Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

Dresden, 
den 3. Juni. 
M 16. 
1863. 
Der Naturarzt. 
Konejpondenzblaü für Ireunde naturgemäßer Keilmethoden. 
Herausgegeben von vr. W. Meinert. 
(Dresden, Kaitzer Str. Nr. 5.) 
Der „Naturarzt" erscheint jedes Quartal mit io Nummern ä l Bogen; Preis jährlich 2 Thlr. oder 4 Fl. W. W.; Abonnement pränume 
rando V4jährig, halb- oder ganzjährig. Er ist eine erweiterte Fortsetzung des vorjährigen „Wasserfreundes", von dem Exemplare L 2 Thlr. oder 
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Zur Gesundheitspflege. 
Von W. Keil. 
(Fortsetzung.) 
Nahrungsbedürfniß. 
Die Nahrungsmittel sollen in körperliche Theile umge 
wandelt werden, um den durch das Leben ununterbrochen vor 
sich gehenden Verlust an Stoff und Kraft regelmäßig wieder 
zu ersetzen. Die Menge der genossenen Speisen muß daher 
möglichst genau jenem Verluste, also dem Bedürfnisse und den 
Verdauungskräften entsprechen. Dieses Bedürfniß aber ist bei 
den einzelnen Menschen bei weitem nicht gleich groß, es richtet 
sich nach vielen Umständen, in denen der Einzelne sich befin 
det, nach seiner Körperbeschaffenheit, seinem Temperament, 
Geschlecht, Alter, seiner Lebensweise, seinem Gesundheitszu 
stand, seiner Gewohnheit. Magere und große Menschen be 
dürfen mehr Nahrung, als fette und kleine, schlaffe Naturen 
mehr, als reizbare, Männer mehr, als Frauen, Kinder und 
junge Leute verhältnißmäßig mehr, als Erwachsene und Alte. 
Außerdem richtet sich das Nahruugsbedürfniß sehr nach Clima 
und Jahreszeit. Nordländer pflegen mehr zu essen, als Süd 
länder, die äußerst mäßig sind. Im Winter bedarf der 
Mensch, des größeren Wärmeverlustes wegen, mehr, als im 
Sommer. Auch die Lebensart hat großen Einfluß auf das 
Nahrungsbedürfniß. Leute, die viel körperliche Arbeiten ver 
richten, die sich viel im Freien aufhalten, brauchen mehr 
Nahrung, als solche, die eine sitzende Lebensart im Hause 
führen. 
Nahrungsmenge. 
Im Allgemeinen kann der Mensch mit einer verhältniß- 
mäßig sehr geringen Menge Nahrung sein Leben erhalten. 
Man hat berechnet, daß die täglich nöthige Menge noch nicht 
zwei Pfund zu betragen braucht, worin etwa 4— 4J-. Loth 
trockene, stickstoffhaltige und etwa 12 Loth trockene, kohlenstoff 
haltige Substanz enthalten ist. Erfahrungsgemäß genießt aber 
ein erwachsener Mensch täglich etwa 5 — 6 Pfund, worin 
1 — 2 Pfund fester, trockener Stoff und in diesem wieder etwa 
6—7 Loth stickstoffige und 4 — 6 Mal so viel kohlenstofsige 
Substanz enthalten ist. 
Zusammensetzung der Nahrung. 
Nehmen wir an, daß 6 Loth stickstoffhaltige und 30 Loth 
kohlenstoffhaltige Substanz zur täglichen Ernährung eines Er 
wachsenen nöthig sind, so müssen diese durch die zu Gebote 
stehenden Nahrungsmittel beschafft werden. Diese Mengen 
sind enthalten in etwa 1 Pfund' Brot und 1 Pfund (nicht 
ausgebeintem) Fleisch. Das letztere ist leider im Durchschnitt 
für den Einzelnen am knappsten gemessen. Es kamen z. B. 
im Jahre 1853 in Preußen etwa 72 Zollpfund auf den 
Kopf, also ungefähr 6 Loth für den Tag. Hieraus folgt, 
daß die ärmere Volksklasse das Fleisch beinahe ganz entbehren 
muß und nur selten zum Fleischgenuß kommt. Nimmt der 
Mensch durchschnittlich 6 Pfund Nahrung täglich zu sich, so 
können dieselben bei weitem nicht aus den besten Nahrungs 
mitteln, Fleisch und Brot, bestehen; es müssen zum größten 
Theile solche sein, die weniger Nährstoff enthalten, wie Ge 
müse, Kartoffeln. Hält man das Brot als Grundlage der 
täglichen Nahrung fest, so bedarf der Mensch etwas über 
zwei Pfund Brod, um die nothwendige Zufuhr an stickstos- 
figer und kohlenstoffiger Nahrung zu decken, er bedarf etwa 
den sechsten Theil Brot weniger, wenn er dasselbe mit Fett 
bestreicht, er bedarf noch weniger, wenn er die nöthigen sechs 
Pfund Nahrung durch Gemüse ergänzt, welches etwa 1) Pro 
cent stickstoffige, 7 Procent kohlenstofsige Substanz enthält. 
Fügt er hierzu noch 6 Loth Fleisch, so stellt sich das nöthige 
Brotquantum auf etwa 1* Pfund, so daß seine tägliche Nah 
rung durchschnittlich bestände aus 14 Pfund Brot, 6 Loth 
Fleisch, 4 Pfund, 9 Loth Gemüse, 4 Loth Fett. Die Kosten 
dafür würden durchschnittlich 3 Sgr. (?) nicht übersteigen. 
In den Hülsenfrüchten, und für einzelne Gegenden in 
den Fischen, bietet sich ein ziemlich hinlänglicher Ersatz für die 
eigentliche Fleischkost. Von den Pflanzenstoffen kommen erstere 
in ihrem Nährwerthe dem Fleische am nächsten. Dagegen 
bieten die vielgebauten Kartoffeln ein verhältnißmäßig schlech 
tes Nahrungsmittel dar. Ihr geringer Nährstoff wird im 
Verhältniß der Bodenfläche, welche iho Anbau beansprucht, 
viel zu theuer bezahlt. Wenn trockenes Muskelfleisch 15 Pro 
cent Stickstoff enthält, so hat trockenes Mehl 2—3, Hülsen 
früchte 4—5, Wurzelgemüse (Möhren) 1|, Kartoffeln 1A Pro 
cent. Das Stärkemehl und der Rohrzucker enthalten . 43—44 
Procent Kohlenstoff, das Fett 77 Procent Kohlenstoff. 
Damit die dem Körper einverleibten Speisen jenem auch 
wirklich die gehörige Nahrung und Kraft geben, muß nicht 
allein ihre Menge und Beschaffenheit dem Verdauungsvermö-
	        
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