Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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der Böhmen zum Widerstande vor. Es gab damals in Böhmen drei Parteien: die 
Katholiken, die gemäßigten Husiten, die nicht jeder Verständigung mit 
Sigmund und der Kirche abgeneigt waren, und die eifrigen Husiten, die eine 
Versöhnung mit der Kirche entschieden ablehnten, im weiteren Kampfe die wichtigsten 
Lehrsätze derselben verwarfen und in politischer Beziehung dem Freistaate und der 
Gütergemeinschaft sich zuneigten. Die Gründung der Stadt Tabor gab dieser Partei 
einen Mittelpunkt und den Namen Taboriten. 
König Sigmund entfernte in Mähren von allen königlichen Ämtern jene, welche 
den Husiten ergeben waren, und besetzte ihre Stellen mit treuen Anhängern des 
katholischen Glaubens. Der Landeshauptmann Peter von Krawarn-Straßnitz fiel in 
Ungnade und mußte sein Amt 
an seinen Vetter Heinrich von 
Plumenau abtreten, der aber 
schon am 1. November 1420 in 
der für König Sigmund un¬ 
glücklichen Schlacht unter dem 
Wyschehrad sein Leben unter den 
Dreschflegeln der Husiten lassen 
mußte, worauf König Sigmund 
Böhmen eilig verließ. Anfangs 
Februar 1421 entstand dann 
mit Unterstützung Peters von 
Straßnitz auf einer Marchinsel 
unterhalb Ungar.-Hradisch ein 
Neu-Tabor, welches der Schrecken 
der Umgegend wurde. Als die 
dort anwesenden Husiten das 
nahe Kloster Welchrad stürmten 
und dieses samt einigen Mön¬ 
chen und der kostbaren Bibliothek 
verbrannten, sammelte Johann der Eiserne, Bischof 
von Olmütz, an dessen Seite wir fortab unseren 
Grundherrn, Georg von Sternberg-Lukow 
auf Odrau, finden, ein Heer und vertrieb 
dieselben mit Unterstützung der Österreicher und 
der von König Sigmund gesandten ungarischen 
Hilfstruppen. Letzterer ließ dann im Herbste des 
Jahres die Güter des Peter von Straßnitz im 
südlichen Mähren durch ungarische Reitergeschwa¬ 
der verwüsten, und Herzog Przimko von Troppau 
brachte den festen Helfenstein in seine Gewalt, 
den Peter erst nach dem Landtagsschlnsse vom 
17. November auf Grund eines Vertrages mit dem Könige wieder erhielt. 
Ein ztveiter Angriff Sigmunds in Böhmen hatte keinen besseren Erfolg als 
der erste; er erlitt bei Deutschbrod 1422 eine abermalige Niederlage und wandte 
sich nach Mähren, wo er die Stadt Wesseli und die Burg Stehnitz (Ostrow), welche 
Haschek von Waldstein vom Olmützer Bistum zu Lehen hatte, belagerte. Als er 
jedoch hörte, daß die Polen unter dem Prinzen Sigmund Korhbut bereits vor 
Olmütz und Mährisch-Neustadt stünden, zog er nach Ungarn ab. Inzwischen be¬ 
gannen unter den Husiten selbst Mißhelligkeiten. Die gemäßigten Husiten trennten 
sich von den Taboriten und die Uneinigkeit wurde so groß, daß sie sich bis zur 
gegenseitigen Bekämpfung steigerte. Mitte des Jahres 1423 fand aber bei Konopischt 
wieder eine Versöhnung der Parteien statt. 
Georg von Sternberg erneuerte am Sonntage nach Pfingsten 1423 als Herr 
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