Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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Verminderung der Erzeugungskosten, letztere die Dtöglichkeit, in der Menge den Er¬ 
satz fitt den durch Preiserniedrigung verminderten Gewinn am Stück zu finden, Man 
sah daher immer mehr Fabriken sich vollständig einrichten, sah sie sämtliche Arbeits¬ 
prozesse in einer Hand vereinigen, und da, >vo die Natur des Stoffes nicht wider¬ 
strebte, Massenerzeugung mit dem besten Erfolge durchführen. Da aber der Schwer¬ 
punkt der Erzeugung im Modestoff, der größte Wert desselben aber in der Neuheit 
lag «üb noch liegt, so war dadurch einerseits die Grenze der Massenproduktion ge¬ 
zogen, und anderseits die Aussichten für das Bestehen und Gedeihen der Fabriken 
mittlerer Ausdehnung erhöht, mittelbar die Arbeitsteilung, wie sie sich infolge tech¬ 
nischer Anforderungen in Lohnfärbereien und -Spinnereien ausprägte, aufrecht zu 
halten. Doch wenn auch der Fabriksbetrieb von mäßiger Ausdehnung neben dem 
alles in sich vereinigenden sich glücklich behauptete und Erfolge gleich diesen erzielte, 
immer war es doch der Fabriksbetrieb, zu dessen Gunsten die Zeit entschieden hatte, 
für immer war die Zeit des kleinen Tuchmachers unwiderruflich dahin. Schon im 
Nohstoffbezuge oft auf schlechteres Garn angewiesen, im Gegensatze zu dem mit 
Maschinen arbeitenden, jeder Erfindung sich bemächtigenden, mit Kapital ausgerüsteten, 
über Kredit verfügenden Großfabrikanten, auf kostspieligere Arbeitskräfte angewiesen, 
außerstande den 
wandelnden Ge- 
schmacksausorde- 
rungen zu entspre¬ 
chen, wurde ihm 
die Konkurrenz 
mehr und mehr 
unmöglich gemacht 
ititb er mußte end¬ 
lich den fruchtlosen 
Kampf aufgeben. 
In Odran, das 
1847 noch 201 
Tuchmacher¬ 
meisterzählte, wa¬ 
ren 1866 nurmehr 
86 Meister mit 
!50Stühlen tätig. 
In diesem Jahre 
wurden 6000 
Zentner rohe Wol¬ 
le verarbeitet, wo¬ 
von 700 Zentner Kolonial- und Odessaer Wolle waren, während der Rest ungarischen 
Ursprunges war und teils von den Fabrikanten direkt in Pest angekauft, teils von den 
einheimischen Händlern zugeführt wurde. Das Verspinnen geschah auf 58 Sortimen¬ 
ten Spinnmaschinen mit 6060 Spindeln, welche größtenteils nur mit der Hand be¬ 
trieben wurden. Das aus diesem Wollquantum erzeugte Garn wurde auf 150 Stühlen 
zu Tüchern, Düffel und Modevelour verarbeitet und lieferte 15.600 Stück ä 25 Ellen. 
Hievon kamen auf den gewerbsmäßigen Betrieb zirka 10.000 Stück, an welchem 
Quantum 83 Meister mit 100 Webstühlen beteiligt waren. Der Rest der Erzeugung 
mit 5600 Stück entfiel auf die drei mit Dampfmaschinen betriebenen Werke des Josef 
Gerlich, Johann Gerlich und Georg Malcher und wurde auf 50 Webstühlen fabriziert. 
Die Tuchfabrik des Franz Zimmermann war schon 1863 eingegangen. Der Ge¬ 
samtwert der Erzeugung betrug zirka 900.000 fl. Der Absatz der Erzeugnisse erfolgte 
nach Wien, Pest und Brünn, zum Teil auch nach der Schweiz und Italien. Die 
hohen Eingangszölle waren jedoch einem lebhafteren Verkehre nach Italien hinderlich. 
Ein nicht unbedeutender Teil wurde auch in die nächste Umgebung verkauft, 
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