Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

IV 
Wohin ich mich behufs Materialsbeschaffung wandte, überall fand ich freund¬ 
liches Entgegenkommen und tatkräftige Unterstützung. Das hohe k. k. Handelsmini¬ 
sterium gewährte in zuvorkommendster Weife Aufschlüsse über den Verkehr bei den 
Post- und Telegraphenämtern. Der hochlöbliche Landesausschuß von Schlesien stellte 
Abschriften von Urkunden aus den Jahren 1534, 1548, 1555 und 1604 zur Ver¬ 
fügung und durch das landesstatistische Amt Abschriften aus den Erhebungen für die 
schlesische Landesstatistik. Der hochlöbliche Landesausschuß von Mähren überließ Ab¬ 
schriften von auf Odrau bezughabenden Urkunden aus den Jahren 1561 bis 1646. 
Die löbliche Handels- und Gewerbekammer für Schlesien in Troppau stellte ihre ge¬ 
druckten Berichte sowie spezielle Auszüge über die gewerblichen Betriebe im Bezirke 
zur Verfügung und der löbliche Verwaltungsrat der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn 
übermittelte schätzenswerte Daten über den Verkehr ans der Lokalbahn Zauchtl— 
Odrau—Baulich seit ihrem Bestände. Das löbliche k. k. Bezirksgericht Odrau ge¬ 
stattete die Durchsicht der bei demselben in Verwahrung befindlichen 14. mächtigen 
Bände des alten Odrauer Grundbuches (1543—1850), der alten Grundbücher der 
Dorfgemeinden, des neuen Grundbuches, der Josefinischen Vermessungsprotokolle, der 
Parzellenprotokolle, der Liquidationsbücher und der Urkundensammlung. — Die Herren 
Bürgermeister und die löbliche Gemeindevertretung der Stadt Odrau gestatteten bereit¬ 
willigst die Benützung aller im Besitze der Stadt befindlichen Archivalien und Akten 
und wurden hievon benützt: die Urkundensammlung (1362—1890), die Deputations¬ 
schlüsse bei versammelter Gemeinde (1733—1840), die Sitzungsprotokolle des Ge¬ 
meindeausschusses (1840—1900), das weiße Buch, das Sentenzenbuch, das Magazins- 
Protokollum, das magistratualische Sessionsprotokollum, das Stadturbar, das Pfarr- 
inventar vom Jahre 1804, Pfarrfassionen, die umfangreichen Akten der Prozesse 
zwischen Stadtgemeinde und Pfarrbenefizium und zahlreiche andere Akten, sowie die 
Rechnungsabschlüsse der Odrauer Sparkasse. Die Herren Erbrichtereibesitzer in den 
Dörfern stellten die Urkundenbestände der Erbgerichtsladen, die Herren Genossenschafts¬ 
vorsteher jene der Zunftladen der Bäcker, Fleischer, Kürschner, Leinweber, Müller, 
Schmiede, Schneider, Schuster, Stricker und Tuchscherer, sowie die Protokollbücher 
der Weber und Tuchmacher zur Verfügung. Ferner wurden die Protokollbücher der 
Schützengesellschaft und namentlich der ungemein reiche Bestand an Urkunden, Proze߬ 
akten, Schriften und Protokollbüchern der Schankbürgerlade ausgiebig verwertet. Das 
hochwürdige Pfarramt Odrau gestattete die Durchsicht der Odrauer Pfarrmatriken 
(1610—1800) und jene in Dörfel und Wessiedel die Durchsicht der Pfarrchroniken. 
Die hochwürdigen Pfarrämter in Odrau, Dobischwald, Dörfel, Kunzendorf, Manken- 
dorf und Petersdorf übersandten Mitteilungen über ihre Kirchen und Pfarren für 
den Zeitraum 1848—1900, desgleichen die Bürgerschuldirektion und die Schul¬ 
leitungen in Odrau, Dobischwald, Dörfel, Heinzendors, Groß- und Kleinhermsdorf, 
Kamitz, Kunzendorf, Lausch, Mankendorf, Taschendorf, Wessiedel und Wolfsdorf über 
die Ereignisse in der Schule und in der Gemeinde im gleichen Zeitraume. 
Von einem Schloßarchive kann wohl eigentlich nicht gesprochen werden, wenigstens 
von keinem geordneten, denn als im Jahre 1850 die Gerichtsbarkeit von der Herr¬ 
schaft an das k. k. Bezirksgericht überging, wurden letzterem die schon erwähnten 
alten Grundbücher der Stadt und der Dorfgemeinden, sowie die wichtigsten Akten 
übergeben. Der übrige Aktenbestand aber wurde in die zwei im nördlichen Eck des 
Schlosses befindlichen Kellergewölbe, die einstigen Bauern-Massenarreste, geworfen, wo 
er seither wüst durcheinanderlag. Die Bücher befanden sich zum Teil in Regalen. 
Was von den Akten zuunterst am Boden lag oder an die Wände anstieß, verfaulte. 
Weiters tvurde mancher volle Korb vom alten Schloßwärter zum Einheizen benützt. 
Wieviel auf diese Weise verloren ging, läßt sich nicht ermessen. Zudem ist zu be¬ 
denken, daß Fürst Johann Karl Gottlieb Lichnowsky, der 1778 die Herrschaft Grätz 
erworben hatte, zwei Wagenladungen Bücher, Urkunden und Schriften aus dem 
Schloßarchive in Odrau nach Grätz schaffen ließ, die dann beim Brande des dortigen 
Schlosses vernichtet wurden. Herr Vinzenz Tomas unterzog sich mit Genehmigung
	        
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