Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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meinem Kehlkopfe, bei meiner Schule, meinen so leidend aus 
sehenden Schulkindern —. 
Pastor. Das ist Alles recht schön, aber Sie werden 
etwas lang, lieber Herr Schuldireetor; wollen Sie uns nicht 
mit wenigen Worten nun sagen, wie diese Hochzeitsreise mit 
den Eingangs von Ihnen gesagten Worten zusammenhängt. 
C. Augustin. Ja, mit der Behauptung, daß von die 
ser Reise an die Besserung des Gesundheitszustandes in Molsitz 
datire —. 
Medieinalrath. — und daß es einen großen Unter 
schied zwischen Anwendung und Anwendung von Wasser, 
Wärme und den übrigen sogen. Naturheilmitteln gäbe. 
(Fortsetzung folgt.) 
Krankencorrespondenz. 
1. Herrn Secr. Mp. in F. Sie glauben, lungen 
krank zu sein, und allerdings sind die von Ihnen dafür an 
gegebenen Merkmale (Engbrüstigkeit, hochaufgeschossener, schnel 
ler Wuchs, abgegrenztes Wangenroth, zeitweises Stechen in 
der Brust, öfterer, schmerzhafter Husten mit gelblich 
aussehendem, bisweilen blutigem Auswurf, leicht eintretender 
Andrang des Blutes nach Brust und Kopf re.) die gewöhn 
lich dafür angenommenen Symptome. Von der diesfallsigen 
Uebereinstimmung der Resultate stättgefundener Untersuchun 
gen der Lunge, namentlich des einen Lungenflügels, erwäh 
nen Sie aber nichts, und deswegen vermögen wir (wenn wir 
Ihnen auch ein Verfahren nachstehend angeben wollen, wie 
es geeignet scheint, um Ihnen die geringen Schmerzen zu lin 
dern und überhaupt wenigstens den status quo der jetzigen 
Lungenbeschaffenheit zu erhalten,^ also ein Weiterschreiten des 
Uebels möglichst lange aufzuhalten) das Vorhandensein wirk 
licher, ausgebildeter, gefahrvoller Lungenkrankheit noch nicht 
definitiv anzunehmen. Denn selbst die gründlichsten Untersu 
chungen einer Lungenbeschaffenheit haben schon oft als irrig 
in ihrer Annahme von vorhandener Eitermasse und von so 
und so viel vorgeschrittener Zerstörung der Luftzellen der 
Lungen sich erwiesen; wie viel mehr kann nicht das nur auf 
einigen äußeren Erscheinungen beruhende diesfallsige Urtheil 
falsch sein?! 
Angenommen aber einmal, daß sich in Ihrer Lunge 
wirklich die Disposition- zu krankhafter Ablagerung flüssiger 
Eitermasse, welche deshalb leicht zerstörend und lebensgefähr 
lich wirkt, gebildet Hube, so wollen wir für Sie, wie für 
Alle, welche mit Ihnen in gleicher Lage der wirklich eingetre 
tenen oder doch zu fürchtenden, oft aber auch ganz unnöthig 
angenommenen Erkrankung der Lunge sich befinden, hier an 
geben, was wir für das Geeignetste halten, um dem Fort 
schritt des Uebels entgegenzutreten, es zum- Stillstand, unter 
günstigen Umständen selbst zur völligen Heilung zu bringen. 
