Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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Land- und Forstwirtschafts-Gesellschaft und des Bezirks-Obertierarzes Ludwig Freißler, 
eines gebürtigen Odrauers, der Beginn ihrer Tätigkeit im Juni 1899 ermöglicht. 
Zweck der Genossenschaft, welche den Namen „Schlesische Viehzuchtgenoffenschaft 
für den Gerichtsbezirk Odrau, registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung" 
führt und ihren Sitz in Odrau hat, ist die Hebung der schlesischen Viehzucht im all¬ 
gemeinen, namentlich aber die Veredlung der einheimischen Kuhländerrassen durch 
sachgemäße Paarung und Aufzucht sowie Schaffung einer Organisation für den direkten 
Verkauf abzugebender Tiere durch Führung eines Zuchtbuches, aus welchem die Ab¬ 
stammung, Formen und hauptsächlichsten Leistungen der Tiere zu entnehmen sind; 
durch strenge Auswahl (Musterung) und Überwachung der zur Zucht bestimmten 
Muttertiere ; durch Beschaffung rassereiner Zuchtstiere mit schönen Körperformen und 
von verläßlicher Abstammung; durch Kontrolle und Beglaubigung der für die Ein¬ 
tragung in die Zuchtbücher gelieferten Angaben, sowie die Überwachung der bezüg¬ 
lichen Bücher und Listen; durch Belehrungen über Zucht, Aufzucht und Haltung 
von Zuchtvieh; durch Veranstaltung von Ge¬ 
nossenschafts-Tierschauen und durch Aus¬ 
kunftserteilung an auswärtige Käufer, Nach 
dem Stande vom 31. Dezember 1901 zählt 
die Genossenschaft in 13 von 17 Gemeinden 
des Bezirkes 114 Mitglieder, und nach der 
letzten Musterung war der Stand der Herde¬ 
buchtiere: 5 Stiere, 381 Kühe und 170 
Kalbinnen, zusammen 556 Stück. Von der 
Genossenschaft sind 6 Stück Zuchtstiere im 
Ankaufswerte von rund 2600 Kronen auf¬ 
gestellt. Der Erfolg der Genossenschaft kann 
sich naturgemäß erst nach einer Reihe von 
Jahren zeigen; das Wirken derselben be¬ 
rechtigt aber zu den besten Hoffnungen. 
Obmann der Genossenschaft ist Heinrich 
Liebscher, Erbrichtereibesitzer in Mankendorf, 
und dessen Stellvertreter Julius Lux, Grund¬ 
besitzer, Nr. 44 in Dobischwald. Weiter ge¬ 
hören dem Ausschüsse an: Franz Kosak, 
Erbrichtereibesitzer in Dobischwald, Josef 
Beier, Grundbesitzer, Nr. 37 in Kleinpeters¬ 
dorf, und Ernst Stillner, Grundbesitzer, 
Nr. 4 in Großhermsdorf. — In den Ge¬ 
meinden Dobischwald, Heinzendors, Lautsch, 
Mankendorf, Kleinpetersdorf und Taschen¬ 
dorf bestehen gegenseitige Vieh Versicherungen, das sind protokollarische Hilfe¬ 
leistungsverträge, worin sich die Mitglieder gegenseitig verpflichten, bei Notschlachtungen 
das Kilogramm Rindfleisch zu einem bestimmten Betrage abzunehmen und bei Ün- 
fällen den Wert des Stückes zu ersetzen. 
Eine rege Tätigkeit entwickelt auch der schlesische Bienenzüchter-Zweig¬ 
verein Odrau und Umgebung. Derselbe bezweckt, die Mitglieder desselben durch 
Verabfolgung einschlägiger Schriften und Druckwerke zu belehren, sie durch Mit- 
teilungen in den Vereinsversammlnngen und durch Vorträge bei den Wanderver- 
sammlungen mit den neuesten Erfahrungen ans dem Gebiete der Bienenzucht bekannt¬ 
zumachen und dadurch die heimische Bienenzucht zu fördern. Die fortsteigende Be¬ 
völkerung, deren vermehrte Lebensbedürfnisse, die auf die Hebung der Bienenzucht 
gerichteten Bestrebungen anderer Länder und die Förderung der allgemeinen Landes¬ 
wohlfahrt wurden in den Vierzigerjahren die Motive zur Wiederaufnahme der Bienen¬ 
zucht, und zwar umsomehr als bie nach Dzierzvn, Oertl u. a. ins Leben gerufene 
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