Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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lichen Hausbrunnen, wenn er anders ein reines, frisches, 
von metallischen und erdigen Bestandtheilen nicht gar zu sehr 
überschwängertes (denn einige Bestandtheile dieser Art enthält 
Wohl, außer dem destillirten, jedes Wasser) Wasser giebt, er 
zielt werden, ohne daß man nöthig hat, die Aerzte, die Wirthe, 
die Bettler, und was noch schlimmer ist, die Spielbankunter 
nehmer mit seinem Gelde zu bereichern." — Faßt man nun 
diese hier von Dr. B. aufgezählten und gewöhnlich an Bade 
orten in so schöner Vereinigung auftretenden Umstände zu 
sammen: Wassergebrauch mit angemessener Diät, Be 
wegung und Luft, Freisein von drückenden Ver 
hältnissen und Heiterkeit des Gemüths u. s. w. —, 
ist denn da ein guter Erfolg so sehr zu verwundern? Müßte 
man sich nicht vielmehr wundern, wenn die gewünschte gute 
Wirkung ausbliebe? Darum, man versuche es nur und ge 
brauche anstatt des Mineralwassers gewöhnliches Wasser; 
der gute Erfolg wird —- zumal in Wasserheil-Anstalten, wo 
sich die oben erwähnten günstigen Momente, von selbst zuge 
sellen -- sicherlich nicht ausbleiben. Dieselbe Ansicht über 
das kalte Wasser theilen die Doctoren Sigmund und Joh. 
Sigm Hahn (Vater und Sohn), ferner Theden, Fröh 
lich, Pittschaft, Medicinalrath Reuß u. A. ■— Zum 
Schluß theilen wir noch Folgendes mit. Dr. Baynard er 
zählt, daß eine Person, die jährlich in das eisenhaltige Mine 
ralbad Tunbridge zu reisen pflegte und sich recht wohl dabei 
befand, einstmals aber die Reise unterlassen mußte, eben so 
viel Wasser aus ihrem Hofbrunnen trank, welches ihr dieselbe 
gute Wirkung gewährte. Sie ließ daher über ihren Brunnen 
folgende sehr bezeichnende Aufschrift setzen: 
„Le fer n'est que tromperie, 
L’ean simple conserve la vie.“ 
(Tand ist Eisen für das Leben, 
Wasser nur kann Stärke geben.) 
So viel für heute über die Mineralwasserturen, soweit 
sie scheinbar nur nützlich und ohne Schaden verlaufen; daß 
sie aber mehr oder weniger allemal auch schaden, ja zum Theil 
sehr gefährlich wirken und wirken müssen, darüber ein an 
der Mal. 
Extrakte aus den früheren Protokollen des hydro-diätetischen 
Vereins zu Dresden. 
Lxtract au6 dem Protokoll vom 4. Juli 1863. 
An einem anderen Falle zeigte Herr Martini, wie ein Mann 
von 40 Jahren die schlimmen Folgen einer im vorigen Winter gehab 
ten Erkaltung, heftige, krampfartige Brustschmerzen, fortwährender 
Reiz zum Husten und eine totale Heiserkeit, ungeachtet alles Wider- 
redens, durch einen Kaltwasserumschlag um Kopf und Hals, in einer- 
einzigen Nacht gänzlich beseitigt, und dadurch ermuthigt, später auch 
versucht habe, die unerträglichen, vom Arzte für die Folge blinder 
Hämorrhoiden erklärten Rückenschmerzen durch einen hinten aufgeleg 
ten Umschlag von kaltem Wasser zu bekämpfen. Nach diesem nur eine 
Nacht hindurch gemachten Versuche seien die Hämorrhoiden schon Tags 
darauf fluid geworden und alle Schmerzen verschwunden. 
Km junger Mann hingegen, ein Goldarbeiter, Namens Schwabe 
aus Hildesyeim gebürtig, nach gehabter Erkältung auf einer Reise in 
der sächs. Schweiz sich unwohl fühlend, sei 18 Tage lang von dem hie 
sigen Prof Dr. H.. mit einer unglaublich großen Menge verschiedener 
Pulver und Trinkgläser ganz vergeblich behandelt, und hierauf bei 
steigender Verschlimmerung in das hiesige Clinikum genommen wor 
den. Daselbst habe ihn einer seiner Freunde besucht und, im Zustande 
der äußersten Schwäche, in einem so stark geheizten Zimmer gefunden, 
daß der Gesunde nur einige Minuten lang bei demselben habe ver 
weilen können. Da indeß noch keine Besserung eingetreten, so hätten 
ihn die Aerzte jetzt nach Karlsbad fortgeschickt, von woher er schwerlich 
lebend wieder zurückkommen werde 
Durch eine einfache Behandlung :nit kaltem Wasser würde die 
ses so unbedeutende Uebel wahrscheinlich ohne Schwierigkeit - und in 
kurzer Zeit geheilt worden sein 
Hierauf theilte der Herr Steindruckereibesitzer Rau die an seinem 
8jährigen Sohne Woldemar vor Kurzem gemachten Erfahrungen mit: 
Der Knabe sei, wahrscheinlich in Folge einer Erkältung, von starker 
Fieberhitze und Seitenstechen und Husten befallen worden, und habe 
in der Nacht, bei großem Durste und kurzem Athem, im Schlafe viel 
phantasirt. Durch oft wiederholtes Trinken ziemlich kalben Wassers 
und Einreiben der Brust mit demselben habe sich gegen Morgen das 
Uebel bedeutend gemindert; dann aber habe sich bei wiederholtem Sei 
tenstechen Schmerz im Ohre gezeigt, doch sei jenes den mehrmals er 
neuten Umschlägen von kaltem Wasser auf der schmerzenden Seite ge 
wichen, der Ohrenschmerz aber dem Einträufeln kalten Wassers, wobei 
zuletzt der Knabe im Ohre einen Knall zu empfinden vermeint habe. 
