, als die vom Herrn Verfasser ge 
wünschte. 
Durch diese Auseinandersetzung, insbesondere durch den 
Nachweis, daß unter gewissen Verhältnissen zum Wohle des 
Kranken von der systematischen Konsequenz in der hydriati- 
schen Behandlung oder der Schroth'schen Kur, wenn auch 
nur ausnahmsweise, zu andern Heilmethoden abgewichen wer 
den müsse, ist auch die in Nr. 17 des „Wasserfreundes" 
Seite 173 aufgeworfene Frage erledigt: 
Ob eine Wasserheilanstalt— oder besser ge 
sagt — ob Patienten, die den Gebrauch einer 
Wasserkur beabsichtigen, sich. wohler in den 
Händen eines Anstaltsdirigenten, der der 
Medicin gänzlich entsagt hat, oder in denen 
eines solchen Arztes befinden, welcher die 
Wasserkur nur als einen Theil der Medicin 
überhaupt betrachtet, und daher je nach Um 
ständen mit Wasser oder Medicin behandelt? 
Die Beobachtung der Natur selbst lehrt am Besten, daß 
sie alle Systemmacherei haßt und es ist jenes Naturheilver 
fahren das wahre, welches sich den relativen Verhältnissen 
am geeignetesten anschließt, und sich nicht nach subjektiver 
Liebhaberei, sondern nach objektivem Thatbestände richtet 27 28 ). 
Die Gegenüberstellung meiner Anstalt, insbesondere mit 
der Geltschberger, welche, nach derselben Nr. 17, angeblich die 
reine Wasserkur üben soll, während meine die gemischte übe, ist 
nicht am rechten Orte. In welchem Sinne die bei mir ge 
übte Methode eine gemischte, kombinirte heißen darf, (da 
sie doch nur ausnahmsweise mischt), habe ich oben darge 
legt; daß aber die Geltschberger Anstalt gerade so wie die 
Wartenberger nicht rein nach dem Sinne des Herrn Ver 
fassers verfährt, geben die eigenen Berichte des dortigen Di 
rektors Herrn Dr. von Mayer's deutlich an die Hand. 
Ich berufe mich deßhalb aus Dr. Altschul's Monatsschrift 
für Homöopathie, Balneologie und Hydrotherapie 1857 April- 
27 ) Ist in hohem Grade und aus mehrfachen Gründen zu be 
dauern! Es scheint leider, daß der Herr Verfasser nie ganz auf unsere 
Seite treten wird, welche die Ansicht verficht: die Heilanstalt müsse 
zugleich, soweit als möglich, Lehranstalt sein, damit durch die erhalte 
nen Belehrungen der Patient vor künftigen Erkrankungen jhunlichst 
sich selbst schützen, fortan eine vernünftige Prophylaxe zu Hause üben, 
aber auch, in acuten Fällen wenigstens, sich selbst Hülfe schaffen könne. 
Die Red. 
2b) Nach dem Vorangegangenen ist mit dem Herrn Vers. über 
diesen Satz nicht weiter zu rechten. Die Red. 
heft Seite 53 wo Herr Dr. von Mayer bei Krankheiten mit 
specistschem Contagium „eine rationelle Wa sserkur 
mit Homöopathie^ als radical empfiehlt; eben daselbst 
Maiheft Seite 89, wo er neben der Kaltwasserkur Rhus an 
wendet und weiter unten Sulfur und Silicea, Seite 90 ve- 
ratrum, mercur, nux li. f. ft), giebt, und ausdrücklich hinzufügt: ; 
„Ob hier, wie in andern Fällen, die Natur, £ 
die Hydro- oder Homöopathie das Entschie 
dene geleistet; das zu entscheiden, will ich mir 
vor der Hand erlassen." 
Im Decemberheft 1859, Seite 186 heißt es in der Über 
schrift sogar, „über das in und außer der Anstalt im 
Jahre 1858 im Gebiete der Homöopathie und Hy 
dropathie Geleistete" und in letzterer Beziehung wird 
angeführt, daß 312 Kranke außer der Anstalt homöopathisch 
und hydropathisch behandelt worden sind. Hieraus wird na 
türlich dem Herrn Dr. von Mayer eben so wenig ein Vor 
wurf gemacht werden können, wie mir; man sieht aber, wie 
leicht Vorliebe für eine oder die andere Methode in Paralle- 
lisirungen und Kontrastirungen irre führt, und zu Uebertrei 
bungen jeder Art verleitetes). 
Ich meinerseits habe mich bestrebt, in dieser Entgegung 
jeden Schein, als kämpfe ich für meine Person, zu vermeiden; 
diese kam nur in so weit in Betracht, als sie eben von der 
Sache nicht zu trennen war. 
Schließlich versichere ich, daß ich die mir gebotene Hand 
mit Freuden und dankbar annehme. Ich wünsche aber, daß 
man sich möglichst bald über die Begriffe „Naturarzt, Na 
turheilverfahren" einige, die Gränzen des letztern fest 
stelle, die Methoden auf exacte Erfahrungen stütze, sie rationell 
ausbilde, das darin und überhaupt in der Medicin bisher 
Geleistete nicht unbeachtet lasse und jede Entfremdung mit 1 
den sog. Medicinärzten vermeide. Zu gemeinschaftlichen dies- 
fälligen Besprechungen lade ich die Herren Collegen nach 
Wartenberg ein, und biete einen Theil meiner Anstalt zu Be 
obachtungen an. 
2ö ) ln thesi würden auch wir dem Herrn Dr. v. Mayer die 
Anwendung von (noch dazu homöopathischen) Medicinen nicht verar 
gen, da wir ja nach dem Früheren, und soweit noch den Patienten oder 
der betr. ärztlichen Anschauung gegenüber nothwendig, überhaupt jedem, 
auch Medicinarzt, unser freundschaftliches „Gut Heil" zurufen, der nur 
angefangen hat, einige Categorien seiner Krankheitsfälle physia- 
trisch zu behandeln. Aber, wenn wir auch dem Herrn Dr. v Mayer 
überlassen müssen, falls er es für nöthig erachten sollte, selbst auf diese 
„Hinweisungen" zu antworten, so müssen wir doch hervorheben, daß 
es ein großer Unterschied ist, ob Jemand noch principiell und aus 
Ueberzeugung von der innewohnenden Heilkraft, oder nur aus Huma 
nität und in der Absicht nebenbei Arzneien (oder ihnen ähnlich 
sehende Dinge) verabreicht, um die Kranken nicht in größere und 
wirkliche Medicingefahr zu bringen und die'Gelegenheit zu behalten, 
neben ihrer körperlichen Hebung auch auf ihre Ueberzeugung von der 
Wahrheit der physiatrischen Doctrinen zu wirken. Die Red. 
Ankündigung. 
ä w e r 61 e (e n. 
Jenen Herren Aerzten oder Solchen, welche gesonnen 
sind, eine Naturheil-Anstalt zu begründen, bietet hiermit ein 
in den Methoden von Sch roth und Prießnitz vollkommen 
erfahrener Naturarzt (nicht Doctor medidnae), der in Anstal 
ten seit 15 Jahren praktisch gewirkt hat und in allen Zwei 
gen des Heilverfahrens ohne Arznei thätig war, seine Dienste 
an. Derselbe wäre auch geneigt, Herrschaften privatim An 
leitungen zu geben und Einrichtungen zu machen. Näheres 
durch die Redaction.
	        
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