Volltext: Der Naturarzt 1869 (1869)

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einige Stunden ins Freie gebracht werden, so möge man doch 
die Kleinen gerne bei ruhigem Wetter und gar bei Sonnen⸗ 
schein trotz einiger Kältegrade der freien Luft aussetzen, na— 
ürlich unter gehöriger Bekleidung namentlich der Beinchen 
und des Leibes. Fallen nun gar in die Winterszeit sonnige, 
sommerwarme Tage, wie es in Wien öfter und auch hier 
hoch oben in der Schweiz vorkommit, wie z. B. gerade heute 
den 26. Dezember 1868, so wäre es gerade eine Versün— 
digung an dem Gedeihen der lieben Kleinen, sie nicht die 
Vortheile des Draußenseins genießen zu lassen. Herr Dr. Götz, 
beziehungsweise Dr. Lihar zik, mögen zwar vorzugsweise 
von ihren verwöhnten Wiener Stadtkindern auf die allge— 
meine Kindesnatur Schlüsse ziehen, dies ist aber entweder 
furzsichtig, oder ungehörig, da der wahre Hygieiniker, und 
als solche schrieben beide Autoren ihr Buch, weniger palliativ 
andernd), als prophylaktisch (vorbeugend) ihre Räthe ertheilen 
sollten. 
S. 120 will Verfasser beim Baden der Kleinen die 
Temperatur des Zimmers gar auf 16-170 R. erhöht wis⸗ 
en. 12130 sind für kräftigere, 14-150 für zartere, an 
Abenswärme aärmere vollkommen genug. Ebendaselbst will 
zuch Verfasser die Kinder aus stärkerem Schweiß heraus nicht 
rasch ins Bad gebracht wissen. Dies ist bekanntlich nach den 
tausend- und hunderttausendfältigen Erfahrungen in den 
Wasserheilanstalten eine veraltete Ansicht, die gar keinen phy⸗ 
fologischen Halt hat. Umgekehrt ist es richtiger, die Kinder 
all trocken uegend, sich abkühlen zu lassen, ihnen den Schweiß 
risch und muthig in einem lauen Bade (25—220 R.) weg—⸗ 
zuwaschen. 
S. 122 will Verfasser die Dauer der Bäder der Klei— 
aen auf 4—! / Stunde ausgedehnt wissen. Dies ist eine 
durchaus unsinnige Bestimmung; 325 Minuten genügen 
vollkommen, das Kind zu reinigen, allseitz zu waschen und 
anzuregen. Andere Zwecke aber hat das rein diätetische Bad 
für die Kleinen nicht. Jene » —Hstündige Dauer zieht 
iicher viele Mal schlimme Folgen, in erster Linie Erkäl⸗ 
tungen nach sich. 
S. 123 will Verfasser dem zum Bade verwendeten 
Brunnenwasser (in Ermangluug des noch bessern Regen- oder 
Flußwassers) jedesmal 122 Loth Seife zugesetzt wissen. 
Wir müssen diesen Zusatz umgekehrt als zu reizend und ver— 
veichlichend, darum nicht blos als unnütz und als Vergeu⸗ 
zung, sondern selbst als unwissenschaftlich und verwerflich 
bezeichnen. 
S. 195 verbietet Verfasser den Wöchnerinnen während 
rauherer Jahreszeit während ganzer 6 Wochen das Zimmer 
zu berlassen. Dieses Verbot geht jedenfalls zu weit, jeden⸗ 
falls für alle nicht verzärtelten und verwöhnten Wöchnerinnen 
und auch selbst für manche und viele Wiener Stadtwöch— 
nerinnen. Verfasser unterschätzt da jedenfalls den stärkenden 
und kräftigenden Werth der frischen freien Luft eines son⸗ 
aigen Wintertages. Ja, sogar im Sommer will er seine 
Wöchnerinnen erst nach Abfluß der 4ten Woche den ersten 
Gang ins Freie machen lassen. Glücklicherweise sind die Laien 
oft unfolgsame Patienten und Verfasser wird bei diesem Rathe 
sicher nur äußerst selten Gehör finden; der Herausg. z. B. ge⸗ 
zeht gerne, daß er seine Frau ungescheut schon, je nach 
Umständen, am éten, 7ten, 8ten Tage nach der Entbindung 
im Sommer oder Winter ins Freie gehen, ja sogar schon 
am 9. Tage ein Vollbad im Bodensee nehmen ließ, und 
dies Alles zum größten Vortheile von Mutter, wie Kind. 
