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Morgen vergnügt erwachten. Welchen großen Nutzen kann
also ein wohleingerichteter Apparat, zumal in Form des Clhsso-
pomps *) haben! Ich rathe jeder Familie zur Anschaffung
desselben, und dringe vorzüglich da darauf, wo die. Beschik-
kung des Arztes in der Nacht schwieriger ist, also auf dem
Lande. Gar oft, wenn ich des Nachts gerufen wurde, packte
ich mein Lavementetui ein, wie der Geburtshelfer seinen Ap
parat, und es wurde mit Glück benutzt, brachte Hülfe auf
der Stelle, während andererseits erst ein Recept verschrieben,
damit nach der Apotheke geeilt und so mindestens eine Menge
Zeit verloren wird.
Bei dem so häufig vorkommenden fatalen Uebel der
Frauen, dem Schleimflusse, sind Einspritzungen unentbehrlich,
und mildere Fälle kann man mit solchen allein schon heilen,
bei heftigen ist natürlich eine durchgreifende Kur nöthig Jene
Einspritzungen aber sind auch dann nöthig, und die Frauen
müssen dieselben selbst appliciren lernen Sie können sich da
durch manche Erleichterung verschaffen, welche schon durch das
beständige Reinigen eintritt. Bei aufgeschwollenem, geschwü-
rigen, leicht blickenden Muttermunde kann nur dadurch Besse
rung herbeigeführt werden. Für die Frau ist also ein Lave
mentapparat, der dann mit einem gekrümmten Mutterrohr ver
sehen sein muß, unentbehrlich, schon der Reinlichkeit im All
gemeinen wegen, und sollte nie von ihr vernachlässigt werden.
Leider ist der Arzt, immer und immer zu ermahnen und auf
solche Dinge aufmerksam zu machen genöthigt. Möchten sich
daher die „Frauen" das an's Herz gelegt sein lassen.
Einspritzungen in die Ohren. Ein wichtiges Mit
tel bei treibenden und laufenden Ohren der Kinder, bei
Schwerhörigkeit von Rheumatismus, bei leicht sich verhärtendem
oder schon verhärteten, trockenen Ohrenschmalze. Wie schon
erwähnt, bedient man sich dazu des lauen Wassers, setzt an
die Lavementspritze ein Hornröhrchen mit feiner Mündung,
wodurch man einen gleichmäßigen, anhaltenden und milden
Strahl erhält. Diese Ohreneinspritzungen haben mir nament
lich bei Kindern immer erheblichen Nutzen gebracht, nicht nur
zur Reinigung, sondern zur wirklichen Heilung der Ohren,
wozu eben Reinhaltung hauptsächlich oft schon hinreicht. Der
feine Strahl bürstet Alles, kleine Körper, Ohrenschmalz rc. her
aus. In einem Falle konnte ich bei einem Knaben eine von
diesem in sein Ohr gesteckte und schon stark aufgequollene
Erbse, nachdem ich mit dem Züngelchen und Löffel vergebens
operirt hatte, nur durch Einspritzungen herausbefördern. Der
feine Strahl drängte sich neben der Erbse doch vorbei, erfüllte
hinter ihr das Ohr mit Wasser und drängte sie nach vorn,
so daß ich sie nun gut erreichen und fassen konnte.
Derselbe feine Strahl, kräftig um das Auge herumge
führt, belebt die dort befindlichen Nerven ungemein, mit lei
serem Druck kann man ihn auf die Lider und in den Augen
winkel, ja selbst in's Auge zwischen Lid und Augapfel gehen
lassen; er befördert dann fremde Körper, Sandkörnchen und
dergleichen heraus.
Bei Geschwüren habe ich den feinen und groben Strahl
des Lavement-Apparates außerordentlich häufig benutzt; er be-
*) Anm- der Redaction. Wir haben oft gesunden, daß
die mit dem Clyssopomp applicirten Klystiere nicht im Darme
behalten werden konnten, wo es doch darauf gerade ankam, sei es
zur Auflösung, sei es zur Aufsaugung; wir schreiben dies dem Umstande
zu, daß die Kästen und Rohre der Clyssopompen oft nicht so hermetisch
sind, als sie es sein sollten, und daher Luft mit in den Körper gebracht
wird, die das Bestreben der Entleerung schneller, als gut, aufnöthigt.
