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sich zu überzeugen, wie viel Wasser hinter den Kolben ging,
was bei einer guten Spritze nie mehr als einige Tropfen
sein darf. Bei Außerachtlassung dieser Regel kommt es öf
ters vor, daß man glaubt, längere Zeit das Klystier richtig
genommen oder gegeben zu haben, während vielleicht mehr
als die Hälfte des Wassers hinter den Kolben ging. Geht
er zu hart, läuft man Gefahr, abzurutschen oder die Spitze
zu tief in den Darm zu drücken.
Ist nach Reinigung des Kolbens derselbe bald wieder in
Unordnung, nämlich daß er rauh läuft, was bei beständigem
Gebrauche gewöhnlich erst nach bis 2 Jähren eintritt,
muß der Kolbenfilz herabgenommen und ganz erneuert werden,
was jeder ordentliche Drechsler versteht.
Eine Klystierspritze ist in der Hydriatik wirklich ein so
wichtiges Hausmöbel, daß jede naturärztlich gesinnte Mutter-
oder Vater sich mit diesem kleinen Möbel und mit den Re
geln, das Instrument praktisch zu handhaben, vertraut
machen sollten.
Der Spargel.
Der Frühling, der der harrenden Menschheit so viele
andere köstliche Gaben entgegen bringt, ist auch der Spen
der der sogen, „jungen Gemüse; eines der frühesten — viel
leicht das früheste — ist der Spargel, ein Gemüse, das
von den Meisten für eine herrliche Delieatefse gehalten, ja
von einigen schon im Winter mit Gold ausgewogen wird.
Das Eßbare des Spargels ist der soeben aus dem Beet
hervorwachsende Stengel der Pflanze; wenn derselbe 3 — 4
Zoll hoch gewachsen ist, schneidet man ihn ebenso tief unter
der Erde schräg ab. Läßt man ihn weiter wachsen, so ver
liert er die weiße Farbe, erreicht Mannshöhe und treibt an
sehr zahlreichen Aesten ganz schmale, spitze Blätter, die Eß
barkeit ist. dann natürlich verschwunden. — Die jungen Sten
gel werden zuweilen bis £ Zoll dick und machen sich so bei
Tische sehr stattlich; besser ist es aber, ihnen durch Abputzen
mindestens | ihrer Stärke zu rauben; der Spargel bildet
dann eine, wenn auch — als Gemüse — nicht sehr nahr
hafte, so doch leicht verdauliche, jedenfalls wohlschmeckende
Speise und kann daher auch Kranken gestatte! werden; selbstver
ständlich muß sich die Zubereitung nach der Krankheit richten.
Nichtsdestoweniger tritt aber dem gewissenhaften Arzte
bei der Gestattung des Genusses für Kranke ein gewaltiges
„Aber" entgegen. Dem Naturarzte gegenüber ist der Spar-
Mediein (?)!*) Er hat nämlich erstens eine urintreibende
Kraft und theilt auch dem Urin einen specifischen Geruch
mit; er wird daher in manchen Krankheiten der Harnorgane
entschieden zu vermeiden, in anderen jedoch gerade als mil
des, diätetisches Mittel zu empfehlen sein. So ist er gewiß
nicht zu gestatten bei Neigung zu Harnblasenentzündung, da
gegen wohl angebracht bei allen denjenigen solchen Krankhei
ten, bei denen die Harnabsonderung schwer oder gar nicht
von Statten geht; so bei Harnblasenlähmung, bei der Stein
krankheit, Wassersucht u. A. m.
Der Spargel besitzt aber noch eine medicinische Eigen
schaft: er erregt den Geschlechtstrieb, wenn auch wohl
nur in sehr geringem Maße. Beide Eigenschaften scheint der
*) Unter „Medicin" versteht der physiatrische Sprachgebrauch
nur solche Chemikalien etc., gegen welche sich der Appetit oder Instinkt
sträubt.
