Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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zweite Zweigfabrik besaß die Firma in Kreuzberg in Böhmen. Da die Fabriksräume 
in Odrau nicht mehr ausreichten, so wurden 1881 zur Unterbringung von neuen 
Webstühlen und Hilfsmaschinen sechs neue Sheddsäle erbaut. Im Jahre 1885 er¬ 
zeugte die Fabrik ausschließlich Gummizüge für Stiefeletten, und zwar 410.000 Meter 
im Werte von 215.000 fl. Sie beschäftigte 29 Männer und 42 Frauen, die für 
300 Arbeitstage ä 103/4 Stunden einen Jahreslohn von 15.720 fl. bezogen. 
Im Jahre 1890 besaß die Fabrik zwei Dampfmaschinen mit 33 Pferdekräften, 
mit welchen sie 36 mechanische Gummiwebstühle, 24 mechanische Stoffwebstühle, 
25 Handwebstühle, 16 Preßmaschinen, 4 Streichmaschinen, 5 Schneid- und Wickel¬ 
maschinen, 6 Walzwerke und Reibmaschinen und 2 Appreturmaschinen betrieb. Sie 
beschäftigte 3 Beamte, ferner 60 Männer und 65 Weiber. Der Verbrauch an Stein¬ 
kohlen betrug 4000 Zentner. An Rohstoff wurden verbraucht: 200 Zentner Kammgarn- 
und Baumwollware, 135 Zentner Gummifäden, 92 Zentner Kautschuk, 940 Zentner 
Terpentinöl und Benzin und 270 Zentner Baumwoll- und Schafwollstoff. Sie er¬ 
zeugte damals 480.000 Meter Gummizüge im Werte von zirka 230.000 fl., die 
zumeist im Jnlande, dann in Deutschland und Italien abgesetzt wurden. Der Absatz 
nach Serbien und Rumänien hatte infolge der ungünstigen Vertragsverhältnisse be¬ 
deutend abgenommen. Da die Appreturmaschinen (zwei Dämpfer, zwei Putz- und 
eine Senkmaschine) den Anforderungen nicht mehr genügten, so wurde für diese 
Zwecke ein neues Gebäude aufgeführt und 1892 die von Jakob Bellak für 5000 fl. 
erkaufte Tuchwalke zur Schaf- und Baumwoll-Strähngarn-Färberei eingerichtet. Hiezu 
werden Streich- und Schleudermaschinen (Zentrifugen) verwertet, die mit Dampf- 
und Wasserkraft betrieben werden. Die Färberei beschäftigt 36 Personen unter 
Leitung zweier Werkmeister. Im Jahre 1893 wurde die aufgelassene Bernhard 
Vogel'sche Tuchfabrik in der Ringgasse gekauft, 1894 um ein Stockwerk erhöht und 
dort mechanische Webstühle eingestellt. Um das Aufblühen der Fabrik hatte sich der 
Chef derselben, Eduard Kohnberger, sehr verdient gemacht, der ein humaner Mann 
und ein großer Wohltäter der Armen war. Als er am 26. Juli 1899 starb, trat 
sein Bruder Salomon Kohnberger an seine Stelle. Die Geschäftslage der Fabrikation 
von Gummizügen für Stiefeletten zeigt seit einigen Jahren einen Rückgang, der haupt¬ 
sächlich mit der Mode zusammenhängt, da statt Gummizugschuhen jetzt meist Schnür- 
und Knöpflschuhe getragen werden. Hemmend wirkte auf die Produktion auch der 
Einfuhrzoll auf Gummifäden ein, der für 100 Kilogramm 1 fl. 50 kr. betrug. Die 
Fabrik erzeugt jetzt Gummiwaren-Webstoffe für Einsätze in Stiefletten, Hosenträger rc. 
und chirurgische Gegenstände. 
DieJogsdorfer Niedermühle übernahm 1873 nach dem Tode des Augustin 
Teltschik dessen Sohn Ferdinand, der nebst der Mühle die Fabrikation von Holzstiften 
und Holzknöpfen betrieb. Diese Mühle übernahm 1880 seine Mutter Theresia Teltschik, 
die sie 1881 ihrem Sohne Emil Teltschik übergab, welcher unter Auflassung des 
Mühlwerkes eine S t e i n n u ß k n o p ff ab r i k einrichtete, die einen großen Aufschwung 
nahm. Im Jahre 1890 waren in derselben 2 Dampfmaschinen mit 50 und 1 Turbine 
mit 25 Pferdekräften im Gange. An Werkseinrichtungen bestanden: 15 Pressen, 
2 Hebelmaschinen, 10 Kreissägen, 12 Poliermaschinen, 16 Loch- und Bohrmaschinen, 
116 Spindelstöcke für Steinnußknöpfe, 10 Schleifmaschinen, 1 Abklopstrommel, I Fär¬ 
berei- und 1 Werkstätteneinrichtung. Die Fabrik beschäftigte 3 Beamte, 3 Meister, 
56 männliche, 136 weibliche und 139 jugendliche Hilfsarbeiter, welche einen Jahres¬ 
lohn von 52.054 fl. bezogen. An Brennstoff wurden verbraucht: 4000 M.-Ztr. Stein¬ 
kohle, 40 M.-Ztr. Holzkohle und 75 Festmeter hartes und weiches Holz. An Rohstoff 
wurde verbraucht: 3 Ztr. Eisenblech, Ztr. Weißblech, 2 Ztr. Zinkblech, 5 Ztr. Pappen¬ 
deckel, 1 Ztr. Lacke, 3800 M.-Ztr. Steinnüsse und 24 Ztr. Schlemmkreide, woraus 
300.000 Gros Steinnußknöpfe erzeugt wurden. Im Jahre 1895 besaß die Fabrik 
eine Dampfmaschine mit 50 und eine Turbine mit 40 Pferdekräften. An Werksein- 
richtnngen bestanden: 33 Hebelpressen, 4 Eisendrehbänke, 1 Stanzendrehbank, 12 Kreis¬ 
sägen, 8 Poliermaschinen, 38 Loch- und Bohrmaschinen, 41 Abklopf- und Scheuer-
	        
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