Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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gesetzt, wobei der Leibumfang bis auf 30 Zoll abnahm; nach 
dieser Zeit vertauschte ich die Abendwickelung mit einem Sitz 
bade von 16" R. und einer Viertelstunde Dauer, aber all- 
mäliger Steigung bis auf eine Stunde Dauer. Allmälig nahm 
nun der Leibumfang ab und der Kräftezustand zu, bei auch 
fleißiger Bewegung in der freien Luft, und in der 9. Woche 
verließ Patient die Anstalt, mit einem Leibumfange von 27 
Zoll, trug zu Hause noch einige Wochen, neben der Morgen 
waschung des ganzen Körpers, die erregenden Umschläge um 
den Unterleib, und begann wiederum seine landwirthschaft- 
lichen Arbeiten zu verrichten. Seit dieser Zeit erfreute er 
sich einer sehr dauerhaften und guten Gesundheit, so daß wir 
denselben bei einem jüngst erhaltenen Besuche kaum mehr zu 
erkennen und bei der nochmals vorgenommenen Untersuchung 
auch nicht die geringste Abnormität irgendwo aufzufinden ver 
mochten. 
Schließlich bemerke ich, daß ich die Ursache dieser Leber 
vergrößerung und die daher kommende ödematöse Anschwel 
lung des Unterleibes in einer, schon seit mehreren Jahren 
dagewesenen und nach jedem Erscheinen schnell wider zurück 
getriebenen Urticaria (Nesselfieber) als in einer Metastase auf 
die Leber suchen zu müssen glaube, was mir auch Patient 
sowohl, als hauptsächlich die Eltern bejahten und erklärten, 
daß er allerdings sehr viel mit einem solchen Ausschlage ge 
plagt gewesen sei. 
Aus dem hydro-diätetischen Verein zu Dresden. 
(Sechste, in Nr. 279 der vorjährigen „Dresdner Nachrichten" 
veröffentlichte Ansprache an das Publikum*).) 
Die Natur heilt, — der Arzt hat nur für die Möglichkeit 
dieser Selbstheilung zu sorgen! 
(Natura sanat — medicus curat.) 
Unter den Artikeln, mit denen wir bisher die Aufmerk 
samkeit des Publikums auf die Naturheilkunde, resp. Wasser 
heilmethode, mehr und mehr hinzulenken bemüht gewesen find, 
(s. S. 8, 31, 44, 91 und 121 gegenw. Zeitschrift) wird der 
Artikel IV. unter dem Titel: „das Wasser, ein Heil 
mittel in allen Krankheiten — bei Denjenigen, welche 
für diese Angelegenheit Theilnahme empfinden, also vorzüg 
lich bei Kranken und — wir hoffen es — auch bei Aerzten 
das meiste Interesse, aber auch den meisten Widerspruch ge 
funden haben. 
Wir halten es daher für angemessen, von jener Behaup 
tung ausgehend, unseren weiteren Weg zu verfolgen, und den 
Nachweis zu liefern, warum das Wasser als ein Heilmittel 
in allen Krankheiten gelten könne und müsse; wir wählen 
*) Wir lassen, ehe wir zu den eigentlichen Vorträgen des Ver 
eins übergehen, auch diese sechste seiner Ansprachen an das Publikum 
hier folgen, damit der Gang, den der Verein genommen hat, unseren 
geehrten Lesern ganz bekannt und vielleicht hie und da die Absicht da 
durch angeregt wird, es ebenso zu machen, was wir nur empfehlen 
können, da der hiesige hydro-diätetische Verein sich im vorigen Winter 
einer von Versammlung zu Versammlung wachsenden Theilnahme zu 
rrsreuen hatte, seine Thätigkeit also eine praktisch richtige sein muß. 
aber^ diesen Nachweis auch um so lieber als Grundlage für 
unsere ferneren Bestrebungen dem geehrten Publikum gegen 
über, als er uns gleichzeitig das Mittel und die Gelegenheit 
giebt, nicht blos die erfahrungsmäßigen und jetzt bereits wis 
senschaftlich zu nennenden Fundamentalsätze der Wasser-, resp. 
