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diese, die Leber jene Gebilde und Stoffe und Flüssigkeiten
des Blutes, die einen zu Harn, die andern zu Galle u. sew.
bereiten *).
Wir haben die ersten Anfänge aller organischen Zel—
len⸗Bildungsthätigkeit der Thierwelt und des Menschen jeden—
falls in den Blutkörperchen oder Blutzellen zu suchen, die
bekanntlich anfänglich von den die Lymphe zuführenden Ge—
fäßen aus farblos sind und nach und nach erst röͤthlich er—
scheinen. Ob die Blutkörperchen selbst als Zellen in fdie
Bildung neuer Gewebe eintreten, oder nur als die belebten
Gebilde des Blutes die lebendigen Vorgänge in demselben
und den Stoff- und Säfteumsatz in ihm selbst und mit den
zu ernährenden Gebilden vermitteln, ist noch nicht genau
festgestellt 2* J 538
Die Zellen- oder Körperchenbildung im Blute kann zu
Zeiten außerordentlich üppig vor sich gehen, z. B. nach star—⸗
ken Blutverlusten. Ebenso die Zellenbildung, die Ernährung
an und in den verschiedenen Geweben und Gebilden, z. B.
nach anhaltendem Hunger, in der Genesung nach hitzigen
Krankheiten, nach dem Wochenbett u. s. w.
Alles Leben, alle Bewegung, alle Ernährung beruht
auf Gegensätzen, auf Stoffaustausch, auf Wechsel und Aus—
gleich. Das weibliche, mütterliche Ei, gereift bis zur Empfäng—
niß, will zuvor, ehe es sich entwickeln kann, in den Aus—
gleich mit dem mannlichen, vaͤterlichen Samen getreten fein.
Je länger je mehr kommt man dahin, ähnlich wie düch im
Samenstaub der zu befruchtenden pflanzlichen Fruͤchtkörner
im Mannessamen mehr als den bloß äußerlich an das Ei
hinantretenden durch bloße Beruhrung Zleichfain wie mit
Inem Zauderflabe es zum debenermwedenden Befruchtunge—
stoff zu erkennen; nein, gleich wie der Pollen der Pflanze
in den weiblichen Samen der Pflanze hinein sich bettet und
darin nun selbst heranwächst zum eigentlichen keimenden
Samen, das weibliche Fruchtkernchen mehr nur als näh—
rendem Fruchtboden, als Brut- und Bildungsstätte betrach—
tend, so auch bettet sich das lebens- und Zeugungskräftige
Samenthierchen des väterlichen Sanens in das mütterliche
Ei und wird hier als Grundlage des Hirns und Rücken—
marks und Nervensystems das eigentlich Bestimmende, Be—
lebende und Bethätigende im mütterlichen Ei, das so nur
mehr noch als die Keim- und Brut- und Bildungsstätte für
das belebte und belebende Samenthierchen dient. Wir haben
so auch anzunehmen, daß die erste Zelle oder die ersten
Zellen des menschlichen Organismus Hirn- oder Nerven
zellen sind. Erst von ihnen aus wohl bilden sich im als—
daun befruchteten mütterlichen Ei Blutzellen und von diesen
aus auch die mannigfach verschiedenen Gewebszellen: Muskel—
zellen, Knochenzellen u. s. w. u. .w.
Wie Gegensätze zwischen mütterlichem Ei und väter
*) Sehr treffend bekennt auch Wunderlich dies S. 8 seiner
„Pathol. und Therap.“, 2. Aufl. J. Bd.: „Je weiter man neuerer Zeit
in der Detailkenntniß der Molekularvorgänge in Pflanzen und Thie⸗
ren vorgeschritten ist, um so fester wird die Ueberzeugung, daß die—
selben nicht auf blos mechanische und chemische Vorgänge, wie Endos—
mose, Krystallisation u. drgl. zurückführbar sind. — In noch hö—
herem Grade widersetzt sich das Ereigniß der Befruchtung jedem Ver—
suche, eine auch nur entfernte Analogie in der unorganischen Natur
dafür aufzufinden; die Nervenerscheinungen, obwohl häufig mit den
Erscheinungen der Electricität, des Magnetismus uldrgl. verglichen,
haben anerkannter Maßen nur untergeordnete Momente mit diesen
gemein.“ J
lichein Sainen die “ersten befruchtenden und belebenden Mo—
mente für den werdenden Organismus abgaben, so sind es
auch Gegensätze zwischen den Blützellen und, der Blutflüs—
igkeit, zwischen den Gewebszellen und der Gewebsflüssigkeit,
zwischen den Blut- und den Gewebszellen und zwischen der
Blut- und der Gewebsflüssigkeit, welche zum Ausgleich stre—
bend, den Austausch und Umsatz zunächst in Fluß bringen.