Verfaffser ist ein Freund des Fleisches und aller daraus 
zubereiteten Speisen. Es darf uns drum nicht wundern, ihn 
ogar für die Wöchnerinnen bald nach der Entbindung Hühner⸗ 
uppen und Hühnerfleisch (S. 196 u. 197) verordnen zu sehen. 
Umgekehrt will er den Kleinen während der vollen ersten 
21 Monate durchaus kein Obst dargereicht wissen, „weil die 
genossene Milch durch Obstsäure auf— eine Weise zersetzt 
bird, daß sie schwerer zu verdauen ist und leicht Durchfälle 
rzeugt.“ Verfasser hat seine bezüglichen Erfahrungen, wenn 
s wirklich solche und nicht blos vorurtheilsvoll (a priori) 
usgesprochene Sätze sind, jedenfalls nur an durch Kalbs⸗ 
nd Rindssuppen, durch Kaffee und Eichelkaffee, durch Cacao 
ind Racahout verzärtelten und verwöhnten, nicht aber an 
sesund und naturgemäß aufgewachsenen Kindern gesammelt; 
enn diese leiden nach Obstgenuß so wenig an schwerer Ver⸗ 
auung, als an Durchfall und sie ziehen das Obst obendrein 
ast aller andern Nahrung vor. So läßt mich meine an 
großgezogen Kindern gesammelte Erfahrung sprechen, die, 
weilich bei so gut wie ausschließlich Milch und Brod auf— 
ewachsen, vom ersten Jahre an den in meinen Gärten und 
Anlagen äußerst zahlreich vertretenen Obsthecken und Büschen 
Alsommerlich herumlagern und naschen nach Herzenslust, 
ift von früh bis Nacht ununterbrochen, ungestraft und un— 
efolgt von Verstopfung oder Durchfall. — 
S.338 will Verfasser den an Würmern leidenden 
dindern „täglich einige Loͤffel gutgegohrenes Bier“ gereicht 
vissen. — 
S. 346 u.f. verordnet er scrophulösen Kindern als die 
„Grundlage ihrer Ernährung“ „gebratenes Fleisch“, Vor— 
nittags Rinds- oder Kalbssuppe, oder ein weiches Ei, Mit—⸗ 
ags mit aller Strenge „eine kräftige Rindssuppe“ und we— 
igstens ein 2 Loth schweres Stück gekochtes oder gebratenes 
„Fleisch“, „bevor es etwas Anderes bekommt“. „Erst wenn 
8diese ihm nothwendige Nahrung verzehrt haben wird, gebe 
nan noch etwas zartes Gemüse, ein wenig gekochtes Obst 
der eine Milchspeise“. Zum Abendbrode sollen sie, wie schon 
um Morgenbrode, 2—3 Tassen voll Eichelkaffee mit Milch 
rinken, „es soll aber von Stärkemehl haltigen Dingen, als 
„on Brod, Semmel oder Kipfel nur ein ganz kleines Stück 
ekommen.“ Und da, „wo die Kinder noch später, nach dem 
Abendbrode einen großen Hunger zeigen sollten, beschließe man 
chre Mahlzeiten mit der Verabreichung einer leichten Suppe, 
so daß die Kinder auf solche Weise vorwaltend 
mit Stoffen genährt werden, welche dem Fleische 
parmblütiger Thiere entnommen worden sindl!!!“ 
Man sieht, der Verfasser wandelt in Bezug auf hygi⸗ 
einische, physiologische, ätiologische, pathologische und thera— 
Jeutische Keuntnisse noch in den kleinsten Kinderschuhen einher 
ind Traurigkeit beschleicht den Menschenfreund, wenn er be⸗ 
denkt, daß die gleichen unsinnigen hygieinischen, physiologischen, 
itiologischen, pathologischen und therapeutischen Grundsätze 
zoch ganz allgemein herrschend, noch allüberall in den Kinder⸗ 
uben der Laien, wie auf den Kathedern und in den Lehr— 
hüchern unserer Gelehrten und Aerzte gäng und gäbe sind. 
Kann man sich da noch wundern über das herrschende Elend 
und Siechthum des Volkes, der Völker, der Menschheit? 
Als Vorzüge des Buches wären aufzuzählen: Der Satz 
S. 65. „Federbettunterlagen sind unter allen Verhältnissen
	        
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