Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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Von Dbtstu aus dürften die Husiten auch Neutitschein eingenommen und ge¬ 
plündert haben. Mährisch-Ostrau brachten sie ebenfalls in ihre Gewalt und be¬ 
setzten es. Da sie anfiengen, auch diese Stadt stark zu befestigen und zu einem 
neuen Stützpunkte zu machen, so rückten Herzog Przimko von Troppau, die Herzogin¬ 
witwe Helene von Ratibor, Herzog Bolko von Teschen, Herzog Kasimir von Auschwitz 
und Herzog Konrad der Weiße am 21. August 1428 aus, um ihnen dies zu wehren. 
Am folgenden Tage teilte Bischof Konrad von Breslau dem Hauptmanne der Sechs¬ 
städte mit, „wie die kätz er von der Oder vnd von andern posatken (Festen) 
von Mehern die Ostra ingenommen vnd besatzt habin", und rief ihn ebenfalls zur 
Hilfeleistung an. Herzog Przimko scheint auch Ostrau in seine Geivalt bekommen 
zu haben, denn von husitischen Streifungen aus jenem Orte wird weiterhin nichts 
vernommen. 
Prinz Sigmund Korybut von Littauen, den man 1427 wegen 
Verrat an der husitischen Sache als Gefangenen auf die Burg Waldstein in Böhmen 
geführt hatte, wurde nach dem verunglückten Versuche seiner Anhänger, die Stadt 
Prag zu nehmen, am 9. September 1428 seiner Haft entlassen und wandte sich 
nach Mähren, um hier neue Kriegsvorbereitungen zu treffen, wobei er die an der 
Grenze Mährens in Schlesien liegende Stadt Odrau zu seinem Aufenthalte erkor. 
Hierüber gibt folgender Brief des Rates von Olmütz vom 31. Oktober 1428 an 
Herzog Albrecht von Österreich näheren Aufschluß. „Hochgeborner Fürste! Geruch 
E. G. zu wissen, das der Puchal am nechstvergangen mitwochs mit Volk vnd 
nemblich mit dem Rewschischen herczogen Sigmunden, den er von Behem herab 
gesnrt hat, gen Thowaczow (Tobitschau) kumen vnd zu margens mit demselben 
herczogen vf Preratv geriten vnd doselbst den von Thowaczow mit dem Smilen 
(Smil von Morawan), die sich entrett (entzweit) hatten, wider voreinet haben, vnd 
von dann für bas vf die Odr (Oder, Odrau) gern kt sein. Vnd wolte got, 
das ir czug verhindert ader sie nidergelegt weren worden, als E. G. im briff berurt. 
Es wer uns armen leinten vnd dem ganzen kreis eine grosse Notdurft, Wan wir von 
wenigen, guten Freunden gewarnt sein, das derselb Rewsisch herczog vmb deswillen 
vf die Odr gefurt und gesatczt ist Warden, das Im teglich aws Polan Volk 
zukummen mag, domit er die Feinde sterker stewern möge, vnd in Behem mit den 
Thaboren verlassen (vereinbart) hat, das sie sich he in diesen kreis vnd nemblich 
für vns vnd die Luthaw (Littau) fugen sollen, so wil er dann auch mit seiner be- 
sampten macht zu In kumen" u. s. w. 
König Sigmund verlangte von König Wladislaw, daß er seinen Untertanen 
Puchala abberufe, was auch versprochen wurde, allein Puchala und Korybut blieben 
trotzdem in Odrau. Herzog Przimko setzte nun alles daran, um die Absichten des Prinzen 
Sigmund zu vereiteln, die Husiten aus Odrau zu vertreiben, und Burg und Stadt 
in seine Gewalt zu bekommen. Er wandte sich auch an die Olmützer um Hilfe und 
Beistellung der Kanonen, doch zeigten dieselben nicht viel Lust dazu, wie aus den 
drei nachfolgenden, im Wortlaute wiedergegebenen Briefen derselben an ihn hervorgeht. 
1. Duci Przemkoni. Hochgeborner rc., unsern bereiten dinst zuvor, als uns 
ewre hochmechtikeit des Petraschen purggrasen von Helfenstein bris abschrift zugesant 
hat und gelewtert, das ewre gnade mit der hochgeborn herczogin von Ratbor eyus 
würden ist zu bereunen die Oder, darczu uns ewre durchleuchtikeit auch 
fordert rc., haben wir nu mermolen ewern gnaden zugeschreben, das wir zu sulchen 
dingen ewern gnaden zu helfen ganz willig und bereit gewesen sein horrunde ewer 
gnaden berennung und besendung bis hieher, nu kumen uns botschaften, das unsers 
Hern des marggrafen gnade gen Brun sich nehent vormeynunde wider die ketczer, 
als man sein gnade Zukunft an unterlaß do wartunde ist, vorsehen uns anders 
nicht, dann das uns seine gnade selbs auch vordern würdet und nutzen, dawider 
uns nicht zu reden ist. Uberdas haben mir von stunde unser botschaft von des 
wegen zu seinen gnaden gevertigt, Wirt dan sach, das mir seiner gnaden Vorderung 
vortragen werden, mir wellen Williküchen ewern gnaden neben unserm vermögen zu
	        
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