Die verschiedenartigen Vorgänge dieses Austausches aber,
Bewegung der Stoffe, Wärme u. s. w., chemische und phy—
sikälische und mechanische Reize also sind es, welche alsdann
die nahezu allüberall mit ein- und angelagerten Nervenzellen
der Nerven treffen, berühren, zu selbsteigenen Bewegungen
und Verrichtungen auxegen zund bethätigen und. soz wieder
alles Nerbenlehen in Gaug setzen uud erhalten.
Wie aus dem Nervenleben im Hirn mit Hülfe der
Sinne und der sie anregenden Außenwelt sich nach und nach
das Geistes- und Seelenleben herausbildet, wie aus der
Physiologie die Psychologie sich abzweigt, gehört nicht in
nsere Abhandlung hier; dagegent ist ihch hervor zuheben, daß,
wie das Nervenleben nur Bestand, Anregung und Bewegung
und stete Neubelebung hat durch-Berührung und Wechsel—
vbirkung mit dem Blut und übrigen Zellenleben, auch umge—
ehrt sein Vorhandensein als Ur- ünd Grundbedingung aller
ohysiologischen Vorgänge auch ganz entschieden wieder ent—
gegen tritt; die einzelnen Nachweise hiefür bis in das letzte
Glied, bis in die äußersten und letzten einzelnenNerven—
rellen hinein fehlen der Raturforschumg freilich noch.
Sehr hübsch entwirft ein neuerer Physiologe (A. Die—
terweg, Entwurf einer Cellular-Physiologie, 1869), daß
zunächst wohl stoffliche Unterschiede zwischen Blutzelle und
Bewebs⸗(Muskel⸗) Zelle es sind, welche die Ausgleiche und
Vorgänge immerhin vorherrschend chemischer, physikalischer
und mechanischer Natur vermitteln, daß aher die Blutzelle
auf die Nervenzelle keine unmittelbare Einwirkung äußere,
ondern nur erst der Vorgang zwischen Blut⸗ und Muskel—
zelle die Nervenzelle aurege und reize und diese umgekehrt,
so angeregt und belebt, erst wieder die Muskelzelle aurege
und zu neuem Austausch mit der Blutzelle bethätige. „Nich
Substanzen — sagt er — nicht Stoffe, sondern cel—
lulare Vorgänge, Vorgänge im Zellenleben sind
es, welche eine Reizung der Zellen erzeugen und
den Fortbestand unterhalten“
Ein anderer Forscher, Remak, wies früher schon nach,
daß das Leben der Zellen selbst schon darum als ein den
todten chemischen und mechanischen Vorgängen der rein stoff⸗
lichen Natur ganz entgegengesetztes sich bekunde, indem sie,
wie das große, aus Zellen sich aufbauende Einzelwesen selbst
auch wieder sich nur aus sich, aus ihres Gleichen erzeugten
und ihre Selbstständigkeit nur mittelbar aus dem todten
Stoffe erlangten und behaupteten.
Diie Lebensfähigkeit und Selbstständigkeit der einzelnen
Zellen ist oft eine merkwürdig zähe. Selbst aus dem or—
ganischen Zusammenhang, aus dem Leben herausgerissen, be—
haupten sie unter günstigen Umständen ihre Bildungsthätig—
keit noch längere Zeit fort. Dem Forscher Rellinghausen
gelang es z. B., indem er sie außerhalb⸗ des Organismus
in die dazu geeigneten Bedingungen, in sogenannte Züch—
aangetammern gehracht. wie se hien die wichte anienn umwan⸗
lungen vollzogen, wie z. Be unter seinen Augen die Um—
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