Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

Dresden, 
den 21. Mai. 
M 15. 
1863. 
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Der Naturarzt. 
Korrespoxxdexxzblatt für Jremxde naturgemäßer Keilmethoden. 
Herausgegeben von vr. W. Meinert. 
(Dresden, Kaitzer SLr. Nr. 3.) 
Der „Naturarzt" erscheixxt jedes Quartal mit 10 Nummern L 1 Bogen; Preis jährlich 2 Thlr. oder 4 Fl. W. W.; ALomxement pränume 
rando ^4jährig, halb- oder ganzjährig. Er ist eine erweiterte Fortsetzung des vorjährigen „Wasserfreundes", von dem Exemplare L 2 Thlr. oder 
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Zur Gesundheitspflege. 
Von W. Keil. 
(Fortsetzung., 
Bereitung der Speisen. 
Der Mensch ist nicht gewöhnt, seine Nahrungsmittel im 
rohen Zustande zu genießen (nur mit wenigen ist dies der 
Fall, wie mit Obst, Salat, Austern re.), sondern er unter 
wirft sie verschiedener Behandlung, um sie mürbe und weich 
und dadurch genießbarer und zur Verdauung geschickter zu 
machen. Dahin gehört vor Allem das Kochen und Braten, 
ferner das Kleinhacken, Weichklopsen, das Räuchern und Ein 
salzen, welche beide letzteren Behandlungen zunächst behufs 
längerer Aufbewahrung der Lebensmittel unternommen wer 
den. Die Art und der Grad jener verschiedenen Verfahrungs- 
weisen haben erheblichen Einfluß auf die größere oder gerin 
gere Verdaulichkeit der Nahrungsmittel überhaupt und derje 
nigen aus dem Thierreiche insbesondere. 
Zu stark ausgekochtes Fleisch ist bei weitem weniger nahr 
haft, vielmehr hat das Wasser viele Nahrungsstoffe aufgenom 
men, so die Gallerte und Fett und den eigenthümlichen Fleisch 
stoff (Osmazom); die Eiweißstoffe des Fleisches sind zu stark 
geronnen, die Fleischfaser erhärtet und verschrumpft worden. 
Aus diesem Grunde macht zu langes Kochen das Fleisch we 
niger nahrhaft und zugleich schwerer verdaulich. 
Dasselbe gilt von zu starkem Braten. Hierbei wird das 
Fett gesäuert und ranzig, die äußere Fläche des Fleisches wird 
der Verbrennung ausgesetzt und die daher rührenden Producte, 
das sogenannte brenzliche Oel, reizen die Verdauungsorgane 
stärker. 
Ist das Fleisch dagegen zu wenig gekocht oder gebraten, 
so behält es zwar eine größere Nahrhaftigkeit, bleibt aber 
auch schwerer verdaulich. Die Leimstoffe werden nicht hin 
länglich aufgelöst, die Faser wird nicht gehörig erweicht. 
Frisches Fleisch ist leichter verdaulich, als schon in Zer 
setzung übergegangenes. Die letztere Eigenschaft ist am Fleische 
von Wild bei einigen Feinschmeckern beliebt. Allzu frisches 
Fleisch eines eben geschlachteten Thieres ist ebenfalls schwerer 
verdaulich, als eines vor etwas längerer Zeit getödteten, wel 
ches jedoch noch keine Spuren der Fäulniß zeigt. 
Durch das Räuchern wird das Eiweiß und die Faser 
des Fleisches erhärtet, daher schwerer verdaulich, zugleich übt 
die im Rauche befindliche, in das Fleisch übergehende Holz 
säure und der eigenthümliche Rauchstoff (Creosot), welche den 
Schutz des Fleisches vor Fäulniß eben bedingen, einen stark 
reizenden Einfluß auf die Verdauungsorgane aus. 
Beim Einsalzen oder Einpökeln verliert das Fleisch 
einen Theil seines Nährstoffes, welcher in der ungenießbaren 
Salzlake aufgelöst wird. Ueberdies ist nicht zu leugnen, daß 
das Fleisch sich' in einem gewissen Grade zu zersetzen beginnt, 
ehe die volle Durchdringung mit Salz geschieht. Pökelfleisch 
ist daher schwerer verdaulich und weniger nahrhaft. 
Wurst. Höchst wichtig ist das Verarbeiten von Fleisch 
und verschiedenen thierischen Theilen, wie Blut, Leber und 
anderweite Eingeweide, zu Wurst. Gute, d. h. mit Sorgfalt 
bereitete Wurst ist sowohl frisch, als geräuchert, sehr nahr 
haft, obwohl wegen ihres Fettes nicht immer leicht verdau 
lich. Leider wird zu Würsten nicht jederzeit ganz frisches 
Fleisch genommen, zumal zu denen, welche für die Räucherung 
bestimmt sind; außerdem werden häufig viele sehnige, ja knor 
pelige Theile und Schwarten zu Wurst zerhackt, welche dieselbe 
schwer verdaulich und weniger nahrhaft machen 
Die Brühen und Gallerten von Fleisch und anderen 
Thiertheilen find nur.wenig nahrhaft; sie enthalten meist nur 
Leimstoff und Fett. 
Brot. Die Brotbereitung soll den.Nahrungsstoff, wel 
cher im Getreide enthalten ist, möglichst verdaulich und dem 
Geschmacke möglichst entsprechend darstellen. Die im Getreide 
befindlichen Nährstoffe erfahren dadurch eine den Verdauungs 
organen entsprechendere Umwandlung, Erweichung und über 
haupt eine größere Löslichkeit und innigere Mischung. Dabei 
ist aber nöthig, daß die Brotbereitung mit möglichster Sorg 
falt geschehe. Die Haupteigenschaft eines guten Brotes ist 
Lockerheit, welche durch die Gährung mittelst Sauerteig bewirkt 
wird. Schweres, nicht recht ausgebackenes, schliffiges Brot 
ist schwer verdaulich. 
Ein Pfund gutes Roggenbrot enthält etwa 24 Loth 
Mehl, das übrige ist Wasser. 
Das aus dem ungebeutelten Mehle des Roggens und 
Weizens bereitete Brot, wie Commisbrot, westphälischer Pum 
pernickel, ist nahrhafter, als jenes aus gebeuteltem Mehle, 
denn der stickstoffreichste, also nahrhafteste Theil des Kornes 
befindet sich gerade in der Kleie. Auch ist solches Brot kei- 
nesweges zu schwer verdaulich, wie häufig behauptet wird, 
wenn nur die Kleie nicht gar zu grob ist. Eine ganz falsche 
.Ansicht ist es daher,- daß je weißer das Mehl, um so nahr 
hafter es sich verhalte. Denn da nur ■ die Stärke des Kor-
	        
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