Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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Morgen vergnügt erwachten. Welchen großen Nutzen kann 
also ein wohleingerichteter Apparat, zumal in Form des Clhsso- 
pomps *) haben! Ich rathe jeder Familie zur Anschaffung 
desselben, und dringe vorzüglich da darauf, wo die. Beschik- 
kung des Arztes in der Nacht schwieriger ist, also auf dem 
Lande. Gar oft, wenn ich des Nachts gerufen wurde, packte 
ich mein Lavementetui ein, wie der Geburtshelfer seinen Ap 
parat, und es wurde mit Glück benutzt, brachte Hülfe auf 
der Stelle, während andererseits erst ein Recept verschrieben, 
damit nach der Apotheke geeilt und so mindestens eine Menge 
Zeit verloren wird. 
Bei dem so häufig vorkommenden fatalen Uebel der 
Frauen, dem Schleimflusse, sind Einspritzungen unentbehrlich, 
und mildere Fälle kann man mit solchen allein schon heilen, 
bei heftigen ist natürlich eine durchgreifende Kur nöthig Jene 
Einspritzungen aber sind auch dann nöthig, und die Frauen 
müssen dieselben selbst appliciren lernen Sie können sich da 
durch manche Erleichterung verschaffen, welche schon durch das 
beständige Reinigen eintritt. Bei aufgeschwollenem, geschwü- 
rigen, leicht blickenden Muttermunde kann nur dadurch Besse 
rung herbeigeführt werden. Für die Frau ist also ein Lave 
mentapparat, der dann mit einem gekrümmten Mutterrohr ver 
sehen sein muß, unentbehrlich, schon der Reinlichkeit im All 
gemeinen wegen, und sollte nie von ihr vernachlässigt werden. 
Leider ist der Arzt, immer und immer zu ermahnen und auf 
solche Dinge aufmerksam zu machen genöthigt. Möchten sich 
daher die „Frauen" das an's Herz gelegt sein lassen. 
Einspritzungen in die Ohren. Ein wichtiges Mit 
tel bei treibenden und laufenden Ohren der Kinder, bei 
Schwerhörigkeit von Rheumatismus, bei leicht sich verhärtendem 
oder schon verhärteten, trockenen Ohrenschmalze. Wie schon 
erwähnt, bedient man sich dazu des lauen Wassers, setzt an 
die Lavementspritze ein Hornröhrchen mit feiner Mündung, 
wodurch man einen gleichmäßigen, anhaltenden und milden 
Strahl erhält. Diese Ohreneinspritzungen haben mir nament 
lich bei Kindern immer erheblichen Nutzen gebracht, nicht nur 
zur Reinigung, sondern zur wirklichen Heilung der Ohren, 
wozu eben Reinhaltung hauptsächlich oft schon hinreicht. Der 
feine Strahl bürstet Alles, kleine Körper, Ohrenschmalz rc. her 
aus. In einem Falle konnte ich bei einem Knaben eine von 
diesem in sein Ohr gesteckte und schon stark aufgequollene 
Erbse, nachdem ich mit dem Züngelchen und Löffel vergebens 
operirt hatte, nur durch Einspritzungen herausbefördern. Der 
feine Strahl drängte sich neben der Erbse doch vorbei, erfüllte 
hinter ihr das Ohr mit Wasser und drängte sie nach vorn, 
so daß ich sie nun gut erreichen und fassen konnte. 
Derselbe feine Strahl, kräftig um das Auge herumge 
führt, belebt die dort befindlichen Nerven ungemein, mit lei 
serem Druck kann man ihn auf die Lider und in den Augen 
winkel, ja selbst in's Auge zwischen Lid und Augapfel gehen 
lassen; er befördert dann fremde Körper, Sandkörnchen und 
dergleichen heraus. 
Bei Geschwüren habe ich den feinen und groben Strahl 
des Lavement-Apparates außerordentlich häufig benutzt; er be- 
*) Anm- der Redaction. Wir haben oft gesunden, daß 
die mit dem Clyssopomp applicirten Klystiere nicht im Darme 
behalten werden konnten, wo es doch darauf gerade ankam, sei es 
zur Auflösung, sei es zur Aufsaugung; wir schreiben dies dem Umstande 
zu, daß die Kästen und Rohre der Clyssopompen oft nicht so hermetisch 
sind, als sie es sein sollten, und daher Luft mit in den Körper gebracht 
wird, die das Bestreben der Entleerung schneller, als gut, aufnöthigt. 
