Volltext: Der Naturarzt 1869 (1869)

— 
Prof. Dr. mod. Ewald Herig. Vie Selbststeuerung der 
Athmung durch den Nervus vagus. Mittheilung über 
eine von Dr. Jos. Breuer im physiologischen Institut der 
k. k. Josephsakademie ausgeführte Untersuchung. Wien. 
1868. 2 Sorr. 
Eine Arbeit, der verwandte Untersuchungen, wie die 
vorerwähnten Röver'schen, zu Grunde liegen. Sie weisen 
nach, daß die Einathmung und Ausathmung der Lunge sich 
nittels der in ihnen vertheilten Vagusfasern gegenseitig selbst 
regeln, d. h. daß die Einathmung durch Ausdehnung der 
Lungen einen Reiz (mechanischen durch Druck? physikalischen 
durch die Luft? physiologischen durch die Blutgefäße?) auf 
die Vagusfasern bedingt, der schließlich der Inspiration auf 
hrer höchsten Höhe ein Ende macht und somit die Exspira— 
tion wieder einleitet; im entgegengesetzten Sinn vermittelt 
die Exspiration in Folge der mit ihr einhergehenden Ver— 
kleinerung, bez. Verengerung der Lunge auch endlich wieder 
das Nachlassen der Exspiration und leitet damit die Inspi— 
ration ein. Dieser gegenseitig sich ablösende und gegenseitig 
sich bedingende Vorgang beim Athmungsprozeß, begründet in 
der Nerventhätigkeit des Vagus, ist es, welchen der Verf. 
die Selbststeuerung der Athmung durch den M. 
agus nennt. 
Kleinere Mittheilungen. — 
Zur Statistik der Lungenschwindsucht. In allen Pariser 
Spitälern zusammen genommen starben 1866 von 4740 an 
der Lungenschwindsucht Leidenden 2440 (an der noch weit 
nehr gefürchteten Cholera in dem gleichen Jahre von 4970 
aufgenommenen Kranken nur 1679). In den sieben letzten 
Monaten des Jahres 1867 starben von 3237 aufgenomme— 
nen Phthisikern 1595. Der Berichterstatter, Besnier, 
cuft dazu aus: „Also, obgleich alle Jahre Hygieine und 
Therapeutik die unleugbarsten Fortschritte machen (222), scheint 
die Sterblichkeit durch Lungenphthise, „„vor der man lieber 
die Augen zudrückt, als ihr gerade in's Gesicht zu sehen,““ 
— alle Jahre zu wachsen, wenigstens nach den Ergeb— 
nissen der medizinischen Spitalstatistik von Paris 
zu urtheilen.“ 
Wir machen hier nebenbei aufmerksam auf die gang 
und gäbe „medizinische Logik“. Der Glaubenssatz steht fest 
n den Köpfen der Mediziner: „Die Heilwissenschaft, die 
Hygieine und Therapeutik der herrschenden Mediziner macht 
Fortschritte.“ An diesem Dogma darf nicht gerüttelt, ge— 
weifelt werden, obschon die Thatsachen, die statistisch er— 
sobenen mit ihren stummberedten Zahlen das Gegentheil 
agen! Die medizinische Heilwissenschaft macht Fortschritte, 
venn schon die Menschheit ob all des von ihr gelehrten, 
yygieinischen und therapeutischen Unheils hinsiecht, hinstirbt 
und zu Grunde geht — trotz alledem macht sie Forischritte, 
anleugbarste Fortschritte!!! 
Abermals promovirte und doktorirte Marklschreierei. 
Die berühmten Medizinen nach Hien Toung, Kang und Wen—⸗ 
kiang aus Hiago, Ossaca, Tsangantuguruk und Lintsching 
des von uns schon in Nr. 14-15 d. Bl., S. 134, 1869, 
an den öffentlichen Pranger gezogenen Herrn Dr. med. C. 