— Im Voraus müssen wir aber zu Ihrem, wie zu al? Ihrer 
Leidensgenossen Trost erwähnen, daß die Paarigkeit der 
Lungen schon allein die meisten derartigen Leidenden vor einem 
frühzeitigen Untergange schützen würde, wenn dieselben die 
hierbei zweckmäßige Lebensweise einschließlich des gestatteten, 
ja nöthigen direeten Ableitungsverfahrens kennen und be 
folgen möchten. Denn unter 100 Lungenkranken haben sich nach 
den zeitherigen, durch Seetionen und die auscultatorische Un 
tersuchung (bes. bei Pectoriloquie) festgestellten Erfahrungen stets 
kaum 10 als in beiden Lungenflügeln zugleich mit der 
Krankheit behaftet herausgestellt, gewöhnlich ist es nur die 
eine und zwar vorzugsweise die linke Lunge, welche sich als 
affieirt erweist, und man hat ebenso häufig bei Personen, 
welche notorisch lange Jahre selbst an fluider Lungentuber 
eulose litten, die andere Hälfte völlig gesund bis zum Tode 
sich erhalten sehen, namentlich dann, wenn die betr. Personen 
eine, jede Reizung der inneren Organe vermeidende Lebens 
weise führten und einer Beschäftigung oder Gewohnheit zuge 
than waren, welche sie (wohl mit Schonung vor rauher Wit 
terung — namentlich starken und besonders kalten oder öst 
lichen Windströmungen —), im Uebrigen aber viel oder doch 
regelmäßig in Berührung mit der freien Luft brachte und er 
hielt. Hätte aber die alte Medicin, so, wie es jetzt die Na 
turheilkunde vermag und bestrebt ist, verstanden und gestrebt, 
Unregelmäßigkeiten [in der Blutcirculation auszugleichen, also 
die Ueberfüllung eines Organes mit Blut, und noch dazu 
mit mehr oder weniger krankem Blut, zu verhüten oder zu 
- beseitigen, so hätten die Brustkrankheiten nun und nimmer 
mehr den gefährlichen Charakter annehmen und die große und 
leider jetzt gerechte Besorgniß erregen können, welche sie der 
malen an sich tragen und mit sich führen. Selbst die ererb 
ten Dispositionen für Lungenkrankheit, überhaupt sog. Schwind 
sucht, hätten gänzlich an Bedeutung verlieren müssen, wäre 
die alte Heilmethode menschlicher, edler, d. h. auf Bildung 
des Menschengeschlechts, auf Bereicherung desselben mit der so 
leicht zu erwerbenden Kenntniß der Körperverrichtungen be 
dacht, aber auch geneigt gewesen, die physiologische Kenntniß 
mit den Erfahrungen der Naturheilkunde, d. h. mit der Kennt 
niß von Naturgesetzen in Verbindung zu bringen, von denen 
die Medieinkunde leider entweder bisher gar nichts wußte 
oder von denen sie keine Notiz nahm und wenigstens nicht 
den richtigen Gebrauch machte. — Ein solches oberstes, in 
den Körper-Einrichtungen- hervortretendes Naturgesetz ist das 
der Reaction des Nerven- und Gefäßsystems gegen auf das 
selbe von außen einwirkende K älte-Eindrücke. Dieses Gesetz 
ist der Mediein-Heilkuyde wohl früher nicht unbekannt gewe 
sen; allein sie hat bis zu Prießnitz's und Schroth's Zeiten 
nie einen eigentlichen systematischen Gebrauch davon zu 
machen gewußt und weiß ihn leider jetzt noch nicht davon zu 
machen, will ihn, wie es scheint, auch zum Theil gar nicht 
machen. Und doch ist die richtige Verwendung dieses Ge 
schenkes einer wahrhaft gütigen Gottheit an ihre Menschen 
körper von der weitestgehenden Bedeutung in den meisten 
Krankheiten und so auch in Lungenkrankheiten: Die Ge 
fahr dieser Krankheiten besteht nämlich nicht darin, daß das 
Blut des damit, sei es erblich oder erstmalig, Behafteten 
dyscratisch-tuberculös ist, d. h. von den Blutbereitungsorga 
nen immer erneut so erzeugt wird —; dies kann. sein, kann 
aber, auch nur in das Bereich der Hypothese gehören —: 
nein, die Gefahr liegt nicht im Blute, sondern im anatomi 
schen Bau und in der dadurch bedingten Verrichtungsfähigkeit 
der Lungen selbst. Gesundes, normale Lungen vermögen 
auch ungesundes Blut zu läutern und ernährungsfähig zu ge 
stalten, nicht aber nicht gehörig ausgebildete oder frühzeitig ge 
schwächte Lungen. Anatomische Fehler der Lungenstructur, 
der äußeren Lungenhäute (Lungenbeutel) und der zugehörigen 
Musculatur sind wohl überwiegend der Grund zu nachfol 
genden sogen. Lungenkrankheiten, wenn wir auch nicht abläug- 
nen wollen, daß bisweilen erst durch die Lebensweise des 
Menschen, durch die Dyscrasie seiner Blutbeschaffenheit seine 
Lungen krank gemacht werden mögen. — Ein in seiner
	        
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