Des Abends habe vor dem Schlafengehen ein kaltes Fußbad bei dem 
während der Nacht mit Pelz * wohlbedeckten Knaben einen starken 
Schweiß hervorgebracht, nach welchem sich derselbe des Morgens wie 
der völlig wohl gefühlt habe und solches auch bis heute geblieben sei. 
Sodann erzählte der, als Gast, anwesende Schneidermeister Herr- 
Müller die Geschichte seiner 24jährigen Krankheit und endlichen Ge 
nesung mittels des Wassergebrauches. 
Seit 1812 war derselbe von immer mehr zunehmender Kurzath- 
migkeit und endlich von den heftigsten, bis zur Bewußtlosigkeit gestei 
gerten Erstickungsanfällen gequält worden Während des täglich und 
nächtlich mehrmals wiederkehrenden und stundenlang anhaltenden 
Krampfes entstand bei der Unmöglichkeit, nur ein einziges Wort zu 
sprechen, ein so lautes Pfeifen beim Athemholen, daß man solches vom 
3. Stockwerk aus unten auf der Erde hörte. Nur knieend oder stehend 
und immer in Gefahr, unter heftigen Schmerzen zu ersticken, mußte 
der arme Leidende die meiste Nacht- und Tageszeit zubringen. 
So lange derselbe sich die Hülfe eines Arztes aus eigenen Mit 
teln zu veeschaffen vermochte, ward er vom.Dr Franke, nach dessen 
Pulvern sich jedoch das Uebel noch verschlimmerte, besorgt, sodann vom 
Oberwundarzt Dr. Gräfe, der ihm durch die Haut ein Haarseil zog, 
welches er 8 Jahre lang getragen hat. Unvermögend, sich durch sein 
Metier nur das Nothdiirftigste zu erwerben, und dadurch in die 
äußerste Armuth versunken, war er jetzt nur froh, 2 Monate lang im 
Stadtkrankenhause und zu verschiedenen Zeiten im Hospitale aufge 
nommen zu werden. In dem traurigsten Zustande mußte er, um 
nicht zu ersticken, nur knieend und auf einen Stuhl gelehnt den Schlas 
abwarten, und solches ganzer 8 Jahre lang, ohne je einmal in einem 
Bette des Nachts, liegen zu können Vergeblich waren auch an ihm 
alle Bemühungen, welche die Äerzte im hiesigen Klinikum zwei Jahre 
lang auf ihn verwendeten, und daher gaben sie auch endlich alle Hoff 
nung, ihm zu helfen, gänzlich auf, in der Meinung, daß hier ein or 
ganischer Fehler des Herzens oder sonst Etwas zu Grunde liege. 
Doch als der Kranke im vorigen Jahre einige Wasserbücher zu 
lesen bekommen hatte und ein ärztlicher Practikant ihn zum Wasser 
trinken ermunterte, so fing er an, da man ihm doch- einmal die Ge 
sundheit für immer abgesprochen, mit der Wasserkur einen Versuch zu 
machen Unter täglich wiedeoholtem Waschen des ganzen Körpers mit 
kaltem Wasser, und dabei fleißig wiederholtem Trinken desselben, An 
fangs bis auf 12 und 14 K. täglich, hat sich bis jetzt das Uebel schon 
soweit verloren, daß nur noch zuweilen der Athem etwas kurz wird, 
alle Erstickungsanfälle aber gänzlich ausgehört haben, und des Nachts 
ein ruhiger, erquickender Schlas ununterbrochen stattfindet, eine Wohl 
that, für die der Kranke Gott nicht genug danken zu können, mit dem 
lebhaftesten Ausdrucke versicherte, und die er nun um so höher schätze, 
da er dieselbe 24 Jahre lang habe entbehren müssen. Auch am Tage 
könne er jetzt seine Geschäfte ungehindert besorgen, und nur des Abends 
stelle sich bei ihm noch regelmäßig einige Schwere in den Gliedern ein. 
Ueber die kalten Wasserumschläge bemerkte auch Herr Milde, 
daß sich die Wohlthätigkeit derselben kürzlich an feinem dreijährigen 
Sohne gar sehr bewährt habe Nach einem gefährlichen Falle nämlich, 
den dieser gethan, sei ihm nämlich das Gesicht und besonders die Nase 
furchtbar aufgeschwollen. Nachdem ihm nun i Stunde lang Umschläge 
mit kaltem Wasser gemacht worden, habe die Geschwulst sich so gänz-
	        
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