Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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den beabsichtigten Zweck erfüllt. Das Essen von Pfefferkuchen 
und dergl. in Wasserheilanstalten") und der Gebrauch somancher 
anderer Diätmittel, die man anwendet, weist darauf hin. Erfurth 
empfiehlt einen Zusatz von Kochsalz oder Oel zum Lavement. Ist 
Zeit zum Abwarten, so mag das gehen, ist aber nicht viel 
Zeit, so geräth man in Verlegenheit. Es ist durchaus nicht 
zu leugnen, vielmehr vollkommen begründet, daß das Lave 
ment, zumal das kalte, nicht nur bis zum oberen Theile des 
Dickdarmes, sondern durch Reflex sogar bis zum Magen hin 
wirke, während das Wasser gar nicht etwa sehr hoch in den 
Darm gespritzt werden kann. Es steht aber wiederum fest- 
daß der Darm mitunter so unrührig gefunden wird, daß ihn 
ein Lavement gar nicht anzufechten scheint, ja, wo kaum die 
gangbaren Abführmittel etwas vermögen. Ich denke hier nicht 
an die gefährlichen Fälle von Einschiebung der Därme inein 
ander, Verschlingung derselben, Druck auf sie durch eine in 
nere Geschwulst, sondern nur an die bei manchen Menschen 
und im Alter sich nach langer Vernachlässigung einstellende 
Erlahmung der Muskelhaut des Darmes, so daß nichts oder 
nur wenig von der eigenthümlichen wurmförmigen Bewegung 
desselben gemerkt wird. Diese Fälle sind höchst fatal und oft 
so hartnäckig, daß der Arzt in Verzweiflung geräth. Ich er 
innere mich eines Falles bei einem noch jungen Manne, wo 
weder durch Lavements aller Art, noch durch starke drastische 
Arzneien etwas bezweckt wurde. Endlich half hier das Auf 
legen von Schnee auf den Leib, so daß letzterer ganz und 
gar durchkältet wurde; da endlich wurde Bahn gebrochen. 
Diese eiskalten Umschläge sind in hartnäckigen Obstructions- 
fällen wichtige Mittel, denn sie bewirken außerordentliche 
kräftige Reflexe in den Nervenparthieen des Unterleibes 
und bringen die schlaffe Muskelfaser des Darmes zur Zu 
sammenziehung. Ebenso möchte ein scharfer, sehr kalter Strahl 
auf den Unterleib etwas auszurichten vermögen. Letzterer ist 
in der Privatpraxis freilich nicht zu beschaffen. 
Um die Wichtigkeit der Lavements und die Nothwendig 
keit, daß sich jede Familie mit einem guten Apparate dazu 
versorge, einzusehen, will ich seinen Wirkungskreis etwas näher 
beleuchten. 
Zuvörderst ist das Lavement einfaches Entleerungs 
mittel bei einfacher Obstruetion und Hartleibigkeit. Bei Ge 
sunden sowohl, als namentlich bei Kranken ist es wichtige Re 
gel, für tägliche Leibesöffnung zu sorgen, und sie nie über 
2 Tage anstehen zu lassen**). Blutandrang nach dem Kopfe, 
Herzklopfen. Unbequemlichkeiten im Unterleibe und daher rüh 
rende schlechte Laune entspringen außerordentlich häufig aus 
der Unregelmäßigkeit der Leibesöffnung. Wird dieselbe nicht 
beachtet, wie es namentlich häufig bei-Frauen geschieht, die 
ohnedies mehr dazu geneigt sind, als Männer, so verhärtet 
sich der Darminhalt, bleibt fest in den Falten und Ausbuch- 
*) Anm. d. Red. Solches ist in gut dirigirten Anstalten nicht 
geduldet 
* * *) t Anm. d. Red. Nach den Erfahrungen der Naturheilkunde 
bedarf dieser Satz der Modification. Es kommen sowohl in acuten 
Krankheiten Fälle vor (namentlich bei natürlichen Blutverlusten und 
überhaupt hohen Schwächezuständen), wo das längere Gefülltsein der 
Därme, selbst des Dickdarmes, noch allein die nöthige, wenn auch ge 
ringe Ernährung des Körpers vermitteln muß und wirklich vermittelt, 
wie es auch in chronischen Krankheiten (wir verweisen besonders auf 
die Schroth'schen Kuren) häufig sich zuträgt, daß Darmentleerungen 
mehrere Wochen lang ohne Nachtheil des ^Patienten unterbleiben und 
sich oft dann ganz von selbst regeln. Andererseits stimmen wir aber 
dem Herrn Verfasser vollkommen darin bei, daß die Rücksichtnahme auf 
die Darmfunction meistentheils eine höchst wichtige Sache und Vernach 
lässigung derselben bei Gesunden eine sehr schlimme Angewohnheit ist. 