Uns scheinen daher für den gewöhnlichen Gebrauch die gewöhnlichen
Spritzen -außerdem auch ihrer größeren Billigkeit wegen — die em
pfehlenswerteren.
lebt torpide, in ihrer Entwickelung zaudernde Geschwüre unge
mein und bringt, bei zugleich stattfindender! gründlicher Rei
nigung, eine mäßige Entzündung zuwege, wie solche zur Hei
lung der Geschwüre erforderlich ist. Den Höllenstein machen
diese Bespritzungen gänzlich entbehrlich und sind ein bei wei
tem zweckmäßigeres Mittel, als dieser. (Bravo! Die Red)
Was ich hier über den Nutzen einer Handspritze im Haufe
gesagt habe, sind natürlich nichts, als Andeutungen, welche
nur den Zweck haben, zur Anschaffung des fraglichen Appa
rates anzuregen. In vielen Familien findet sich häufig wohl
eine sogenannte homöopathische Apotheke, mit welchen ein
schamloser Handel getrieben wird, vor. aber kein solcher Ap
parat. Nun frage ich Jeden, was will ein nicht Sachver
ständiger mit einer derartigen Apotheke anfangen? Kann er
sie etwa vernünftig anwenden? Nein. Aber mit einer Hand
spritze wird er leicht vertraut, und diese ist mehr werth als
Apotheke. Jedes Instrument muß aber, damit es Dauer habe,
gut gehalten werden, auch das einfachste. Hat man es ge
braucht, so reinige man es, schütze es überhaupt vor Schmutz
und Staub. Den Kolben muß man aus dem Rohre ziehen*),
damit er darin nicht vertrockene und fest an den Wänden des
Rohres anklebe. Oft bekommt man ihn dann gar nicht wie
der heraus, zumal wenn er mit Oel geschmeidig gemacht wor
den ist, welches man zu diesem Behufe nicht anwenden darf,
sondern Talg.
*) Anm. b. Redaction. Nach unseren Erfahrungen ist im
Gegentheil die Belassung des Kolbens in dem Rohre empfehlenswert
ther (natürlich nach vorausgegangener Reinigung desselben, resp. Aus
schüttung des Wasserrestes), weil dadurch die sonst nicht vermeidbare
Austrocknung am vollständigsten verhütet wird. Wir haben auch nicht
gefunden, daß die Einölung des Kolbens, wenn das Oel gut raffi-
nirt ist, leicht zu Verklebungen Veranlassung gegeben hätte Zu er
wähnen wäre auch noch Hier,' daß man sich sehr vor mechanischer Ver
letzung des Rohrs und seiner Spitze zu hüten hat, indem die geringste
Einbiegung im ersteren Ungleichmäßigkeit im Gebrauch oder selbst völlige
Unbrauchbarkeit, im letzteren Undichte der Verbindung mit dem Ein
spritzröhrchen und damit sowohl eine seitliche Bespritzung und Verun
reinigung, als auch — was noch schlimmer — eine Miteinpressuug
von Luft in den Darm zur Folge haben kann, wodurch die beabsich
tigte Wirkung oft ganz unmöglich gemacht wird. Die sorgfältigste
Behandlung der Spritze bei und nach dem Gebrauch und die Aufbe
wahrung in einer Kapsel oder einem Etui empfiehlt sich daher sehr.
Kmnken-Korrespondenz^).
Hr. A. W. in St. an die Redaction.
Mein Sohn Philipp, i l Jahr alt, war bei seiner Geburt ein kräf
tiges wohlgebautes Kind. Als er 2 Monate alt, befiel ihn eine Brust
entzündung, die von meinem allop. Hausarzt durch Anwendung zweier
großer Blutegel geheilt wurde. Seitdem war und blieb sein Aussehen
blaß; bei der sorgsamsten Pflege und den stärkendsten Nahrungsstofsen
(Salep-Wurzel, Arrowroot rc.) gedieh er nicht. Nur Malzbäder hatten
zeitweilig einen günstigen Erfolg. Aber bei den geringsten Veran
lassungen kamen Erkältungen vor, und zeigte sich große Reizbarkeit der
Respirations-Werkzeuge, durch häufigen^ Husten und mehrere wenn
auch leichtere Croup-Anfälle sich bekundend.
In dem Alter von 5 Jahren erkrankte er heftig an einer Bron
chi al-Entzündung, die leider wiederum durch Blutentziehung (Blutegel)
behandelt wurde. Hatte ihn schon vordem ein fast ein halbes Jahr an
haltender Keuchhusten sehr heruntergebracht, so blieb er von da an
schwächlich und siech. Kräftige Kost, aufmerksame Pflege stärkten ihn
zwar wieder; aber trotz der sorgsamsten Bewahrung vor Nord- und
Ostwinden, trotz häufigem Gebrauch von isländ. u. Carragaheen-Moos-
Gewe's wurden Erkältungen und Husten nicht verhütet; sein Aussehen
blieb blaß und welk. Da die Ärzte nnn Blutarmnth diagnosticirten,
*) Anw. d. Red. Da wir ans unserer Kr.-Correspondenz nur
allgemein wichtige Fälle zur Veröfsentl. im N. A. auswählen, so bitten
wir unsere geehrten Leser, diesen Artikeln gef. volle Aufmerksam
keit zuzuwenden, um so mehr, als wir uns später oft auf die darin vor
kommenden hydro-technischen Beschreibungen rc zu berufen haben werden.