Greutert, Spezialarzt, in Unterftraß, Zürich, haben scheint's 
hre Wirkung schon gethan beim mittelsüchtigen Publikum 
ind wollen nicht recht mehr ziehen. Unser Marktschreier 
»ersucht's jetzt mit einer neuen Ankündigung. Sie lautet 
Winterthurer Volksblatt, Nr. 96, 1. Dez. 186063. 
Sichere Heilung für Krankke. 
„Die berühmten Medikamente nach Hina, Tourg, Kaisne, 
dang und Wenbiang, besonders Haiostoa, Tangtangex, Hiago 
Ossava, Tsangantiegwrak und Sintsching gegen Fallfucht, 
Zittern, Neuralgien, Blutflüsse, Krankheiten des Mundes 
ind Halses, Herz- und Lungenleiden, der Augen und des 
Behörorgans behandelt brieflich und wendet dieselben mit 
ehr befriedigendem Erfolg an. 
C. Greutert, mod. Dr., 
Spezialarzt. 
Sind auch zu beziehen bei den Herren Pucker in Lem— 
herg und Fr. Neweberg und Sons Nr. 45 St. Pauls-Churoh, 
Yard, London.“ 
Man sieht, auch die promovirte und doktorirte ärztliche 
Kunst geht nach Brod und scheut, wie die unpromovirte und 
andoktorirte der Hoff, Lampe und Genossen, kein Mit— 
cel, um das Knurren des hungrigen Magens und des leeren 
Geldseckels zu beschwichtigen. 
Aerzkliche Bescheidenheit. Als König Heinrich IV. von 
Frankreich den berühmten Vater der französischen Wund— 
irzneikunst, Ambrois Paré, wegen seiner vielen glücklichen 
duren beglückwünschte und das Geheimniß seiner wunder— 
'aren Erfolge wissen wollte, antwortete der eben so beschei— 
dene und ehrliche als verdiente Arzt, getreu nach dem Hippo— 
ratischen obersten Heilgrundsatze (die Natur allein heiht, der 
Arzt behandelt blos): „Sire, je panse les blessures, et Dieu 
os guérit — ich verbinde nur die Wunden, Gott aber heilt 
sie.“ 
Zer Rrebs und der Zleischgenuß. Unter den den Fleisch— 
genuß nahezu oder gänzlich meidenden Hindus ist der Krebs 
eine unbekannte Krankheit. Ebenso wird er auch nur selten 
bei unsern pflanzenfressenden Hausthieren beobachtet, wohin— 
gegen er bei den fleischfressenden eine häufige Erfscheinung ist. 
Weibliche Aerzte. Zur Zeit, im laufenden Winter— 
emester studiren nicht weniger als 15 förmlich immatriku— 
irte, also mit allen gymnasialen Vorkenutnissen ausgerüstete 
unge Mädchen an der Zürcher medizinischen Fakultaͤt. Der 
chweizerische homöopathische Dorfdoktor meint launig dazu: 
päter verheirathet, würden deren Ehegatten 
icher einmal gründlich von ihnen kuräirt wer— 
den. Uebrigens ist die Ausübung der medizinischen Praxis 
»on weiblichen Händen nicht erst ein Vorkommniß dieses 
Jahrhunderts. Schon im vorigen Jahrhundert, wie gleich— 
jalls der Dorfdoktor berichtet, machte Dorothea Ehri— 
ttiane Leporin, die 1715 geborene Tochter eines be— 
annteren Arztes zu Quedlinburg, in Halle das medizinische 
Doktorexamen und wurde 1741 doktorirt. Ihre Disserta— 
tion (Diss. inaug. &xponons quod nimis cito ac jucunde 
curare saepius fiat causa minus tutae curationis*) er— 
schien bald nachher auch in deutscher Uebersetzung. Sie hei— 
) Inaugural⸗ Dissertation, welche nachweist, daß ein allzu—⸗ 
geschwind und angenehm Kurirenwollen oft Ursache eines weniger 
sicheren Kurirens wird. 
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