Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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und zu stewern neben unserm ganczen vermögen und umb die grosse puxen und 
Pulver unsers egenanten des marggrafen gnaden flehen, von der wegen uns noch 
nicht antwort noch unser pot widerkumen ist, das wir ewr gnad eigentlich mochten 
vortrosten domit. Jedoch so pald sich ewr nrildekeit zu sulcher Berennung fugen 
Wirt, so wellen wir auch unser ganczes mögen unvorsport gern erczaigen.*) 
Die beabsichtigte Berennung von Odrau scheint nun erfolglos gewesen zu sein 
oder unterblieb gänzlich, denn auch in der Folge finden wir Odrau in den Händen 
der Husiten. 
Nachdem die 1429 ernstlich geführten Friedensverhandlungen erfolglos verlaufen 
waren, unternahmen die Husiten 1430 wieder mehrfache Raubzüge. Unter Dobek 
Puchalas Anführung, dem Prinz Sigmund Odrau anvertraut hatte, zogen sie in 
großer Zahl durch das Troppauische, ohne hier zu schaden, da Herzog Przimko einen 
Waffenstillstand mit ihnen geschlossen hatte, verwüsteten der Herzogin von Ratibor 
sieben Dörfer, brandschatzten das Koseler Land, um endlich oberhalb Kosels die 
Oder zu überschreiten, wo ein polnisches Freikorps unter dem Prinzen Sigmund 
zu ihnen stieß, das, von Krakau kommend, vorher das Teschner Gebiet geplün¬ 
dert hatte. 
Am 13. April fiel Beuten in ihre Hände, am 17. Gleiwitz, in welcher Stadt 
sich nun Prinz Sigmund aufhielt unb von dort aus die Nachbarstädte heimsuchte. 
Kreuzburg war zwei Tage vorher von Herzog Bolko d. I. von Oppeln, der es mit 
den Husiten hielt, erobert worden. Dort setzte sich Dobek Puchala, nachdem er das 
Obercommando niedergelegt hatte, fest und zog polnische Verstärkungen an sich. Ein 
zweites Heer unter Welek Kaudelnik von Breznitz zog nach Ungarn, plünderte im 
Wagtale und wandte sich dann nordwärts mit der Absicht, Troppan und Kosel zu 
nehmen, weil Herzog Przimko und andere Fürsten den Frieden, den sie mit ihnen 
eingegangen waren, aufgesagt hatten, während ein drittes Heer unter Procop d. Gr. 
im Brünner Kreise großen Schaden anrichtete und Schloß Sternberg belagerte, 
welches nach acht Wochen von Berchta von Krawarn im Vergleichswege übergeben 
wurde. Hier setzte sich Wilhelm Puklitz von Posoricz fest. 
Prinz Sigmund gieng anfangs 1431, begleitet von Dobek Puchala und anderen 
seiner Anhänger nach Krakau. Während seiner Abwesenheit überrumpelte der Herzog 
von Öls die Stadt Gleiwitz, nahm sie am 4. April ein, tötete einen Teil der 
Besatzung, führte den anderen gefangen nach Kosel und brannte das Schloß nieder. 
Ohne eine Ahnung hievon zu haben, kehrte Prinz Sigmund zurück und wäre ruhig 
in die Höhle der Feinde geritten, wenn ihn nicht einige seiner Anhänger, die ent¬ 
kommen waren und sich abenteuernd herumtrieben, getroffen und gewarnt hätten. 
Er flüchtete von dort nach Odrau, welches die Leute des Dobek Puchala besetzt 
hielten. Als dann am 7. Juni die aus Schlesien zurückgekehrten Hauptleute der 
Taboriten: Jakob von Boskowitz und der Priester Procop, die an der mährisch¬ 
schlesischen Grenze stehenden Husiten: Johann von Cimburg auf Tobitschau, Johann 
von Krawarn auf Titschein, Paul und Johann von Eulenburg, Georg von Krawarn 
auf Helfenstein, Smil von Morawan auf Malenowitz, Latzek von Sternberg auf 
Holleschau, Mladatim von der Bodenstadt und „Abraham, Hauptmann uff 
der Oder", aufforderten, in den Pilsner Kreis zu rücken, zog Prinz Sigmund 
mit seinen Anhängern nach Böhmen ab und focht in der Schlacht bei Tauß als 
Freiwilliger mit. 
Herzog Przimko von Troppau schloß am 28. September 1431 mit den Haupt¬ 
leuten der Taboriten und Waisen: Ottik von Loza, Jan Czapek von Saan und dem 
Priester Procop, einen Waffenstillstand auf ein Jahr, während dessen ein durch das 
Land ziehendes husitisches Heer ohne Verletzung des Waffenstillstandes sich Lebens¬ 
mittel und Futter nehmen bürste. Er und seine Söhne sollten nach Ablauf des 
Jahres das husttische Bekenntnis namentlich in Bezug auf die Kommunion unter 
*) Scriptores rer. Sil.: YI, 49, 50. — Palackp, Urkundenbuch: 1,510, 511, 512.
	        
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