kungm des Darmes hasten und die vielen zähen Speisereste, 
wie Fasern von Gemüse, sehnige Theile des genossenen Flei 
sches, die harte zähe Schale der Hülsenfrüchte, Weinbeeren 
und dergl. bilden harte knollige Massen, die nach und nach 
den Darm ausdehnen, ihn reizen, seine Muskulatur lähmen 
und ihn endlich tief, mitunter unheilbar erkranken lassen; zu 
mal wenn sich jene Massen endlich zu zersetzen beginnen, üben 
sie einen höchst schädlichen Reiz aus, es entsteht langwieriger 
Durchfall, aber trotz desselben bleiben jene verhärteten Massen 
oft an den Wänden kleben und begrenzen einen nur engen 
freien Kanal. Daher gar häufig trotz Durchfall noch auf den 
Stuhl gewirkt werden muß, um die veralteten Massen endlich 
los zu bringen. Hier sind häufige, kräftige Lavements unter 
stützt von reichlicherem Trinken das beste Mittel. Wenn aber 
die Reizlosigkeit des Darmkanals erst bedeutend ist, so rufen 
sie in den oberen Darmparthieen keine Reflexwirkung mehr 
hervor und es tritt die Nothwendigkeit ein, das Wasser mög 
lichst hoch hinauf zu bringen, indem man eine elastische Röhre 
möglichst weit in den Darm hineinzubringen sucht, durch 
welche man dann das Lavement appliciren kann. Ein sehr 
beschwerliches Unternehmen, was nicht immer gelingt. Ich 
kenne einen Herrn, der sich auf seine Weise zu helfen suchte. 
Er hatte eine kleine Pumpe construirt und pumpte damit so 
lange, bis er den oberen Theil des Dickdarmes (den queren 
Tbeil desselben in der Magengegend) sich anfüllen fühlte. Ein 
Experiment, das ich Niemand anrathen möchte, denn durch 
zuviel kann man den Darm leicht übermäßig ausdehnen und 
bedenkliche Wirkungen Hervorrufen. Jenem schadete es zwar 
nichts, doch hat er seine Versuche später unterlassen. Bei 
einem anderen Patienten war Alles vergebens. Er hilft sich 
jetzt durch die stärksten drastischen Arzneimittel, die er in enor 
men Gaben nimmt, aber auch nicht mit sonderlichem Erfolg. 
Der Darm ist ganz gelähmt. Zu helfen wäre noch zur Noth 
durch kalte Douchen, aber dazu entschließt er sich nicht. 
Wie nothwendig es daher ist, die tägliche gehörige Lei 
besöffnung nicht zu vernachlässigen, ist sattsam klar. Das 
kalte Lavement, nebst gehöriger körperlicher Bewegung durch 
Arbeit oder Gymnastik, ist das beste und sicherste Mittel, den 
Darmkanal zu kräftigen und seine Verrichtung normal zu er 
halten. Daß aber auch eine passende Diät dabei geführt 
werden muß, versteht sich von selbst. Die Hauptsache im 
ärztlichen Wirken bleibt immer, das Uebel womöglich zu ver 
hüten, denn wenn es schon arg eingerissen ist, wird die Hülfe 
schwieriger, und je später, desto mißlicher.' Es ist viel ge 
schrieben worden über dieses Capitel und eine Menge Charla- 
tans sind durch den Verkauf ihrer Abführmittel reich gewor 
den, ich erinnere nur an Strahl. — Eine Lavementspritze im 
Hause spart manche Kosten, wenn sie zur rechten Zeit ange 
wendet wird. Großes Aufsehen machte seiner Zeit Kämpf 
durch seine Kräuterlavements. 
Das Lavement ist ferner eines der wichtrgsten Ablei 
tung s mittel von den oberen Regionen des Körpers, Kopf, 
Brust, Magen. Kreyßig wurde durch den Gebrauch der Ab 
führungen ein berühmter Arzt. Er brauchte dieselben nur als 
Ableitungsmittel. Sein Glück in Herzkrankheiten war weit 
verbreitet. Dasselbe Glück kann man durch wohlangebrachte 
Lavements haben. Bei den häufig plötzlich auftretenden fieber 
haften Zufällen der Kinderwelt habe ich allein durch kalte 
Lavements die Krankheit gehoben, sobald nicht ein tiefer lie 
gendes Leiden vorlag. Wie oft bin ich Abends, Nachts zu 
solchen Fieberkranken gerufen worden; ein Lavement brachte 
in den meisten Fällen Ruhe, Schlaf, aus dem sie am andern
	        
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