Uns scheinen daher für den gewöhnlichen Gebrauch die gewöhnlichen 
Spritzen -außerdem auch ihrer größeren Billigkeit wegen — die em 
pfehlenswerteren. 
lebt torpide, in ihrer Entwickelung zaudernde Geschwüre unge 
mein und bringt, bei zugleich stattfindender! gründlicher Rei 
nigung, eine mäßige Entzündung zuwege, wie solche zur Hei 
lung der Geschwüre erforderlich ist. Den Höllenstein machen 
diese Bespritzungen gänzlich entbehrlich und sind ein bei wei 
tem zweckmäßigeres Mittel, als dieser. (Bravo! Die Red) 
Was ich hier über den Nutzen einer Handspritze im Haufe 
gesagt habe, sind natürlich nichts, als Andeutungen, welche 
nur den Zweck haben, zur Anschaffung des fraglichen Appa 
rates anzuregen. In vielen Familien findet sich häufig wohl 
eine sogenannte homöopathische Apotheke, mit welchen ein 
schamloser Handel getrieben wird, vor. aber kein solcher Ap 
parat. Nun frage ich Jeden, was will ein nicht Sachver 
ständiger mit einer derartigen Apotheke anfangen? Kann er 
sie etwa vernünftig anwenden? Nein. Aber mit einer Hand 
spritze wird er leicht vertraut, und diese ist mehr werth als 
Apotheke. Jedes Instrument muß aber, damit es Dauer habe, 
gut gehalten werden, auch das einfachste. Hat man es ge 
braucht, so reinige man es, schütze es überhaupt vor Schmutz 
und Staub. Den Kolben muß man aus dem Rohre ziehen*), 
damit er darin nicht vertrockene und fest an den Wänden des 
Rohres anklebe. Oft bekommt man ihn dann gar nicht wie 
der heraus, zumal wenn er mit Oel geschmeidig gemacht wor 
den ist, welches man zu diesem Behufe nicht anwenden darf, 
sondern Talg. 
*) Anm. b. Redaction. Nach unseren Erfahrungen ist im 
Gegentheil die Belassung des Kolbens in dem Rohre empfehlenswert 
ther (natürlich nach vorausgegangener Reinigung desselben, resp. Aus 
schüttung des Wasserrestes), weil dadurch die sonst nicht vermeidbare 
Austrocknung am vollständigsten verhütet wird. Wir haben auch nicht 
gefunden, daß die Einölung des Kolbens, wenn das Oel gut raffi- 
nirt ist, leicht zu Verklebungen Veranlassung gegeben hätte Zu er 
wähnen wäre auch noch Hier,' daß man sich sehr vor mechanischer Ver 
letzung des Rohrs und seiner Spitze zu hüten hat, indem die geringste 
Einbiegung im ersteren Ungleichmäßigkeit im Gebrauch oder selbst völlige 
Unbrauchbarkeit, im letzteren Undichte der Verbindung mit dem Ein 
spritzröhrchen und damit sowohl eine seitliche Bespritzung und Verun 
reinigung, als auch — was noch schlimmer — eine Miteinpressuug 
von Luft in den Darm zur Folge haben kann, wodurch die beabsich 
tigte Wirkung oft ganz unmöglich gemacht wird. Die sorgfältigste 
Behandlung der Spritze bei und nach dem Gebrauch und die Aufbe 
wahrung in einer Kapsel oder einem Etui empfiehlt sich daher sehr. 
Kmnken-Korrespondenz^). 
Hr. A. W. in St. an die Redaction. 
Mein Sohn Philipp, i l Jahr alt, war bei seiner Geburt ein kräf 
tiges wohlgebautes Kind. Als er 2 Monate alt, befiel ihn eine Brust 
entzündung, die von meinem allop. Hausarzt durch Anwendung zweier 
großer Blutegel geheilt wurde. Seitdem war und blieb sein Aussehen 
blaß; bei der sorgsamsten Pflege und den stärkendsten Nahrungsstofsen 
(Salep-Wurzel, Arrowroot rc.) gedieh er nicht. Nur Malzbäder hatten 
zeitweilig einen günstigen Erfolg. Aber bei den geringsten Veran 
lassungen kamen Erkältungen vor, und zeigte sich große Reizbarkeit der 
Respirations-Werkzeuge, durch häufigen^ Husten und mehrere wenn 
auch leichtere Croup-Anfälle sich bekundend. 
In dem Alter von 5 Jahren erkrankte er heftig an einer Bron 
chi al-Entzündung, die leider wiederum durch Blutentziehung (Blutegel) 
behandelt wurde. Hatte ihn schon vordem ein fast ein halbes Jahr an 
haltender Keuchhusten sehr heruntergebracht, so blieb er von da an 
schwächlich und siech. Kräftige Kost, aufmerksame Pflege stärkten ihn 
zwar wieder; aber trotz der sorgsamsten Bewahrung vor Nord- und 
Ostwinden, trotz häufigem Gebrauch von isländ. u. Carragaheen-Moos- 
Gewe's wurden Erkältungen und Husten nicht verhütet; sein Aussehen 
blieb blaß und welk. Da die Ärzte nnn Blutarmnth diagnosticirten, 
*) Anw. d. Red. Da wir ans unserer Kr.-Correspondenz nur 
allgemein wichtige Fälle zur Veröfsentl. im N. A. auswählen, so bitten 
wir unsere geehrten Leser, diesen Artikeln gef. volle Aufmerksam 
keit zuzuwenden, um so mehr, als wir uns später oft auf die darin vor 
kommenden hydro-technischen Beschreibungen rc zu berufen haben werden.
	        
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