Dresden,
den 10. Juni.
M 17.
1863.
er Naturarzt.
Korrespondenzblatt für Ireunde naturgemäßer Keilmethoden.
Herausgegeben von vr. W. Mein er t.
(Dresden, KarHer Str. Rr. 3.)
Der „Naturarzt" erscheint jedes Quartal mit 1t) Nummern ä l Bogen; Preis jährlich 2 Thlr. oder 4 Fl. W. W ; Abonnement pränume-
rando V4jährig, halb- oder ganzjährig. Er ist eine erweiterte Fortsetzung des vorjährigen „Wasserfreundes", von dem Exemplare L 2 Thlr. oder
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Zur Gesundheitspflege.
Von W. Keil.
(Fortsetzung.)
Getränke.
Der Körper bedarf zum Zustandekommen seiner Verrich-
tungen, und namentlich zur Löslichmachung und Ueberführung
der festen Nahrungsmittel in Saft, Blut und Gewebe, des
Wassers.- Zwar ist dies schon in großer Menge in den
festen Nahrungsmitteln selbst enthalten, aber es ist außerdem
noch eine besondere Zufuhr von Flüssigkeit nöthig, um die
durch Verdunstung weggeführte zu ersetzen. Zur Einnahme
derselben nöthigt uns der Durst.
Das Wasser ist das natürlichste, einfachste und gebräuch
lichste Getränk und die Grundlage aller übrigen künstlichen.
Es stillt den Durst am besten, kühlt das Blut ab, wirkt er
regend auf die Verdauung, befördert diese, wird schnell dem
Blute zugeführt und ebenso schnell, beladen mit verbrauchten
Stoffen, aus dem Körper ausgeschieden. Aber nicht jedes
Wasser eignet sich zum gesunden Getränk.
Das Wasser der Quellen und Flüsse, welches wir zum
Trinken benutzen, stammt aus der Luft, den Wolken, und der
Reichthum einer Gegend an Master hängt von der Regen
menge ab. Das Wasser an sich besteht zwar nur aus Sauer
stoff und Wasserstoff, allein seine Eigenschaft, die meisten
Stoffe aufzulösen, mit denen es in Berührung tritt, ist die
Ursache, warum es niemals ganz rein, sondern stets mit
Stoffen, wenn auch nur in geringer Menge, vermischt in
der Natur angetroffen wird. Manche dieser Theile sind ihm
nothwendig, un> ein gutes Trinkwasser abzugeben, andere ver
derben es und machen es untauglich, ja schädlich zum Trin
ken. Nothwendig sind: ein gewisser Antheil Kohlensäure
(fixer Luft), denn diese giebt dem Wasser das eigenthümlich
Erfrischende, Belebende, Schmackhafte; ferner gewisse Salze,
welche der Körper braucht und die er auch aus den Nah
rungsmitteln zieht, unter denen das Kochsalz obenan steht.
Fast jedes Wasser hat einen geringen Antheil dieses Salzes.
Außerdem enthält das Quellwaster Kalk, Gips, Thonerde,
Talkerde, Eisentheilchen. Diese mineralischen Stoffe findet
man in den meisten Quellen, und sie sind in geringer Menge
keineswegs schädlich, sondern eher nützlich, denn der Erden,
wie Kalk, Talk, bedarf der Körper in entsprechender Menge
zur Bildung der Knochen. —
- Im gewöhnlichen Leben pflegt man hartes und wei
ches Wasser zu unterscheiden. Ersteres besitzt viele Kalktheile,
die, wenn sie in zu großen Mengen vorhanden sind, das
Wasser schwer machen. Man erkennt solches Wasser bekannt
lich daran, daß, wenn man einige Tropfen auf einem Bleche
oder Scherben erhitzt und verdunsten läßt, ein weißer Fleck
zurückbleibt, ferner, daß Seife sich nicht in ihm auflöst, daß
Hülsenfrüchte in ihm nicht weich werden wollen. Je weniger
mineralische Bestandtheile es enthält, desto leichter, weicher
ist das Wasser.
Das Flußwasser, welches in vielen Gegenden zum Trin
ken dienen muß, ist gewöhnlich weich, enthält aber wenig
Kohlensäure und ist in der Regel matt.
Durch eine Menge verschiedener Ursachen kann das Trink
wasser ungesund werden, und in großen, volkreichen Städten
ist dies sehr häufig der Fall, denn die mancherlei, innerhalb
des Stadtgebietes sich anhäufenden Auswurfsstoffe und Ab
fälle sickern, wenn sie flüssig sind, in die Erde und vermischen
sich mit dem Brunnenwasser, oder werden vom Regen ausge
laugt, aufgelöst und gelangen dann in die Brunnen; so die
Jauche aus Düngergruben, die Abflüsse aus Fabriken, die
nicht selten Gifte enthalten. Die Brunnen in der Nähe von
Begräbnißplätzen, Schlächtereien, Gerbereien, Färbereien, che
mischen Fabriken und allen Anstalten, welche schädliche oder
faulende Abfälle liefern, werden leicht verunreinigt.
Das Fluß-, Teich-, Sumpfwasser, das Wasser der Land
seen, an' sich schon durch eine Menge in ihnen faulender
Pflanzen- und Thierstoffe unappetitlich und unrein, wird es
noch mehr in der Nähe volkreicher Wohnplätze, denn alle Ab
flüsse aus diesen nehmen in der Regel die Flüsse, Teiche und
Seen auf.
Das Regenwasser, welches im Freien (nicht in großen
Städten und auch nicht zu Anfang des Regens) aufgefangen
ist, gehört zu dem reinsten Wasser und kann ein gutes Trink
wasser abgeben, ebenso von der Sonne geschmolzenes Eis
und Schneewasser. Hat es ■ an Sammelplätzen (Cisternen)
aber schon lange gestanden, so wird es unrein und faulig.
Ein gutes Trinkwasser darf weder einen auffallenden
Geschmack, noch Geruch haben, es muß vollkommen hell sein,
Seife leicht auflösen, Hülsenfrüchte müssen in ihm weich ko
chen, es darf nicht zu viel Ansatz an den Kochgefäßen (Pfan
nenstein) bilden.