Spargel einem Alkaloid zu verdanken, das die Chemiker in
ihm entdeckt und mit Benutzung des lateinischen Namens des i
Spargels (asparagus) Asparagin genannt haben. Was f
nun die Erregung des Geschlechtstriebes anbetrifft, so ist
unser fragliches Gemüse natürlich bei Neigung zu Pollutionen, ;
bei Rückenmarksaffectionen aller Art u. s. w. Wohl entschieden
zu vermeiden.
So haben wir in Kurzem die guten und bösen Eigey- !
schäften dieser Delicatesse den Lesern vorzuführen gesucht. Ij
Diejenigen von ihnen, welchen er aus den oben angeführten
Gründen nicht gestattet ist, mögen sich immerhin trösten. Die
Spargelzeit ist nur kurz, und ,sie haben daher den Genuß
nicht lange zu entbehren; denjenigen aber, die sich an ihm
erfreuen dürfen, wünschen wir stets eine recht fröhliche und :
ges egnete Mahlzeit! M. L.
Des Naturarztes v. Helfer Leiden und Freuden.
Somatisch-hydriatische Novelle.
(Fortsetzung.)
Wer dem vorabendlichen Gespräch in der ersten Kammer
des Rathskellers von Mölsitz beigewohnt und zugestimmt hatte
— und dies war ja bei Herrn Augustin der Fall — der j
mußte mit Befriedigung bei dieser Predigt wahrnehmen, daß
Herr Pastor Löser die Gelegenheit zu benutzen wußte, um die
Bevölkerung der Umgegend gegen die angeblichen Irrlehren !
des Neuerers, der in Mölsitz eingezogen, zu warnen. Herr
Dr. Helfer wurde dabei zwar nicht mit Namen genannt, aber .
die in prophetischem Schwünge sich bewegende Weissagung !
des Redners, daß dem neuen Bollwerke des alten, bewährten
Glaubens, welches heute eingeweiht werde, ein Sturm, ein
Angriff mit Teufels-Waffen, aus Plutonisch - Neptunischen
Tiefen bevorstehen dürfte, leitete in geeigneter Weise die Auf
merksamkeit der Zuhörer auf den Gegenstand ein, und als er
hinzusetzte, daß die Augen der Gläubigen sich abwenden möch
ten von den Lockungen, mit denen die Zunge des Versuchers
in öffentlichen Blättern sich breit zu machen wage, daß sie
das Bett der Kranken und die Krücken der Schwachen behü
ten möchten vor dem Zauber und Höllenwerke eines Pseudo-
Arztes, der mit dem Körper auch leicht die Seele wegschnap
pen könne — da wußte Jedermann, wenigstens Jeder, der
die Dorfzeitung vom letzten Tage gelesen, wen er meine, und
die Köpfe steckten sich, dies einander zuflüsternd, zusammen.
Ob die Meinung und Abmahnung des Pastors Beifall
fand oder nicht, war freilich während der Predigt nicht zu
erkennen; aber es trat auch ein Ereigniß ein, welches bald
die Aufmerksamkeit der Andächtigen in einer anderen Richtung
so in Anspruch nahm, daß, wenn dadurch auch die Predigt
nicht völlig, doch der Faden des Zusammenhanges für Viele
unterbrochen und der beabsichtigte Eindruck, selbst momentan,
bedeutend geschmälert wurde. Noch mehr aber schlug das
Ereigniß hinten nach zu Ungunsten des Kanzelzweckes aus:
Man hörte nämlich plötzlich den ziemlich lauten Schrei
einer Frauenstimme, gefolgt von dem Ausruf einer männ
lichen: „Mein Gott! was ist das?" und sah alsbald um
den Ort, wo Herr Augustin mit seiner Tochter sich niederge- ,
lassen, eine Gruppe von Frauengestalten sich sammeln. Der
gehörte Aufschrei war von Fräulein Bertha Augustin her-
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