Naturheilkunde überhaupt vorzuführen, sondern auch den Weg 
zu bezeichnen, durch dessen Betretung sich Jedermann für eigene 
richtige Behandlung von Krankheiten an sich, an den Seini- 
gen, wie an seinen Mitmenschen im Allgemeinen befähigen 
kann. Denn das ist eine der Hauptaufgaben unseres Ver 
eines, zu zeigen, wie der gütige Schöpfer sein größtes irdi 
sches Wunderwerk — den Menschenkörper —• nicht so man 
gelhaft ausgestattet hat, daß es, außerhalb seiner selbst, immer 
und ewig einen Regulator — einen Arzt — zur Ausglei 
chung eingetretener Unordnungen seiner Maschinerie oder Le 
bensvorgänge bedürfte, daß Er vielmehr dieses sein Meister 
stück der Güte, Weisheit und Kunst mit Einrichtungen ver 
sehen hat, welche diesem die Selbstausgleichung der etwaigen 
Abweichungen vom Normalgange vollständig ermöglichen, vor 
ausgesetzt, daß der Besitzer des Wunderwerkes, der Mensch, 
nicht durch Unkenntniß und Thorheiten die Selbstheilung er 
schwert oder unmöglich macht, vielmehr weiß (weil er es wis 
sen kann), was zur Erhaltung der Gesundheit und zu ihrer 
Wiedererlangung, wenn sie verloren gegangen, gehört. 
(£ i Wir werden daher nach und nach zu zeigen versuchen, 
erstlich, welches die naturgesetzlichen Einrichtungen und Be 
dingungen der Selbstheilung unserer Körpernatur sind, wobei 
wir vor allem auf den Instinkt, diese untrügliche Stimme 
bei allen Selbstheilungsversuchen unseres Körpers hinzuweisen, 
dann aber die unter den Namen der Entzündung und des 
Fiebers bekannten Erscheinungen näher zu betrachten geden 
ken, welche als die hauptsächlichsten äußerlich wahrnehm 
baren Formen und Factoren der Naturheilungs-Bestrebungen 
kennen und schätzen zu lernen find. Diese Betrachtung der 
Begriffe „Entzündung" und „Fieber" giebt uns zugleich Ge 
legenheit, die beiden Haupt-Arten aller sogenannter Krankhei 
ten, die acuten und die chronischen, mit ihren Hauptgat 
tungen auf jeder Seite, in's Auge zu fassen und in den 
acuten Krankheitsformen die Heilungsbestrebungen unseres 
Körpers mit den Bedingungen der Heilungsvollführung, in 
den chronischen aber die ohne das Vorhandensein der Be 
dingungen des Gelingens vor sich gehenden Heilungsbestrebun 
gen zu finden. 
Ohne die klare Erkenntniß des fraglichen Fundamental 
satzes aller Krankheitsbeurtheilung und menschlicher Heilungs 
bestrebungen ist eine gesicherte Einwirkung auf den kranken 
Körper nicht möglich, denn es fehlt ihr dann an den natur 
gesetzlichen Ausgangspunkten dazu. Wer die Wahrheit: „daß 
die Natur selbst und nur sie allein das heilende 
Princip ist, nicht vollständig erfaßt hat, ist nun und nim 
mermehr im Stande, eine Krankheit und ihre Leitung richtig 
zu beurtheilen, und deshalb muß und wird es unser erstes 
Bestreben sein, gerade dieser Wahrheit vor Allem Eingang 
bei unseren Lesern und Zuhörern zu verschaffen. Wenn wir 
dies aber erreicht haben werden, wenn die Theilnehmer an 
den von nun an (während Winters) in unserem Vereine be 
absichtigten öffentlichen Vorträgen von der Richtigkeit der 
allerdings schon alten (hippokratischen), aber immer wieder 
aus den Augen gelassenen Wahrheit überzeugt und durch 
drungen sein werden, wenn sie auch das Verständniß der Art 
und Weise, in welcher die Natur ihr Heilungswerk anstrebt 
und vollführt in sich aufgenommen, mithin den Charakter der
	        
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